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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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Wahnsinnigen zur Ruhe legen, oder einen Geist, wenn nicht da, wo alles begann? Sie würden sich zusammensetzen und miteinander plaudern. Es würde wieder wie in den alten Tagen sein, nur daß keine Schreibmaschine in der Nähe sein würde.
    Asquith steckte im Außenbüro. Plötzlich war Speke sich in diesem Punkt ganz sicher.
    Er wird dort sein.
    Hamilton erreichte das Vordach des Außenbüros und legte die Hand auf den Türknauf. Das Messing war warm. Es war ein warmer, ja, heißer Tag, vielleicht sogar der heißeste seit Monaten, aber er war sich der Lufttemperatur noch gar nicht bewußt gewesen. Er studierte die Erde, das Laub und die abgebrochenen Zweige.
    Er hielt Ausschau nach Fußspuren, konnte aber keine entdecken. Der Knauf entglitt seiner Hand, und er entglitt ihr noch ein zweites Mal. Endlich schaffte es Hamilton, die Tür zu öffnen.
    Athene blickte mit der gewohnten introvertierten Weisheit und ihren klaren Augen auf ihn. Hemingways kurze Nachricht, der Degas, alles sah aus, als sei es erst vor zehn Sekunden hierhingehängt worden auf Anweisung eines Theaterdirektors, der ungeduldig darauf wartete, daß es endlich losging.
    Speke spürte die Präsenz, noch bevor er sie sehen konnte.
    Jedes Detail im Raum schärfte seinen Blick. Mein Vorzeigebüro, dachte er. Es war so wenig für echte Arbeit benutzt worden wie der Tisch und der Stuhl in irgendeiner Seifenoper. Die geschwungene Kaminabdeckung glänzte, und der Feuerhaken schien neuer denn je, als sei Clara noch heute morgen hier mit ihrem Staubwedel am Werk gewesen. Der nackte Fußboden glänzte dort, wo vor Jahrhunderten ein Teppich entfernt worden war.
    Und doch war der Raum nicht gänzlich leer.
    Natürlich nicht, dachte Speke. Ich hatte nie erwartet, daß er leer sein würde. Aber sein Blut wurde zu Stein.
    Da war die Gestalt eines Mannes, halb verborgen hinter den Vorhängen, die bis auf den Boden hinunter reichten. Diese Gestalt war erkennbar so gefangen von dem Ausblick, daß sie nicht einmal grüßte. Die Gestalt blickte hinaus in die Wälder, eine in ein Totenhemd gehüllte Halb-Präsenz. Die Erscheinung bewegte sich nicht.
    »Ich freue mich, dich zu sehen«, sagte Speke, und seine Stimme klang fest.
    Ich bin dir noch immer ebenbürtig, wollte er sagen. Ich kann es noch immer mit dir aufnehmen, Traum für Traum, Akt für Akt, weil ich das ganze Leben habe, während du alle Tricks kennst.
    Keine Bewegung. Der Geist hinter dem Vorhang ließ mit keiner Geste erkennen, daß er verstanden hatte. Wenn überhaupt etwas geschah, dann nur, daß die Vorhänge ein wenig nach innen gedrückt wurden, weil das Phantom sich daran klammerte wie an ein Kleidungsstück. Dann bewegte sich der Vorhang geräuschlos. Ein Spalt tat sich auf und wurde wieder enger. Ein Fuß bewegte sich. Dann begann der Vorhang, sich zu öffnen.
    Die Hand, die den Griff des Dolches hielt, schmerzte, aber seine Hüften konnten sich nicht bewegen.

    Die Gestalt trat hinter dem Vorhang vor. Der Anblick des Gesichtes war es, der Speke glühend heiß werden ließ, der ihn benommen machte, so daß er wußte, er würde nie wieder in der Lage sein, sich zu bewegen oder zu sprechen.
    Vor ihm stand eine Ruine, die Hände voller Blasen, das Gesicht eine einzige Eruption von Wunden, klare Augen in einer zerstörten Maske.

    34
    »Ich werde nicht wieder einsteigen.«
    Sie war selbst vom Klang ihrer Stimme überrascht. Noch nie zuvor hatte sie so geklungen.
    Sie standen jeder auf einer Seite des Wagens. Der Verkehr, der sich bisher so mühsam vorwärts gequält hatte, staute sich jetzt wieder endgültig hinter dem grünen Fiat. Es gab ein Hupkonzert, als der erste Wagen nahe genug herangekommen war und der Fahrer sehen konnte, daß hier kein technisches, sondern ein rein menschliches Problem vorlag, ein Streit. Er drückte sofort energisch auf die Hupe und zeigte ihnen die Faust.
    »Es tut mir leid…« sagte Bell.
    »Es ist mir ernst.«
    Sie hatten beide gleichzeitig gesprochen. Bell gestikulierte und hob die Schultern zum Zeichen des Bedauerns und der Einsicht, sich störrisch verhalten zu haben, aber gleichzeitig war es auch eine Geste, die deutlich signalisierte: Du reagierst unangemessen.
    Aber es war keine Überreaktion ihrerseits. Ihr ganzes Leben war eine einzige Unterreaktion gewesen. Sie hatte all die Jahre in einer distanzierten, ironischen Beschränkung auf sich selbst gelebt, aber jetzt waren ihr ein paar Lichter aufgegangen.
    Sie staunte über sich selbst. Nie hatte sie den Himmel so

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