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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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hell leuchten sehen, nie hatte sie zur Kenntnis genommen, wie rauh die Fahrbahndecke des Freeway war und wie voller Blasen der Teer. Dieser Teil ihres Planeten war rauher, von Autos verunzierter Beton. Nachdem sie einmal so weit gegangen war, fühlte sie sich jetzt frei. Sie hatte den friedfertigen Ausdruck auf den Gesichtern von Unfallopfern gesehen, die nicht oder nicht schwer verletzt worden waren. Sie brauchten auf einmal nach irgendwo mehr zu hasten. Sie konnten sich einem plötzlichen Gefühl der Erleichterung überlassen: Ein Plan war weiter nichts als reine Luft. Die Realität konnte alles und jedes umdrehen oder vernichten und es einem gleichzeitig bewußt machen.
    Wie sie da in dem kühlen Luftzug unter der brennenden Sonne stand, während rechts und links die Autos vorbeifuhren, begriff sie auf einmal, wie wenig sie ihr Herz bisher verstanden hatte. Ich werde mein Leben ändern, dachte sie. So einfach war das: Was ich einst gewesen, will ich nicht länger sein.
    Sie war überrascht über die Kraft, mit der sie sich dieses Versprechen gab. Da gab es nichts mehr von diesem sich selbst nährenden Skeptizismus.
    Das alles war vorbei. Ich werde nie wieder dieselbe sein.
    Ein Verkehrshubschrauber blubberte über dem Horizont. An ihrem Ellenbogen erkundigte sich ein Autofahrer, ob sie vielleicht Hilfe brauche. Aus irgendeinem Grund klang seine Frage, als habe er medizinische Hilfe anzubieten oder vielleicht noch etwas Dramatischeres. Sah sie denn dermaßen derangiert aus?
    »Nein, aber trotzdem vielen Dank«, sagte sie, als befände sie sich auf einer Cocktailparty und versuche, ein bißchen SmallTalk zu machen. »Mir fehlt nichts.«
    Und dann überkam sie doch wieder der Selbstzweifel, ihr alter Schatten. Aber er wußte, daß er besiegt war. Der Umstand, daß sie hier mitten auf dem Freeway stand, hatte ihn einfach abgeschafft, in Urlaub geschickt. Ihr altes sanftes Selbst stand unter Arrest, aber noch hatte es eine Stimme.
    Ganz ehrlich, Sarah, du kannst dich nicht einfach so in eine völlig andere Person verwandeln, hätte ihre Mutter jetzt gesagt.

    Wirklich. Ihr Superego überschattete sie, eine Schatten-Mutter, die nie schweigen würde, und wenn sie auch längst begriffen hätte, daß sie den Kampf verlieren würde. Nach und nach begann die Mutter-Stimme, die Oberhand zu gewinnen. Sie bohrte nicht mehr länger. Sie flehte. Ihr neuer, heller Tag war in Gefahr, in einer Lüge unterzugehen.
    In der Ferne zuckte ein Blaulicht; ein Rettungswagen bahnte sich seinen Weg. So oft hatten ihr in der Vergangenheit solche Lichtzeichen persönlich gar nichts bedeutet. Irgendein anderer, hatten sie ihr immer gesagt, sei in Schwierigkeiten. Innerlich hatte sie immer gejammert im Angesicht einer dahinrasenden Ambulanz, aber bis zur Stunde war sie ja auch noch nie in einer Situation wie dieser gewesen. Mit einem leichten Schauder erkannte sie in der Ferne die Umrisse eines Streifenwagens der Autobahnpolizei.
    Ich, erinnerte sie sich, bin selbst der Notfall.
    Sie ließ sich auf den Sitz gleiten und schlug die Tür hart hinter sich zu.
    Einen Augenblick lang spürte sie die Versuchung: Schließ ihn einfach aus. Es geschähe ihm nur recht. Ein solches Verlangen paßte ganz und gar nicht zu ihr, und doch war es da.
    Er stieg mit einem dankbaren Gesichtsausdruck wieder ein und winkte den Autos hinter ihm zu, daß sie, jawohl, bald alle wieder in Bewegung seien und daß, jawohl, daß er wisse, daß sie alle geduldig hinter ihm gewartet und sie beide hier verflucht hatten. Bell, zivilisiert und männlich, schob den Gang hinein, um den Wagen wieder in Bewegung zu setzen –
    und würgte den Motor ab.
    Er machte aus seiner Entschlossenheit, nicht mehr zu reden, eine echte Show. Was immer sie gefühlt hatte, was immer sie auch jetzt fühlen mochte, ihm war es recht. Er würde sich nur noch aufs Autofahren konzentrieren.

    Bell war über seine Beifahrerin erschreckt, seine Geliebte, die Frau, von der er angenommen hatte, er kenne sie. Er hatte ein ganz seltsames Gefühl im Magen. Aber es war nicht nur die Selbstsicherheit, die sie auf einmal ausstrahlte, die ihn sich schlecht fühlen ließ. So etwas machte man einfach nicht. Sie hatte den ganzen Verkehr aufgehalten. Die Schandtat, sich einfach außerhalb des Autos hinzustellen, dieser Verstoß gegen die Verkehrsregeln und sich mit untergeschlagenen Armen mitten auf die Fahrbahn zu stellen, das verschlug ihm schlicht die Sprache.
    Und sie hatte so vernünftig geschienen. Sie hatte ihn

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