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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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kann. In ihrem Dunstkreis fühlte sich ein jeder aufgefordert, hart zu arbeiten, nur um nicht hinter ihr zurückstehen zu müssen. Aber sie irritierte mich auch. Sie war so langsam und so besonnen bei allem, was sie tat. Sie war so aufreizend methodisch in ihrer Arbeitsweise, daß sie manchmal sogar zu den Opfern irgendwelcher Schießereien hinlief, um diese zu fragen, wie sie sich buchstabierten. Und ewig hing sie am Telefon. Das brachte mich fast um den Verstand. Aber sie war verdammt gut in ihrem Job. Eigentlich war sie die treibende Kraft, daß ich das Buch über Speke schreiben solle. Und sie hat mir auch einige Arbeitsproben von ihm geschickt, die alten Tonbänder, die ich ja schon erwähnt habe.«
    Sarah hätte fast die Augen gerollt. Noch nie hatte sie einen so prosaisch nüchternen Mann kennengelernt.
    »Ich kannte sie beruflich. Hin und wieder haben wir ein Bier zusammen getrunken.«
    Ein gelber und ein grüner Wagen fädelten sich vor dem Fiat ein. Bell hatte die fabelhafte Idee, die Hupe zu betätigen, und das schien das Taxi als Aufforderung aufzufassen, sich noch weiter vorzudrängen.
    »Sie kannte Speke und Asquith«, fuhr Bell fort, »damals, in den alten Zeiten, als sie alle noch in North Beach lebten. Ganz für sich selbst entwickelte sie eine Theorie, daß der grundsolide, energiegeladene Speke nicht das Stück Stripsearch geschrieben haben konnte. Sie hatte sie beide gekannt, und sie erinnerte sich an Asquith als jemanden, der zurückhaltend bis zum Exzeß war, während Speke immer seine schützende Hand über ihn gehalten hatte, im übrigen aber der Welt sehr viel mehr zugetan war. Asquith war das Genie, hatte sie immer gedacht, und Speke war der Mann, der etwas bewegte. Das war immer mehr so ein Gefühl gewesen, das sich auch in einigen Artikeln niedergeschlagen hatte, deren Tenor übereinstimmend war: Wie, wenn Speke dieses Stück gar nicht geschrieben hätte?«
    »Und diese Theorie hat sie so aus blauem Dunst heraus entwickelt?«
    »Sie ist gewieft.«

    »Das klingt mehr als gewieft. Das klingt eher psychopathisch.«
    »Sie sagte, das sei ein Gedanke, der jedem kommen müsse, der die beiden gekannt habe. Sie hat nicht weiter darüber nachgedacht, weil es ihr zu offenkundig schien. Ganz offenbar hatten schon ein oder zwei Leute etwas über eine mögliche Zusammenarbeit der beiden berichtet.«
    »Wo? Wer?«
    Er hob die Schultern. »Jedenfalls hat Jessica das gesagt.«
    Der Verkehr schleppte sich mühsam wie eine böse Karikatur des Fortschritts vorwärts. »Seit ein paar Jahren«, erzählte Bell weiter, »lebt sie jetzt in New York. Da hat sie einiges nachgelesen – die städtische Bücherei von New York beherbergt einige Kubikmeter Literatur über Speke. Über Asquith ist dort gar nichts zu finden. Da hat sie sich natürlich gefragt, was aus diesem sensiblen Mann geworden sein mag.«
    Als die Ampel auf Grün schaltete, floß der Verkehr etwas besser, und überall wechselten die Autos die Fahrspur.
    Schließlich erreichten sie den Freeway, aber kaum waren sie an der Auffahrt angekommen, als der Verkehr schon wieder stockte. Die Sonne spiegelte sich in den Heckscheiben der vorausfahrenden Autos, und der Fiat scherte zum Überholen aus, um dann kurz darauf hinter einem Bierwagen aufs neue zum Stehen zu kommen.
    »Jessica geht methodisch vor«, erklärte Bell. »Sie entdeckte Asquith, der in Pennsylvania zusammen mit seiner Schwester auf dem Land lebte. Sie rief die beiden an und bat um ein Interview. Die Schwester war sehr dagegen. Aber wenn Jessica erst mal anfängt zu betteln, bekommt sie auch, was sie haben will. Als Asquith ihre Theorie hörte, war er begeistert. Mehr als begeistert. Ja, er war so von dieser Theorie angetan, daß er zu ihr kam, noch bevor sie eine Reise zu ihm fest eingeplant hatte. Er kam völlig uneingeladen.«

    Eine lange Reihe von Lichtzeichen dirigierte die Fahrzeuge nach links, alle in eine Spur.
    »Ihr hat das Interview keine Freude gemacht?« fragte Sarah, die das alles trotz ihrer Nervosität faszinierend fand.
    Bell war auf einmal bemerkenswert gelassen. »Nicht allzusehr.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie hat nichts gesagt, aber so, wie ich Jessica kenne…«
    Er zögerte, weil ihm bewußt wurde, daß er Sarah erzählte, wie gut er diese Kollegin in Wirklichkeit kannte. Aber im Augenblick interessierte es Sarah nicht, ob diese Jessica vielleicht so etwas wie Bells heimliche Ehefrau war.
    »Ich hatte den Eindruck«, sagte er, »daß er sich sehr merkwürdig verhalten

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