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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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ihm, als würden alle Orte, die er schon besucht, alle Menschen, die er einmal gekannt hatte, langsam hinter ihm verschwinden.
    Und dann erblickte er es.
    Er hielt den Wagen an.
    Es sah grandioser aus, als es im Fernsehen gewirkt hatte, und dabei machte das Fernsehen so oft aus kleinen Hütten großartige Paläste. Hier handelte es sich im wahrsten Sinne des Wortes um ein nobles Haus. Bell hatte den Artikel im Architectural Digest in der vorigen Woche aufmerksam gelesen, aber trotzdem war er jetzt beeindruckt. Errichtet 1910
    von einem Eisenbahnmagnaten, der sich ins Privatleben zurückgezogen hatte, war es erst vor wenigen Jahren an Speke verkauft worden. Es verfügte über ein halbes Dutzend Terrassen, einen Wintergarten und, wie der Artikel weiter erwähnt hatte, ›genügend Giebel, um es wirken zu lassen, als stecke es voller aufregender Geheimnisse‹.
    Langsam fuhr er näher an das Haus heran. Dann stoppte er den Motor und atmete tief durch. Er würde seinen Aktenkoffer im Auto zurücklassen. Er wollte diese Erfahrung unbelastet machen. Er war darauf eingestellt, durch diesen Mann tiefe Einsichten in das Leben selbst zu gewinnen, und daher wollte er seine erste Begegnung mit ihm ohne alles Beiwerk erleben.
    Er spürte die Nervosität in seinem Magen; schnell strich er sich noch einmal durch die Haare und wunderte sich über sich selbst, daß er so wenig selbstbewußt war. Immerhin hatte er Mörder interviewt. Und Staatsoberhäupter. Er eilte die Steinstufen empor.
    Die Eingangstür öffnete sich, noch bevor er überhaupt geklopft hatte, und er biß sich auf die Lippen. Sie mußten gesehen haben, wie er sich nervös durch die Haare gefahren war. Er rang sich ein Lächeln ab und eilte weiter durch die Hitze des Nachmittags.

    »Ich hatte damit gerechnet, daß Sie pünktlich sein würden«, sagte sie, »und schon sind Sie hier – pünktlich auf die Minute.«
    Bell mußte irgend etwas Passendes erwidert haben, denn Sarah Warren stellte sich vor.
    Er war wie benommen beim Anblick der dunklen Eichentäfelung und dem Monet – den beiden Monets, Bilder einer mohnbewachsenen Hügellandschaft, eines Sees und weit entfernter Schiffe. Die Stille im Haus war absolut, als habe sie alle anderen Geräusche in sich aufgesogen und nur einen lastenden, reinen Frieden zurückgelassen.
    Er hatte erwartet, in Sarah Warren so etwas wie eine Feindin vorzufinden, vielleicht auch jemanden, der ständig in Verteidigungshaltung gegen die schlechten Angewohnheiten ihres Arbeitgebers war, wie immer diese auch aussehen mochten. Das wäre natürlich gewesen, und Bell war bereit, das zu respektieren. Was er allerdings nicht erwartet hatte, das war die freundliche Art, mit der sie ihre Rolle als Hausherrin spielte.
    »Ich habe mich darauf gefreut, Sie kennenzulernen«, sagte er.
    »Mit Sicherheit nicht. Sie haben absolut keinerlei Interesse daran, Ihre kostbare Zeit mit mir zu verschwenden. Übrigens, ich fand Ihr Buch über Olivier recht gut. Sie sind wahrscheinlich der einzige Kritiker, den ich gelesen habe, der seinen Hamlet versteht.«
    Bell stellte überrascht fest, daß er rot wurde, und stammelte ein paar Dankesworte.
    »Mr. Speke wird in wenigen Minuten hier sein. Er hat mich gebeten, Sie in sein Büro zu führen, falls er sich verspäten sollte.
    In sein wirkliches Büro, nicht in das, in das er seine Besucher für gewöhnlich führt, wenn es sich um ein Interview handelt.«

    Man schmeichelte ihm wieder, das wußte Bell. Aber es tat seine Wirkung. Dies war eine Frau, die durchaus in der Lage gewesen wäre, auch eine große Organisation zu leiten, und so, wie das Gerücht ging, hatte sie bereits hochdotierte Stellungen ausgeschlagen, um bleiben zu können, wo sie war. Sie wußte in der Tat einfach alles. Das konnte er der Art, wie sie lächelte, ohne weiteres entnehmen. Mit ihrer professionellen Freundlichkeit brachte sie ihn zum Schweigen und bedeutete ihm gleichzeitig, daß er von ihr nichts würde erfahren können.
    »Ich gehe davon aus«, sagte sie in ihrem unverbindlichen Tonfall, »daß Sie bereits mehr als genug über dieses Haus hier wissen.«
    »Es ist faszinierend.«
    »Der erste Besitzer hat sich selbst erschossen. Den oberen Teil seines Kopfes fand man, verzeihen Sie, daß ich das erwähne, unter einer Pappel. Das war während des Ersten Weltkriegs. Es hatte wohl mit einer unheilbaren Krankheit zu tun – oder mit dem Krieg. Ich erwähne es auch nur, weil manche Leute immer wieder zu glauben scheinen, dieses Haus sei so

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