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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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befassen.
    Viele Leute verlangten danach – und das wunderte ihn – daß Bell ihr Leben ›aufarbeitetet‹, genau wie die Damen der englischen Aristokratie Wert darauf legten, daß Gainsborough und Reynolds ihr Lächeln und ihre Morgengewänder in Silber und Rosa für die Nachwelt verewigten. Bell hatte sich vorgenommen, nur über solche Leute zu schreiben, die er bewunderte, Menschen, die die Welt lebenswerter machten –
    und Hamilton Speke war ein solcher Mensch.
    Hoch über der Straße zog ein Geier seine Kreise. Christopher Bell schaltete einen Gang zurück, um einen Kleintransporter zu überholen. Dies würde der Beginn eines neuen Lebens werden. Dies war ein Buch, das er genießen würde, die Geschichte eines Mannes, der ohne Zweifel ein Genie genannt zu werden verdiente. Sollte es sich erweisen, daß Speke ein Blender war, ein Mann, der seiner Reputation nicht gerecht wurde, dann war es auch gut. Er konnte dabei nur gewinnen. In jedem Falle hatte er ein Leben zu beschreiben, das sich würde verkaufen lassen.
    Bell kurbelte das Fenster wieder hoch. Zwei gelbe Lastwagen schoben sich die Straßenböschung hinauf. Blauer Rauch legte sich über die zweispurige Landstraße. Flammen züngelten an der Flanke eines Hügels hinauf, und Forstarbeiter kämpften mit Schaufeln gegen das Feuer an. Es ähnelte sehr stark jenem Feuer, das Speke erst kürzlich zu bekämpfen geholfen hatte, erinnerte sich Bell. Aber dieses Feuer sah nicht danach aus, als könnte es zu einer echten Bedrohung werden. Die Flammen schlugen nicht sonderlich hoch.
    Er beeilte sich, durch den Rauch zu gelangen, und fuhr danach eher noch schneller. Eine kleine Feuersbrunst, beruhigte er sich selbst. Aber es war eigentlich nicht die Jahreszeit für ein solches Feuer. In einer Stunde war es sicherlich gelöscht.
    Seit er sich in New York von Stripsearch hatte begeistern lassen, hatte er sich gewünscht, Speke einmal persönlich kennenzulernen. Dieser Mann ließ die englische Sprache knallen wie eine Peitsche. Dieser Mann verstand sich auf seine Charaktere. Das Schweigen des einen Darstellers, während der andere sprach, war nicht einfach nur ein Zeitabschnitt, in dem der andere daherplapperte. Das Schweigen beschützte und unterstützte den Dialog, und manchmal erhellte es ihn sogar –
    so wie Stille während einer Symphonie dem Celloklang Raum gibt.
    Er hatte bereits ein paar Einzelheiten aus Spekes Leben recherchiert. Jessica Moe, eine alte Freundin aus früheren Journalistentagen, hatte ihn mit einer willkürlich zusammengestellten Auswahl von Aufnahmen aus den Crystal Sound Studios versehen, von denen sie in ihrer trockenen Art gemeint hatte, sie lohnten vielleicht das Reinhören. Gestern waren die Bänder aus New York eingetroffen, und bis jetzt hatte Christopher sich noch nicht die Zeit genommen, sie sich einmal anzuhören. Er hatte eine gute Entschuldigung: Warum sich diese Aufnahmen anhören, wenn man doch den Mann selbst treffen würde?
    Das Anwesen war von einem Zaun aus spitzen Eisenpfählen umgeben. Das Tor wurde von zwei Pfeilern aus blauem Stein gehalten. Es war nicht verschlossen. »Wir schließen es nie«, hatte Spekes Managerin, eine Frau mit einer temperamentvollen Stimme, am Telefon gesagt. »Mr. Speke hält das für unangebracht.« Bell hatte auch über Sarah Warren eine Menge gehört und schon erwogen, auch über sie einmal einen Artikel zu schreiben, doch dann wurde ihm bewußt, daß er eigentlich gar nichts über sie wußte und auch keine Ahnung hatte, wo man etwas über sie in Erfahrung bringen könnte.
    Gleich neben dem Tor lag ein totes Tier, dessen tote Augen direkt in den Himmel starrten.
    Christopher Bell wollte diesen Augenblick genießen, sein erstes Eintreffen auf Live Oak. Daher ließ er den Fiat betont langsam über den kiesbestreuten Weg rollen. Riesige Eichen, hie und da mit Moos bewachsen, überschatteten den Weg. Das Knirschen der Kieselsteine klang hart, und Bell fürchtete schon, die Stille des Ortes zu entweihen; als würden die herrlichen Bäume beim ersten lauten Geräusch wieder verschwinden, etwa beim Schlagen einer Autotür oder dem Ruf einer menschlichen Stimme. Der Fahrweg mochte an die drei oder vier Meilen lang sein. Er war steinig und gewunden.
    Wie so viele andere Auffahrten zu ähnlichen Anwesen im Westen war er betont ungepflegt, vielleicht um dem Bewohner das Gefühl zu vermitteln, er lebe in der Wildnis. Die Straße war zugleich kurz und unendlich lang, während Bell auf ihr entlangfuhr, war

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