Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
geben müssen.
Ihm war schwindelig, so schnell rasten die Gedanken durch seinen Kopf, aber er konnte nichts dagegen unternehmen. So unwahrscheinlich es auch schien, er wußte ohne jeden Anflug von Zweifel, daß das Anwesen ihm helfen würde. Reine Natur, dieses unerkannte Gut unter den Gütern, würde ihm helfen.
Das war verrückt, er wußte es, aber er ertappte sich dabei, wie er sich ins Gedächtnis zurückrief, daß er Geld für die Rettung der Delphine gespendet und Briefe an den Senat geschrieben hatte mit der flehentlichen Bitte, etwas gegen Tierversuche zu unternehmen. Stets hatte er sich für die Wale eingesetzt. Er würde Vegetarier werden. War es etwa Verrücktheit, daran zu denken, daß sich sein ganzes Leben ändern würde? Dies alles war ein großer Segen. Es war die Chance, weiter zu wachsen.
An welchen Kreuzweg seines Lebens war er jetzt bloß gelangt?
(Er war stets sehr von sich überzeugt gewesen, aber jetzt hat er eine echte, eine wirkliche Präsenz, würden die Leute sagen.
Ich frage mich, was eigentlich geschehen ist, das ihn so stark gemacht hat.) Er schüttelte sich. Was würde Sarah solange mit Bell anstellen? Der Biograph würde ungeduldig werden, vielleicht sogar mißtrauisch. Dies war die gefährlichste aller denkbaren Situationen: ein berufsmäßiger Reporter, ein Mann, der für seinen Blick für die Details berühmt war, keine zwei Minuten Fußweg von einem Leichnam entfernt.
Speke war in bester physischer Verfassung, und er war in der Lage, schnell zu arbeiten. Aber das Erdreich war hart und voller Steine und sich windender Wurzeln. Harter Wurzeln, widerstandsfähiger Stricke, die der Spaten nicht zu durchtrennen vermochte. Die Steine schrammten und kreischten am Blatt des Spatens. Saft- und kraftstrotzende Kabel aus Holz schlangen sich um den Stahl, und Hamilton hatte noch mehr Mühe damit, den Spaten wieder aus dem Boden zu ziehen, als damit, ihn erneut ins Erdreich zu stoßen.
Welch erbärmliches Werkzeug dies doch war. Ganz offenbar war es vom Vorbesitzer oder dessen Gärtner in der Garage zurückgelassen worden. Speke hatte seinen eigenen Gärtner.
Er könnte drüben anrufen und Brothers fragen, ob er irgendwo einen besseren Spaten habe, aber Brothers war ein weiser Mann, und ein neugieriger dazu.
Seine Handflächen schmerzten. Er bekam langsam Blasen. Er lehnte sich auf den Spaten und atmete schwer. Ihm blieb nicht viel Zeit. Er mußte jetzt hinaufgehen, um sich mit Bell zu treffen, irgendeine Entschuldigung finden, damit er später wieder hierherkommen und seine Arbeit vollenden konnte. Das konnte er nicht tun, wenn die Kameras ihren Weg schon hierhergefunden hatten. Diese Wiesel folgten einem doch überallhin.
Wer hätte je gedacht, daß normales Erdreich so hart sein könnte? Es war eine gute Stelle, sicher – ein würdiger Ort für ein Grab. Es war nahe genug am Außenbüro, um Coyoten davon abzuhalten, den Leichnam auszubuddeln, nicht weit von dem Fenster entfernt, durch das Asquith zu verschwinden versucht hatte. Hamilton kratzte sich den feuchten Bart. Maria war schon bei der Arbeit, das Blut mit einem Lappen aufzuwischen. Gott, Blut war ein hartnäckiges Zeug. Einen Moment lang verspürte er Brechreiz.
Aber Maria war hart. Sie erwies sich als wahrlich erstaunliche Frau, seine kleine weiße Maus. Wieder einmal traf ihn die Erkenntnis hart, daß er sie im Grunde gar nicht kannte.
Er half ihr, den Leichnam in den Wandschrank zu schleifen, wo er zu einem weiteren Objekt in seinem Vorratslager neben unbenutzten Fliegenklatschen und selten verwendeten Landkarten und Atlanten wurde.
»Ich mach’ später weiter. Jetzt muß ich hinüberrennen, um mich mit Bell zu treffen.« Seine Stimme klang heiser. »Ich muß mich beeilen.«
»Mach dir keine Gedanken, Ham. Ich mach’ inzwischen hier alles sauber.«
Sie meinte das Blut. Sie würde das Blut aufwischen. Einen Augenblick lang liebte er sie zu sehr, um reden zu können.
»Wie sehe ich aus?« fragte er. »Sehe ich einigermaßen ordentlich aus?«
»Du siehst gut aus.«
Eigentlich müßte er besser als gut aussehen. Er müßte perfekt aussehen, um einen Mann wie Christopher Bell hinters Licht führen zu können.
Er eilte durch das Sonnenlicht und sagte sich immer wieder, es gebe keine Hoffnung mehr. Wie konnte er nur versuchen, sich selbst zu betrügen, und sei es auch nur für eine Sekunde?
Konnte man es nicht sogar riechen, sogar hier im hellen Sonnenschein? Roch nicht die ganze Luft nach Blut, dunklem, salzigem
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