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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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Anblick dieser Frau in Grau, dieser brillanten Gesprächspartnerin, machten jeden Versuch, anders zu klingen als ein Flegel, schon im Ansatz zunichte.
    »Er hat in letzter Zeit nicht mehr sehr viel geschrieben, nicht wahr?«
    Schreckliche Frage, sagte er sich selbst. Schrecklich plump.
    Ihr Lächeln sagte ihm alles: Ich werde dir überhaupt nichts von Bedeutung erzählen. »Mr. Speke spricht nicht über Werke, an denen er noch arbeitet. Nicht über seine Stücke, nicht über seine Musik. Das behält er alles für sich.«
    »Die Frage war dumm.«
    »Es ist Ihr Beruf«, sagte sie. »Aber ich weiß auch so, was Sie denken. Sie glauben, ich kenne den ganzen schlüpfrigen Tratsch, aber Sie sind davon überzeugt, daß ich nicht darüber reden werde.«
    »Möchten Sie es denn?«
    Sie lachte. »Ihnen allen möglichen Tratsch auftischen?« Es erstaunte ihn selbst – aber er wurde schon wieder rot.
    »Ich weiß nichts von Interesse. Jedenfalls nichts, das Ihnen helfen könnte, Bücher zu verkaufen. Aber ich will gern versuchen, in jeder mir möglichen Weise hilfreich zu sein.«
    Wie würde er sie heute abend beschreiben, wenn er seine Notizen machte? Als stille Schönheit? Er spürte, wie er angestrengt lauschte und darauf wartete, was sie als nächstes sagen werde.

    Aber sie lächelte nur und sagte: »Wenn sich Mr. Speke einmal verspätet, dann kann es sogar recht spät werden.«
    Er war dankbar für den Kaffee, denn der gab ihm etwas zu tun für die seiner Meinung nach viel zu plumpen Hände, die er da am Ende seiner Arme hatte.
    »Auf diesen Augenblick hat er sich schon lange gefreut«, sagte sie, und da begriff Bell, daß etwas nicht stimmte.
    Sarah drückte auf einen Knopf auf dem Tischchen neben ihr und lauschte, als werde die Luft selbst irgendeine Meldung machen. Und nur den Bruchteil einer Sekunde schien es, als sei sie von etwas gefangengenommen, das nach Ärger aussah.
    Bell war ein erfahrener Reporter, ein Mann, der Generäle und Politiker interviewt hatte und vom Papst an einem windigen Nachmittag in Monterey in Privataudienz empfangen worden war. Er verfügte über eine Fähigkeit, die ein Verleger einmal so umschrieben hatte: ›Er hat die Fähigkeit, zwischen den Lügen zu lesen.‹
    Sarah wollte Zeit schinden. Er ging davon aus, daß sie Speke schon über die Sprechanlage Bescheid gegeben hatte, als er, Bell seinen Wagen unter der gigantischen Eiche vor dem Haus abgestellt hatte. Irgend etwas stimmte nicht. Vielleicht hatte die Sprechanlage nicht funktioniert, vielleicht war Speke gerade mitten in der Niederschrift eines Dialogs.
    Diese winzige Spur von Verunsicherung war nur schwer auszumachen unter Sarahs Stewardessen-Lächeln und ihren kühl wirkenden Augen. Aber sie war unzufrieden. Sie wußte nicht, warum Speke sich zu diesem für ihn so wichtigen Termin verspätete. Sie sprang für ihn in die Bresche mit einer Schilderung des ausgezeichnet bestückten Weinkellers, »den Sie unbedingt sehen sollten – obwohl es dort außer Kerzen keinerlei Licht * gibt. Mr. Speke würde eine Taschenlampe nicht erlauben. Ihr Schein zerstöre die Jungfräulichkeit der Luft dort unten, sagt er.«

    »Sie sind von allem Anfang an bei Mr. Speke in Diensten, so an die fünfzehn…«
    »Vierzehn Jahre«, sagte sie.
    »Wann erledigt er den Großteil seiner Arbeit?« Was er in Wirklichkeit gern gewußt hätte, war etwas anderes: Lebst du auch hier? Was würdest du sonst tun, wenn du nicht den Terminplan dieses großen Mannes organisieren würdest? Und was ist das eigentlich, das dich so ruhig und gelassen lächeln läßt? Ein solches Lächeln konnte doch eigentlich nur heißen, daß es da etwas gab, das ihr Sorgen machte.
    Er hätte weiter zu gern gewußt: Wie wirke ich auf dich? Er sah nicht schlecht aus, und wenn seine athletische Figur und seine schlichte Kleidung schon so manchen dazu gebracht hatte, ihn zu unterschätzen, so war es genau das, was er beabsichtigte. Heute trug er eine Krawatte und eine Hose aus bestem englischen Tuch, aber Sarah gehörte nicht zu jenen, die sich von Äußerlichkeiten blenden ließen. Sie sah in ihn hinein, und was sie dort sah, ließ sie, aus welchem Grund auch immer, innehalten – und sich entschuldigen. »Ich würde Mr. Speke gern noch einmal an seine Verabredung erinnern.«
    Sie bot ihm ein in Leder gebundenes Notizbuch an. »Mr.
    Speke hält diese Dinge sehr hoch«, sagte sie dazu, »Briefe von George Bernard Shaw an alle möglichen Leute, von Charlie Chaplin bis zu John Dos

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