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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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Passos.«
    Sie ließ ihn allein, aber er öffnete das Buch mit den in Gold gestanzten Initialen GBS nicht.
    Er lehnte sich in seinem Stuhl vor und lauschte.
    Er hörte nichts. Herrschte hier wirklich totales Schweigen?

    9
    Als Hamilton Speke in den Raum trat, war es eine echte Überraschung.
    Er war ein massiger Mann, breitschultrig und mit einem Lächeln, von dem Bell vermutete, es müsse wohl über Jahre hinweg vor dem Spiegel eingeübt worden sein. Er war gut anzusehen auf eine ausgesprochen rauhbeinige Weise, ein Mann des Geistes in der Kluft eines Waldläufers. Bells geübte Augen nahmen die Jeans in sich auf, echte Levis, die maßgefertigten Stiefel, das offenstehende Hemd, das viel zu gut saß, um nicht maßgeschneidert zu sein. Die Kleider waren abgewetzt und zerknittert, bequem zu tragen und attraktiv. Auf den Stiefeln lag Staub, und Speke machte ganz den Eindruck, als komme er gerade von der Jagd nach Hause.
    Das war ein ganzer Mann, und er hatte echte Ausstrahlung. In einer Welt der Enttäuschungen wirkte Speke größer als auf den Fotografien, und er schien mit sich und der Welt zufrieden.
    Erst danach, nach dem Händeschütteln und nachdem sie sich beide in bequeme Sessel gesetzt hatten, fiel Bell auf, wie kalt Spekes Hand gewesen war, als er sie gerade gedrückt hatte.
    Nach den ersten Augenblicken wich der Eindruck strotzender Gesundheit, und Speke blickte unsicher drein. Es war, als sehe man einem Schauspieler zu, der den Faden zu verlieren beginnt.
    Seine Bühnenpräsenz begann dahinzusiechen wie bei einem alten oder schlecht disponierten Mimen, der nur noch genug Energie in sich spürt, um seinen einen Satz zu sagen und dann zu verschwinden. Ein Durchschnittsreporter hätte es kaum bemerkt. Ein weniger aufmerksamer Gast hätte sich von der betonten Herzlichkeit Spekes täuschen lassen.
    Aber Bell sah mehr.
    Speke kämpfte darum, seine wachsende Nervosität zu kontrollieren, aber seine Nasenflügel bebten, und die Schultern hoben und senkten sich ständig. Selbst unter der Klimaanlage begann er noch zu schwitzen. So etwas hatte Bell früher schon beobachten können, bei Alkohol-Händlern und Zigaretten-Großhändlern, die vor hohe Gerichte zitiert worden waren, um zu beschwören, daß sie nichts mit der Mafia zu tun hatten.
    Im Geiste ging er die Liste möglicher Gründe durch.
    Eheprobleme? Bell selbst war nie verheiratet gewesen, obwohl er mehrmals nahe davorgestanden hatte. Es war genau jene Form von Krieg, die die Ehe als eine unfehlbare Methode erscheinen ließ, jede Freundschaft zwischen einem Mann und einer Frau zu zerstören. Genausogut aber war es denkbar, daß Speke Schmerzen hatte, Rückenprobleme vielleicht oder Krebs.
    Bell wollte das Interview nicht gleich unter einem bösen Stern beginnen. Sie tauschten Artigkeiten aus. Wie kommt es eigentlich, daß die Leute immer zuerst übers Wetter reden?
    Wenn es ein entsprechendes Thema gab, das einen am ehesten an Schrecken, Erdbeben, Hautkrebs und die Unendlichkeit jenseits des eigenen Ichs erinnerte, dann das Wetter.
    »Wenn dies heute für Sie nicht der richtige Tag ist«, sagte Bell, um die Schilderung einer berühmten fünfhundert Jahre alten Eiche zu unterbrechen.
    Speke lachte kurz und trocken. Es klang wie ein Bellen.
    »Nicht der richtige Tag? Wovon reden Sie? Dies ist ein großartiger Tag.«
    Bells Neugier wuchs zu echter Bewunderung. Der Mann litt physische oder psychische Pein und blieb unverzagt. »Das ist schön. Aber ich hasse jede Hast. Und vor allem übe ich nur ungern Druck aus.«
    »Bell, ich bin ja so froh, daß Sie hier sind. So froh. Auf diesen Tag habe ich mich seit Monaten gefreut. Sie haben sich mit Sarah unterhalten, nicht wahr? Großer Gott, welch eine Frau! Sie verfügt über einen Geist, für den man sie im Pentagon bewundern würde. Ein Dynamo. Ein General. Sie kennt alle Geheimnisse, Bell.« Speke lachte. »Aber sie würde nie reden.« Ein erneutes Lachen, begleitet diesmal von einem Augenzwinkern.
    Bell lachte ebenfalls. Aber die ganze Zeit mußte er denken: Vielleicht bin ich der Grund seiner Unsicherheit.
    Vielleicht trägt er diese ganze erzwungene Herzlichkeit nur meinetwegen zur Schau. Ich bin eine Enttäuschung. Speke war robust, voller Leben. Seine Art, ihn ohne Umschweife nur mit dem Familiennamen anzureden, ließ Bell sich überfordert fühlen. Wie hätte er seinerseits Speke einfach nur ›Speke‹
    nennen können? Aber ›Mr. Speke‹ – das schien ihm ebensowenig passend.
    Er fühlte sich

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