Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
erklären brauchen, das beste Heilmittel gegen Kummer. Ergo, versprach Speke sich selbst, werde ich hart arbeiten.
Er würde hart an seiner Biographie arbeiten. Genauso entschlossen war er, nicht mehr mit Sarah zu reden. Sie könnte eine mehr als unangenehme Frage stellen, oder, was noch schlimmer wäre, er könnte ungefragt eine noch ärgere Lüge von sich geben. Er bat, ihm die morgendlichen muffins in seinem Büro zu servieren, und ging noch einmal die Einzelheiten durch, die er mit Bell besprechen wollte.
Er studierte die Liste seiner Lieblingsfilme. Es gab so viele Filme, die er liebte und immer wieder sehen wollte, daß die Liste vier Seiten umfaßte. Sein Biograph würde das sicher faszinierend finden. Dann war da auch noch die Liste seiner Lieblingsmusiker. Er fügte noch John Lee Hooker hinzu, strich ihn dann aber wieder von der Liste.
Die Gegensprechanlage ließ immer ein kaum vernehmliches Klicken hören, bevor die Stimme vom anderen Ende erklang.
Genau dieses Geräusch erklang in diesem Moment, aber danach folgte ein langes Schweigen.
Ein langes Schweigen, unter dessen Eindruck Speke der Kragen zu eng wurde. War Sarah etwa dabei, ihn zu belauschen?
»Da ist jemand von der Polizei«, sagte Sarah mit ihrer kühlsten Stimme.
Das war ja unheimlich, einfach wundersam. Er umklammerte die Tischkante. Sarah hatte sie gerufen, sagte eine Stimme in ihm. Das war ihr Werk.
Aber noch, sagte er sich selbst, gab es keinen Grund, die Nerven zu verlieren. Bleib ruhig. Er preßte einen Finger auf den letzten noch verbliebenen muffin- Krümel und leckte sich die Fingerkuppe ab. Dann rieb er sich die Hände und schob das Tablett über den Schreibtisch. Im Zimmer roch es noch immer nach Scotch, obwohl der Hauch des frühen Morgens durch die geöffneten Fenster hereinwehte.
Sarah wartete auf seine Antwort. Ich bin absolut cool, sagte er sich. Räuspere dich, lehn dich in deinem Stuhl zurück und frag, ob er angemeldet ist.
»Ham? Haben Sie gehört?« klang es aus der Sprechanlage.
Er könnte aus dem Fenster springen und aus dem Büro fliehen, hinüber zur Garage, den Jaguar herausholen und Richtung Highway preschen, noch bevor Sarah und der Cop überhaupt begriffen hatten, daß er weg war. Aber das war ein schlechter Plan. Und er konnte einen Cop nicht gut allein auf seinem Grund und Boden lassen. Er könnte herumstöbern. Er wußte, wie sie es machten. Sie stocherten mit langen Stäben in der Erde herum und schnüffelten dann an dem Ende, das im Boden gesteckt hatte.
»Ham?«
»Alles in Ordnung, Sarah. Ich war nur mitten in einem Gedankengang. Dieses muffin ist einfach großartig. Hat er denn gesagt, worum es geht?«
Die Sprechanlage verstummte. Im nächsten Augenblick war sie wieder da. »Er sagt, er müsse dich wirklich persönlich sprechen.« Ihr Tonfall klang wie: Er hört jedes Wort mit.
Die Neuigkeiten wurden immer besser. Fein. Das war’s dann ja wohl. Wie regelte er das jetzt? A la Jimmy Cagney?
Humphrey Bogart? Eine Schießerei wäre wohl nicht der rechte Weg, seine Karriere zu beenden, auch wenn Bell das vielleicht ausgesprochen romantisch gestalten könnte. Es könnte zur Vorlage für das vorletzte Kapitel der Biographie werden.
›Spekes letzter Kampf.‹ Aber er hatte ja sowieso keinen Revolver. Er haßte Schußwaffen.
Das war das Ende. Vielleicht hatte Sarah sie nicht gerufen.
Vielleicht hatte ja auch Asquith eine Notiz hinterlassen. Etwas in der Art wie: ›Wenn ich bis Mitternacht nicht zurück bin, dann ruf die Polizei.‹ Denn es war ja erst der erste Tag, und schon schwärmten Polizisten aus.
Hamilton stemmte sich hoch und spreizte die Beine wie ein Mann, der sich zum Kampf mit Schwert und Schild bereit macht.
Mach es ihnen nicht so leicht, dachte er. Laß sie dich hier mit Gewalt herausholen müssen.
14
Der Polizist war grauhaarig, aber jugendlich, einer von diesen gepflegten, kleinen Männern, in deren Gesellschaft Speke sich immer sehr wohl gefühlt hatte. Eine hellrote Krawatte verlieh ihm im Verein mit den schwarzen italienischen Halbschuhen ein ausgesprochen sportliches Äußeres. Er hätte ein stellvertretender Filmproduzent sein können, wäre da nicht der eine braune Zahn gewesen.
Speke warf einen Blick auf die Visitenkarte und ließ auch noch die Finger über die Buchstaben laufen, weil er sich plötzlich wie ein Legastheniker vorkam: Franklin Holub, Detective, Polizei der Stadt San Francisco.
Er atmete tief durch und hoffte, irgendwie, Holub werde es nicht weiter
Weitere Kostenlose Bücher