Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
auffallen. Okay, dachte er. Jedenfalls fehlte das Wort ›Mordkommission‹. Also mal keine Panik. Eine Untersuchung war unausweichlich. Bleib ruhig. Lächle nicht zuviel.
Die Dinge entwickelten sich schnell. Es waren weniger als vierundzwanzig Stunden vergangen, seit er Asquith – seit dem Unfall. Auch eine Romanze kann sich sehr schnell entwickeln.
Er hatte Maria in einer Galerie getroffen. So ganz zufällig war es allerdings nicht passiert. Er hatte eine telefonische Einladung angenommen, sich eine Sammlung von Aquarellen anzusehen, die die Künstlerin Maria Merriam ihm, Hamilton Speke, gewidmet hatte. Maria Merriam war die Entdeckung der Saison gewesen. Daher hatte er auch nach der Vernissage nicht nur aus purer Neugier eine Einladung zu einem Drink angenommen, und eine Woche später war er mit ihr verheiratet. Es war schnell gegangen. Sehr schnell. Und hatte glücklich geendet. Vielleicht würde das hier ja auch glücklich ausgehen.
Natürlich, sagte er sich selbst. Alles wird gut sein. Aber dieser Mann hatte klare, dunkle Augen. Er setzte sich, als gehöre ihm der Stuhl, und holte ein Notizbuch mit gelben Blättern aus einer kunstledernen Brieftasche.
»Sie sind ein wenig außerhalb ihres normalen Territoriums«, sagte Speke. Fast hätte er gesagt ›außerhalb ihres Gerichtsbezirks‹, aber das hätte ihm zu sehr nach Anklage, Staatsanwaltschaft und Gefängnis geklungen.
»Es ist ein schöner Morgen für eine Spazierfahrt.« Dieser Versuch, sich beliebt zu machen, war fast noch schlimmer.
Dieser Mann ähnelte doch sehr einem rücksichtsvollen Henker.
»Ich denke, für uns ist der County Sheriff von San Mateo zuständig, wenn wir es einmal mit einem Einbrecher zu tun bekommen.«
In Wirklichkeit, erinnerte Speke sich, hatten sie es hier in Oak Live noch nie mit einem Einbrecher zu tun gehabt. Es hatte überhaupt noch nie irgendwelchen Ärger gegeben. »Ich habe Sie bei der Verleihung der Academic Awards gesehen«, sagte Holub.
»Oh!«
»Zu schade, daß Sie nicht den ersten Preis bekommen haben.«
Das stimmte, dachte Speke. Zu schade. Er sagte nichts, sondern setzte statt dessen lieber sein – wie er hoffte –
männlichstes Lächeln auf, eines von jener Art, die noch immer ihren Zweck erfüllt hatten.
»Ich bin hier, um Ihnen ein paar Fragen über Timothy Asquith zu stellen.«
Hoffnung, dieses zerbrechliche Wesen, brach zusammen.
Speke rang schwer nach Atem.
Holub redete weiter. Er wolle schnell machen, sagte er, um Speke nicht mehr von seiner kostbaren Zeit zu stehlen, als unbedingt nötig sei, und dabei nahm er bereits seinen Füllfederhalter zur Hand. »Ich hoffe nur, ich bin Ihnen nicht allzu lästig.«
Speke starrte ihn an und öffnete den Mund. »Ich spreche gern über Timothy Asquith.«
»Sie kennen ihn.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
Die englische Sprache entschlüpfte ins Unendliche und war in keiner Weise mehr zu kontrollieren. »Sicher. Ein brillanter Bursche.«
»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
Ein Zittern durchlief Spekes ganze Gestalt. »Das ist schon Jahre her, viele Jahre. Warum? Worum geht es denn? Es ist doch hoffentlich nichts Ernstes? Ich frage Sie nicht gern. Ich meine, ich sitze und spreche mit einem – Sie sind doch Detective?«
»Richtig.«
Holub war schlank mit muskulösen Armen unter seinem taillierten Hemd. Speke beschloß, kühn zu sein. »Gerade jetzt arbeite ich an einem Buch. Meiner Biographie. Keine Autobiographie. Eine offizielle Vita.« Speke war von der eigenen Gewandtheit überrascht. »Das ist ein gar nicht so einfaches Unterfangen.«
Holub machte sich Notizen. Was schrieb er da nur nieder?
»Keine Autobiographie?« Speke war nah am ersten Herzinfarkt oder einem Kreislaufkollaps oder schlicht kurz davor zu explodieren. Mühsam rang er um Beherrschung.
»Was ich Ihnen zu sagen versuche, ist«, fuhr Speke fort, »daß ich Ihnen gern helfen würde. Aber meine Zeit ist arg knapp bemessen.«
»Wir nehmen an, Asquith hat in den letzten Monaten in San Francisco gelebt.« Holub spielte mit dem Füllhalter und sah Speke dabei an, daß diesem kalt bis ins Mark wurde. Er räusperte sich. »Das wußte ich nicht. Ich dachte immer, er lebte irgendwo im Osten. Nun, um es genauer zu sagen, ich war eher davon überzeugt, daß er entweder tot oder in einem Sanatorium ist.«
»Tot?«
Weiterreden, befahl Speke sich selbst. »Er war drogenabhängig. Sehr stark sogar. Ich erwarte eigentlich nicht, ihn je wiederzusehen.« Das war die Wahrheit, und es
Weitere Kostenlose Bücher