Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
Schlimmes.«
»Und Sie sind nicht sicher, worum es sich handelt?«
»Ich hatte immer gedacht, dies sei eine Fluchtburg, ein Hafen, ein Hain der Glückseligen.«
»Ich denke, das ist es wohl auch.«
»Sie strahlen Vertrauenswürdigkeit aus. Ich wußte nicht, ob ich Ihnen trauen konnte«, sagte sie sanft. »Ich weiß es noch immer nicht. Ich habe einen Punkt in meinem Leben erreicht, wo ich nichts mehr weiß. Ich weiß nicht, ob – du ein guter Mensch bist oder ein Schwächling, noch woran du glaubst oder was du haßt. Ich gehe ein Risiko ein. Aber es ist Zeit.«
Er berührte ihr Gesicht in dem Licht, das seltsam von den Hügeln und den Sternen auf das Land fiel und in der Luft rings um sie herum zu spielen schien.
Drinnen, in der Stille des Blockhauses, erwiesen seine Hände sich als fest, zärtlich und wissend zugleich, als er sie entkleidete, so als kennten sie beide sich schon seit Urzeiten, seit Jahrhunderten, seit zum erstenmal das Licht auf die Erde kam.
17
Selbst als er träumte, er sei dabei, jemanden zu ermorden, wußte er, daß es die Wahrheit war. Diesmal war es nicht einfach nur ein Alptraum. Es war die Wahrheit. Es war das Wissen, das in ihm pochte wie ein neues, häßliches Herz, ein beschädigtes, pumpendes Organ. Die Wahrheit pulste durch seinen Körper, und sein Blut geriet zu kaltem Eisen.
Er hatte getötet.
Maria schlief neben ihm. Ihr Atem hob und senkte sich, gleichmäßig, langsam. Sie war stark und unbeeindruckt von dem, was sie beide getan hatten.
Aber ihr Vertrauen half ihm jetzt nicht. Sie schlief.
Was für ein Mensch war diese Frau? fragte er sich. Wie kann sie so ruhig bleiben? Sie schien sich selbst vollständig von der Wirklichkeit abgewandt zu haben wie eine erfahrene Gefängnisinsassin, eine Frau, die ihre Grenzen ganz genau kannte.
Er stieg aus dem Bett. Er brauchte eine Pille, aber irgend etwas war mit den Schlaftabletten im Haus passiert. Sie waren alle weg, vollständig. Er war sicher gewesen, noch ein paar alte Valium-Tabletten irgendwo zu haben, so alt, daß sie womöglich schon zerfallen waren, aber heute nachmittag hatte er sich durch jeden Medizinschrank im Haus gewühlt und nur Alka Seltzer und ein paar Antihistamin-Tabletten gefunden.
Bevor er ins Bett gegangen war, hatte er das Fax aus dem großen Umschlag zur Hand genommen, das Holub, der Detective, ihm dagelassen hatte. Zu seiner großen Erleichterung hatte nichts Besonderes darin gestanden.
Greulich, aber nicht bemerkenswert, vor allem, wenn man nicht glaubte, was man las. Das Fax war ein schlecht getippter Report über eine Reihe von Morden, der deutlich erkennbar aus der Feder eines Detectives stammte. Speke mochte nichts über Gewalttätigkeiten lesen, deshalb hatte er den Report auch nur hastig überflogen. Vergewaltigung, Blut. Das war genau das, was er am meisten haßte. Es war schon schlimm genug, daß derart scheußliche Dinge passierten. Wunden von mehreren Zentimetern Tiefe, scharfe Gegenstände. Er mochte kein Blut, und außerdem glaubte er einfach nicht, daß Asquith zu so etwas fähig sein könnte. Irgendein Mörder hatte über einen Zeitraum von mehreren Jahren einige unglückliche Frauen geradezu bestialisch hingeschlachtet. Eine der Frauen war mit einem spitzen Gegenstand umgebracht worden, der ihr direkt durch das Schädeldach getrieben worden war. Das war zu schrecklich, um überhaupt daran zu denken. Das hatte nichts mit Asquith zu tun, war Speke überzeugt, und er hatte noch nicht alle Seiten gelesen.
Nachdem er sich ein Hemd übergestreift hatte und in die Pantoffeln geschlüpft war, verließ er das Schlafzimmer. Er vergaß alle Ratschläge seiner Ärzte. Es war Zeit für einen Scotch. Scotch und Fernsehen. Die beiden Eckpunkte seines Lebens, seine bevorzugten Drogen. Sie würden ihm durch die Nacht helfen.
Der Piranha schlief, sein beilförmiger Körper trieb regungslos durch das riesige Aquarium. Das Aquarium vollführte ein leises Gurgeln, das Speke zu anderer Zeit als beruhigend empfunden hätte.
Er verharrte außerhalb seines Büros und lauschte. Dies war der einzige Raum im Haus, den er wirklich als seinen ansah, und doch war es der Raum gewesen, der Asquiths Blick gesehen hatte. Er floh das Büro und machte eine Lampe im Fernsehzimmer an.
Dann blieb er stehen, unfähig, seinen Augen zu trauen.
Die Kassette war verschwunden gewesen, kein Zweifel. Er war darüber sehr frustriert gewesen. Aber hier war sie wieder, genau da, wo sie zu sein hatte. Er mußte sie in die Hand
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