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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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fühlen.«
    »Gar nichts ist los. Willst du das vielleicht auch noch schriftlich von mir?«
    So hatte er noch nie mit ihr geredet. »Tut mir leid, Maria.
    Bitte verzeih mir. Ich wollte dich nicht anschnauzen.«
    »Du hast ihn doch nicht etwa wieder gesehen?«
    »Tut mir leid, Maria.«

    »Also doch.« Ihr Tonfall war entschieden.
    Speke erwiderte nichts.
    Sie eilte hinter ihm entlang, ein Hauch von Neglige mit leichtem Schritt.
    Er hielt die Hand aus, um sie aufzuhalten, aber sie war schon gegangen.
    In seinem Büro hatte er sie eingeholt. Sie schaltete das Licht ein, rannte zum Fenster und riß es auf.
    Der Geruch der feuchten Erde, vermischt mit den typischen Gerüchen der Nacht, drang von draußen herein.
    »Da ist doch nichts«, sagte sie. »Wie ich dir gesagt habe, Ham. Das passiert alles nur in deiner Phantasie.«
    »Ich habe nie behauptet, ich hätte ihn draußen gesehen.«
    »Wo denn sonst? Ham, nun erzähl doch. Was geht hier vor?«
    Ihre Stimme klang nicht überrascht, nicht einmal besorgt. Als hätte sie das alles hier schon einmal durchgemacht.
    »Es ist doch gut, Maria. Alles ist in bester Ordnung. Sehe ich aus, als wenn ich aufgeregt wäre?«
    »Du versuchst, ruhig zu scheinen, aber – ja. Du bist aufgeregt.«
    »Also gut, ich bin aufgeregt. Das gebe ich zu. Aber mir wird es gleich wieder bessergehen.«
    »Ham – ich mache mir Sorgen deinetwegen.«
    Er hielt sie in seinen Armen, und sie zitterte. »Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen.«
    »Ham, ich mache mir Sorgen, was das alles aus dir und mit dir macht.«
    »Was sollte das sein? Meinen Schlaf zu stören? Mich ein wenig ruhelos zu machen? Das wird vorbeigehen. Alles wird wieder gut werden.«
    Er schaltete das Licht aus, und die Dunkelheit ließ sie sich einander in die Arme sinken.
    »Ich werde ein bißchen Spazierengehen«, sagte er.

    Sie versteifte sich, und zum erstenmal schien sie wirklich besorgt. »Bleib hier, Ham«, flüsterte sie, aber er stellte sich vor, er höre eine andere Botschaft hinter ihren Worten: Ja, geh hinaus und vergewissere dich, daß wir alle hier sicher sind.
    Er sprang durch das offenstehende Fenster direkt hinaus auf den Rasen. Es ging ein ganz leichter Wind, er raschelte in den Zweigen, ein Klang, als saugten übergroße Lungen betont langsam Sauerstoff ein und entließen ihn dann genauso langsam wieder.
    Bei jedem Schritt wußte er genau, was er tat. Er schritt voran wie jemand, der zu einer festen Verabredung unterwegs ist, zu einer Aussprache. Es war ein kurzer Weg, nicht mehr als ein Mitternachtsspaziergang, und doch einer von einer Welt in eine andere.
    Es war ein cleverer Scherz gewesen: Leg das Gesicht des toten Mannes auf das Videoband. Das wird Ham einen Schock versetzen.
    Wer aber würde so etwas tun?
    Warum kann ich nicht einfach die Augen schließen und wieder ein Kind sein? Warum kann ich nicht einfach ein paar Tage in der Zeitrechnung zurückgehen, zu einem Zeitpunkt, wo von alledem noch nichts geschehen war? Bisher hatte er das Außenbüro gemieden.
    Er hatte Angst, als er den Knauf drehte und die Tür nach innen schwang. Ihm war kalt bis auf die Knochen, weil ihm bewußt wurde, das er etwas Gefährliches tat.
    Eine Formulierung schoß ihm durch den Kopf: der eigene Geist, der sein Spielchen mit mir treibt. Er glaubte nicht an Geister, und doch mußte er wie jeder rational denkende Mensch zugeben, daß die Welt ein seltsamer Ort war, an dem alles möglich schien.

    Wie unschuldig das Außenbüro doch aussah! Hier an der Wand lehnte Marias Aquarell, diese Collage aus Gelb und Grün, in der Speke gern so etwas wie eine Handgranate sah.
    Dabei war es – er sah es erst jetzt – das Bild einer Ananas; nicht gerade eines ihrer besten Bilder.
    Die Kaminhaube schimmerte im Licht, und der Stein glühte in einem überirdischen Grün. Speke zwang sich, die Ecke der Abdeckhaube zu berühren. Hier, sagte er leise zu sich selbst, und seine Hände zitterten. Hier war es geschehen.
    Er wußte, wenn er den Stein selbst berührte, würde er damit die Luftgeister wecken.
    Da war ein Schritt, ein Flüstern, das Geräusch, wie ein Fuß auf ein welkes Blatt trat. Oder war es etwa der Klang des eigenen geflüsterten Namens? Gewiß doch, das war es, diese nur hingehauchte Silbe.
    »Ham.«
    Asquith stand da, bleich im Licht, das vom Haupthaus herüberstrahlte.
    Und starrte Speke mit seinen glitzernden Augen an.

    18
    Sie hatte ihm so vieles zu erzählen. Und doch schien ihr alles zu entschlüpfen, und es zählte nichts

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