Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
sogar, weiterzumachen. »Ich lernte sehr früh, mit mir allein zu sein, für mich allein zu arbeiten und für mich allein zu sorgen. Ich war zu stolz, als Tochter eines Cops ins Leben zu treten. Auch nicht eines guten Cops wie er einer war.
Ein tüchtiger, freundlicher Mann. Er wurde in einer Bar ermordet.« Selbst noch nach all diesen Jahren fiel ihr diese Feststellung schwer. »Er war auf der Suche nach einem Verdächtigen. Sein Partner bewachte unterdessen den Hinterausgang. Sie waren davon ausgegangen, daß der Verdächtige zu fliehen versuchen würde. Aber statt dessen erschlug er meinen Vater mit dem Stiel einer Axt.« Wieder wurden ihr die Worte zu schwer.
Bell legte die Hand über ihre.
Sie zwang sich fortzufahren. »Er wurde einmal seitlich am Kopf getroffen. Seine Pension reichte, daß ich das College absolvieren konnte, aber nicht für ein Universitätsstudium. Ich wollte etwas aus mir machen, und das tat ich auch. Ich eröffnete ein Schreibbüro. Sagen Sie es nur, wenn ich Sie langweile. Ich klinge, als sei ich sehr hart, aber das bin ich nicht. Ich bin es müde, eine Geschichte zu erzählen, und niemand hört zu. Keine sehr unterhaltsame Geschichte, nicht wahr, aber es ist mein Leben. Langweilig, oder?«
»Faszinierend.«
»Aber das müssen Sie wohl sagen, nicht wahr? Das ist Ihr Handicap. Sie müssen die Leute zum Reden bringen wie ein Priester oder ein Psychiater.«
»Er brachte Ihnen Manuskripte zum Abschreiben, und Sie haben sie für ihn geschrieben, womit dann für Sie beide eine Karriere begann.«
»Das hier würde ihm nicht gefallen, verstehen Sie – daß wir miteinander reden. Dem früheren Ham wäre es sicher egal.
Aber der Hamilton Speke der letzten beiden Tage würde es sehr unpassend finden.« Sie blickte hinauf zu den Sternen und fuhr dann fort: »Aber ich bin doch eine echte Tochter eines Cops. Er zeigte mir gern gefälschte Banknoten, die er konfisziert hatte und die als Beweismittel würden herhalten müssen. ›Sieh dir diesen Mist an‹, sagte er dann wohl zu mir,
›diesen Mist und diesen Betrug.‹ Haben Sie schon einmal eine gefälschte Banknote gesehen?«
»Nicht daß ich wüßte.«
»Es ist etwas Unheimliches um das Falschgeld.
Normalerweise sieht es richtig schön aus, wenn man es zum erstenmal sieht. Aber dann sieht man noch einmal hin, und irgend etwas ist immer falsch. Die Farbe ist anders, oder die Linien in Franklins Gesicht sind zu dick oder sonst etwas, und das kommt einem dann unheimlich vor. Das ist nicht echt, denkt man, nicht das echte Ding. Und man fühlt innerlich einen Schauder.«
Irgendwo in der Dunkelheit verursachte irgendein Tier einen Laut, einen Warnruf vielleicht oder einen Ruf der Freude. Sie fuhr fort: »Ham macht keinen Sinn für Sie, habe ich recht?«
»In gewissem Sinne…«
Eine Weile sagte sie nichts mehr. »In ein paar Jahren werden Sie vielleicht einen Fernsehfilm über Ham und mich machen.
Aber die Wahrheit ist ein bißchen flach. Wir waren nie ein Liebespaar. Ich wußte sofort, er war ein Riesentalent. Als ich Stripsearch abschrieb, hatte ich Tränen in den Augen. Bevor er es überarbeitet hatte, war es vielleicht sogar noch besser, wirklich. Das Skript war das Werk eines Mannes, der die Wahrheit über die Menschen wußte, vielleicht sogar zu gut kannte, um wie ein normaler Mensch zu funktionieren. Ein jeder mit solchen Einsichten müßte eigentlich irgendwann etwas Gewalttätiges tun, oder etwas Selbstzerstörerisches. Das Leben selbst könnte zur Krise werden für den, der so tief empfindet.«
»Speke – Ham – macht eigentlich auf mich nicht den Eindruck, als neige er zur Selbstzerstörung: Dafür hat er zuviel Temperament, glaube ich.«
»Früher war er noch schlimmer.« Sie lachte kurz auf.
»Manchmal war es wirklich nicht leicht mit ihm.«
»Aber hier ist irgend etwas ungesagt.«
»Was unausgesprochen ist, ist dies: Es wäre besser gewesen, wenn Sie nie hierhergekommen wären. Aber nun sind Sie einmal da. Jetzt ist es zu spät. Der Prozeß ist in Gang gekommen.«
»Ich kann gehen. Nein, das meine ich wirklich. Ich kann das Buch bis in die Unendlichkeit hinein aufschieben – «
Sie legte ihm den Finger über die Lippen. Um ihn zum Schweigen zu bringen, aber auch, um ihm etwas zu sagen.
Als sie wieder sprach, lag ein leises Zittern in ihrer Stimme, das sie selbst bei sich noch nie vernommen hatte. »Ham ist ein Mann, wie Sie nie wieder einem begegnen werden. Kürzlich ist irgend etwas geschehen. Etwas sehr
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