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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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austauschen. Er haßte den Klang der eigenen Stimme. »Wenn Sie darauf bestehen, dann meinetwegen. Aber sehr interessiert bin ich daran nicht.«
    Bell hatte das ganz deutliche Empfinden, als würde Speke ihn gegebenenfalls bedenkenlos ko. schlagen.
    Ein dumpfer Knall.
    Kein besonders starkes Geräusch. Ein metallisches Wummern, gedämpft durch die Erde, ohne Resonanz. Ein flaches, tiefes Geräusch, das beiden wieder und wieder durch den Kopf ging.
    War es das? fragte sich Bell.
    Sie bewegten sich nicht. Speke hielt den Kopf geneigt, und er sah aus wie ein Sparringspartner, der gerade einen Aufwärtshaken hatte hinnehmen müssen. Seine Blicke trafen sich mit denen Bells.
    Er flüsterte: »Das war es.«
    Bell wagte wieder zu atmen. Ohne es zu merken, hatte er die Luft angehalten.
    »Das«, flüsterte Speke, »das war der blöde Stumpf.«
    Sie lachten. Sobald einer damit aufhörte, fing der andere wieder an, und sie lachten immer lauter.
    Es war wundervoll, so laut zu lachen, und danach streunten sie gemeinsam durch die Hitze zum Büro. Speke verschwand und kehrte kurz darauf mit einer Flasche Scotch zurück.
    Bells Minikassettenrecorder in seiner Jackentasche war abgelaufen, und er drehte die Kassette herum. Er wußte es selbst nicht – aber vielleicht war ja irgendwo zwischen dem Warten auf die Explosion und ihrem gemeinsamen Lachanfall genau der Satz gefallen, eine Bemerkung nur, die Aufschluß über Spekes Seele gab.
    Überall lagen Holzsplitter herum, und an der Stelle, die einst das Herz eines riesigen Baumes gewesen war, gähnte jetzt nur noch ein großes, tiefes Loch. Dunkle Erde voller kleiner Holzstückchen war in alle Richtungen davongeflogen, eine Nova der Zerstörung.
    Speke hob die Hände vor das Gesicht. »Nein!!« stöhnte er.
    Er kletterte auf den obersten Rand des Humus-Kraters. Er schaute, als könne er nicht glauben, was er sah. Dann schüttelte er sich und versuchte ein Lachen. »Ich wußte, er würde verschwinden, Bell, aber – ihn so dahingehen zu sehen, so plötzlich…«
    Bell war drauf und dran, einen kleinen Vortrag über die Gewalt des Dynamits zu halten. Was hatte dieser Mann schließlich erwartet? Doch als er dann den Mund öffnete, bedachte er sich doch eines anderen und beschloß, lieber gar nichts zu sagen.
    In Spekes Augen standen Tränen. »Das habe ich nicht gewußt«, sagte er, »daß ich das so empfinden würde.«

    16
    Die Sterne standen so eng beieinander, daß es nicht wunder genommen hätte, wenn sie auch noch Töne produziert und sogar ihren speziellen Duft, einen trockenen, sterilen Hauch, hernieder gesandt hätten. Bell saß auf der Veranda seines Blockhauses, die Füße auf den Eingangsstufen, und hörte sich das heutige Interview noch einmal an.
    Eine Fähigkeit, die die Menschen hatten, beeindruckte ihn mehr als alle anderen. Das war die Fähigkeit, die Persönlichkeit eines anderen zu erkennen, den man nur im Fragment sah, als eine Gestalt, die um eine Ecke huschte, als Schnipsel eines Schnappschusses. Wir wissen, wen wir gesehen haben, und zur gleichen Zeit wissen wir, wer ein Fremder ist.
    Also, überlegte sich Bell, müßte ich doch eigentlich auf dem richtigen Weg zur Erkenntnis der Persönlichkeit Hamilton Spekes sein. Und doch – ich bin es nicht. Er lauschte aufmerksam. Auf der ersten Kassette des Recorders machte Speke sich Gedanken um die Explosion, die noch immer nicht stattgefunden hatte. »Ich bin ohne alle Hoffnung.« Er antwortete nicht auf Bells Kommentar zu der Blase in seiner Hand. »Ich hasse Leute, die nur Drehbücher lesen, die den Tod zum Inhalt haben«, sagte seine Stimme.
    Mit ein wenig intensiver Arbeit – was einer seiner Verleger einmal das ›Herangehen mit Hammer und Zange‹ genannt hatte – würde man einfach alles verstehen, glaubte Bell. Gib mir eine Stunde mit diesem Dossier, eine halbe Stunde mit einer Ausschriftung des Interviews, und ich werde den Mann verstehen, hinter dem ich her bin.

    Speke verblüffte ihn. Aber da war noch etwas anderes, etwas, das vor sich selbst zuzugeben er sich schämte.
    Speke war, auf eine subtile Weise, die einfach nicht zu beschreiben, erschreckend.
    Er hörte Sarah schon, bevor er sie sah, und er verwechselte sie nicht einen Augenblick lang mit Maria. Vorsichtig ging sie durch das feuchte Gras, als bahne sie sich ihren Weg entlang eines schmalen Steges über einem Abgrund. Sie entsprach so genau der Vision, die Bell jetzt brauchte, daß er nicht reden konnte. Im Licht der Veranda waren ihre Augen

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