Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
mehr außer ihnen beiden, wie sie da in der Dunkelheit beieinander lagen.
Das Versteckspielen als kleines Kind hatte sehr dem geähnelt, was Sarah jetzt durchlebte, als sie das Gesicht in gärendes Blätterwerk vergrub und so tat, als sei sie eine Tote unter lauter hingeschlachteten Körpern, um den Suchtrupps zu entgehen, die alles andere als spielen wollten, Jägern, die das Buschwerk abklopften auf der Suche nach Opfern.
Vielleicht hatte sie ein Geräusch geweckt. Ein Ruf, dachte sie, oder eine Stimme in ihrem Traum. Das war schwer zu sagen.
Sie hielt den Atem an, aber sie konnte weiter nichts hören als den Schlag des eigenen Herzens. Wie friedvoll doch alles war, während sie abwechselnd in den Schlaf hinein und wieder heraus glitt. Es konnte mit Sicherheit nichts Böses auf sie lauern, nirgendwo auf dieser Welt.
Sie lauschte, aber da war nur das Geräusch des Windes in den Bäumen über dem Blockhaus. Das Geräusch mußte sie wohl nur in ihren Gedanken gehört haben, den Schrei, der sie hatte erstarren lassen.
Sich Hals über Kopf in eine Affäre zu stürzen, war sonst nicht ihre Art. Aber sie fragte nicht danach, was sie tat. Ihr Vater hätte es verstanden: Christopher Bell war ein Mann, mit dem man reden konnte. Es war Zeit, ihm alles zu erzählen. Sie rüttelte an seiner Schulter. Es war vollkommen dunkel bis auf einen leichten grauen Schimmer rings um den Vorhang. Ein Vogel ließ sein einsames Lied erklingen.
Sie knipste die Nachttischlampe an und blinzelte in die plötzliche Helligkeit hinein. »Chris, ich muß mit dir reden.«
»Sarah.« Als spräche er den Namen im Traum.
»Ich muß mit dir reden. Wach auf!«
Er lächelte verschlafen. »Ich mag aber nicht aufwachen.«
»Wir gehen in meine Wohnung. Ich werde uns Kaffee machen, und dann können wir reden. Ich möchte dir ein paar Dinge zeigen.«
Er setzte sich, plötzlich hellwach, im Bett auf. »Was ist denn?
Sarah – stimmt etwas nicht?«
»Ja. Aber jetzt weiß ich, was ich tun muß.«
Sein ganzer Körper straffte sich. »Was ist passiert?«
Sie lachte. »Es ist kein akuter Notfall.«
Er schien es ebenfalls zu spüren. In der Luft lag ein kühler Hauch, ein Vorahnung von Unheil. Hatte es nicht vorhin da draußen in der Nacht einen Laut gegeben?
Er drückte ihre Hand. »Du hast mich erschreckt«, sagte er, um dann hinzuzufügen: »Ich muß wohl geträumt haben.«
Einen Augenblick lang konnte sie nicht sprechen. Zu viele Gefühle durchzogen sie: Dankbarkeit, Leidenschaft, Verantwortungsbewußtsein. Sie hatte immer daran geglaubt, sie sei Hamilton Speke in besonderer Weise verpflichtet. Sie fühlte es jetzt wieder – Loyalität Speke gegenüber, aber gleichermaßen Loyalität der Wahrheit gegenüber. »Ich habe so vieles zu erzählen.«
Er strich ihr über das Haar. »Du bist die hinreißendste Frau, der ich je begegnet bin.«
Wie unglaublich gut er aussah, zerzaust und verschlafen. Und wie schlimm mußte sie selbst aussehen, fragte sie sich selbst, doch was machte das schon?
Sie kroch aus dem Bett und zog sich im ungewissen Dämmerlicht an, wobei sie in ihre Kleider schlüpfte wie eine Schauspielerin, die eine ihr gewohnte Rolle spielte. Kurz darauf hatte sich auch Christopher angekleidet.
Sie stapften über den vom Tau feuchten Rasen hinüber zu ihrem Bungalow, der im dunklen Dämmerlicht dalag. In der Luft hing der Geruch von Salbei, staubtrockenem Roggen und wildem Hafer.
Das Licht in der Küche war an sich gedämpft, aber jetzt im ersten Augenblick doch ein wenig zu hell. »Glaub nur nicht, ich hätte dich nur hierhergebracht, um dir Kaffee zu kochen.
Ich glaube nicht daran, daß ich Männer mit meinen Kochkünsten beeindrucken könnte.« Er lächelte, und dieses Lächeln stieg tief aus seinem Innern auf und verklärte sein Gesicht und seine Augen. »Du kannst mich auf viel mehr Arten beeindrucken als dadurch.«
Einen Moment wurden ihr die Knie schwach. Sie mußte zur Seite sehen.
Sie bemühte sich um ihren einem Erwachsenen am meisten adäquaten Tonfall. »Es widerstrebt mir, dir etwas so Ernstes zu erzählen«, begann sie.
»Nimm dir ruhig Zeit.«
»Zuerst möchte ich dir etwas zu lesen geben. Nur eine maschinegeschriebene Seite.«
Sie fand das Blatt in einem Umschlag in ihrem Schlafzimmer und eilte damit zurück ins Licht.
»Eine zweizeilig ausgedruckte Seite«, stellte Chris fest.
»Dialog. Und einige… Regieanweisungen?« Er blickte sie fragend an und las dann einen Augenblick lang.
Als er fertig war, legte er
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