Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
fremdartigen Silben formten sich fast unwillkürlich auf seinen Lippen: Selbstmord. Dies war keine Anwandlung eines sturzbetrunkenen Jünglings oder einer morbiden Phantasie. Die Idee des Selbstmords, der Blitz von Sicherheit und Endgültigkeit, der sie begleitete, war ihm fremd.
Glücklicherweise fiel die Empfindung wieder von ihm ab, doch danach fühlte er sich geschwächt. Schwächer im Geist, als er sich in seinem ganzen Leben gefühlt hatte. Nur eine kurze Weile, dachte er, als er sich zwang, sich wieder den augenblicklichen Geschäften zuzuwenden, nur eine kurze Weile, und ich werde Asquith aus dem Grab holen. Ich werde ihn anschauen und so zu hundert Prozent sicher sein, daß er tot ist. Aber nicht jetzt.
Finde heraus, wo Maria ist. Stell sicher, daß sie nicht in der Nähe ist und dich hier womöglich überrascht. In seinem Kopf erklang das Geschnattere eines Zeremonienmeisters: Wir werden gleich zurück sein, gehen Sie also nicht weg.
Die schwarzen Schwingen hoch oben verursachten ein unglaublich feines Schwirren, das Knistern von Federn, als die Vögel sich im Gleichgewicht hielten, um nicht auf ihn herabzufallen.
22
Er konnte es fühlen – Maria schlich einen der Pfade entlang, und er mußte sie aufhalten.
Doch als er in Richtung des Hauses eilte, konnte er niemanden sehen. Hamilton hielt den Atem an und lauschte. Er hatte das starke Empfinden, in der Gesellschaft von irgend jemandem zu sein, aber es gab nur Sonnenlicht und Hitze.
Da wußte er, daß es sein Wunsch, mit Maria zu reden, gewesen war, der sein Gehör getäuscht hatte. Nicht Maria rief seinen Namen, sondern er den ihren, wieder und immer wieder, aber nur in seinen Gedanken.
Er blieb stehen. Er wollte auf den Boden niedersinken, durch das trockene Unterholz kriechen und sich irgendwo verstecken.
Irgend jemand kam. Der Geruch des Grabes konnte von hier aus nicht mehr wahrgenommen werden, aber wer auch immer dort leise durch das Gras schlich, er mußte aufgehalten werden.
Er rief einen Willkommensgruß.
Sarah stieß einen unterdrückten Schrei aus und wandte sich um, wobei sie die Hand an die Kehle führte.
Er entschuldigte sich, daß er sie so sehr erschreckt hatte. Im Grunde genommen freute er sich immer, sie zu sehen, doch jetzt schien sein Enthusiasmus sie zu erstaunen oder gar zu erschrecken. »Ich habe überall nachgesehen«, stammelte sie,
»es tut mir leid. Bitte entschuldigen Sie.«
»Was denn?«
Ihre Stimme gewann wieder Festigkeit, und sie fuhr fort: »Ich habe überall nach Ihnen gesucht, Ham.«
»Aber Sie wußten, daß ich hier draußen war, stimmt’s? Sie haben damit gerechnet, mich hier zu finden.«
»Ich habe Ihnen nicht nachspioniert«, sagte sie ruhig.
Speke konnte ihrem steten Blick nicht standhalten. »Ich habe mich gerade mit Mr. Bell unterhalten«, fuhr sie fort.
»Großer Gott, ich war ja furchtbar. Der Mann muß denken, ich sei die ungehobelste Kreatur auf der Welt. Ich kann einfach nicht anfangen, über mich selbst zu sprechen, Sarah. Vielleicht sollte er…« Er sollte ein anderes Objekt für sein nächstes Buch finden, hätte er beinahe gesagt. »Ich hasse es, ihn warten zu lassen.«
»Er versteht das.«
»So, wirklich?« sagte Speke verwundert. Ein Mann, der so vieles verstand, könnte sich zu einem riesengroßen Problem auswachsen. »Haben Sie Maria gesehen?«
»Sie ist im Garten, glaube ich, oder in ihrem Studio.«
Sarah hielt absichtlich mit etwas hinter dem Berg, hätte Speke wetten mögen.
»Es ist ganz komisch«, sagte er und gab sich Mühe, seine Stimme amüsiert klingen zu lassen, »aber mir war die ganze Zeit, als hätte ich sie nach mir rufen hören.«
»Ich habe sie nicht gehört«, erwiderte Sarah.
»Nein, ich denke, ich habe mir das eingebildet«, begann Speke, doch dann merkte er, daß sie etwas davon sagte, sie wolle heute zusammen mit Bell in die Stadt fahren. Sie wollte wissen, ob das in Ordnung gehe.
»Sie wollen weg?«
»Nur heute den ganzen Tag.«
Sie merkte, daß er ausgesprochen fröhlich klang und gleichzeitig doch auch ein bißchen überrascht, ja beleidigt war.
Aber es war in Ordnung. Sollte sie doch mit Bell durchbrennen. Sie würden ein wunderbares Leben zusammen führen und diesen Ort seinem Schicksal überlassen.
Er nahm sie am Arm und führte sie den Pfad entlang zurück zum Haus. »Sie haben so viel für mich getan«, sagte er.
»Ham, geht es Ihnen gut?«
»Bestens.«
»Was stimmt nicht mit Ihnen?«
»Ich versuche, ein wenig mehr zu trainieren. Ich
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