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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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sehr bald, daß er sich irrte.
    Der Geruch war übler, als er erwartet hatte, ein Gestank wie ein Aufschrei. Der Geruch ließ ihn keuchen, und mehr als einmal hätte Hamilton beinahe den Spaten fallen lassen.
    Er ist hier. Hamilton Speke würgte einen Augenblick lang. Er ist im Grab. Ich habe mich getäuscht. Mein Geist hat keine Spielchen mit mir getrieben. Asquith ist in den Teppich eingerollt, und er ist dabei zu verwesen.
    Speke würgte. Dieser Gestank sagt, was Sache ist. Es ist nicht nötig, weiter zu graben.
    Er ließ den Spaten fallen. Der Teppich war ein Schatten unter dem noch verbleibenden Rest von Erde. Deck ihn zu, sagte er zu sich selbst. Deck alles zu, und begib dich zurück in das Ödland deines Lebens.
    Aber etwas in ihm stritt mit ihm, die alte, rastlose Courage, die ihm in der Vergangenheit so viel Ärger eingetragen hatte.
    Rief da nicht Maria nach ihm? Um Gottes willen, sie wird doch nicht hier erscheinen.
    Nimm den Spaten auf und beende deine Arbeit!
    Was meinst du damit, die Arbeit beenden. Ich bin fertig. Es ist alles vorüber.
    Öffne den Teppich und wickle die Leiche aus! Du mußt ganz sicher sein.
    Das kann ich nicht. Ich brauche einen Drink. Es liegt ein übler Geruch in der Luft. Jeder Atemzug füllt meine Lungen mit einem Gestank, den ich nie mehr vergessen werde, so alt ich auch werden mag. Der Hauch des Todes – meine Lungen sind voll damit.

    Ein schwarzes Etwas flog durch die Bläue wie eine Beschädigung seiner Vision, ein kohlschwarzer Fleck in seinem Auge.
    Komm zum Ende. Sieh dir den Leichnam an.
    Ich bin ein menschliches Wesen. Er war mein Freund. Ein Blick in sein verrottendes Gesicht wird mich vernichten.
    Maria rief in der Tat nach ihm. Oder vielleicht war es nur eine Halluzination – Hamilton konnte es nicht mit letzter Sicherheit sagen.
    Der schwarze Fleck strich näher heran, ein Paar schwarzer Schwingen, schmutzig-weiß abgesetzt. Die graziösen Halbkreise setzten sich fort, während das Flügelpaar über die Wipfel der Eichen hin strich und Speke ihm nachblickte. Ein weiteres Paar gesellte sich hinzu – hoch oben. Im Flug der denkbar anmutigste Vogel, warf der Geier seinen Schatten über die Steine.
    Das war ganz gewiß Marias Stimme. Sie war noch weit entfernt, aber unverkennbar.
    Maria kam näher. Wenn sie das sieht – und riecht – , wird sie erschüttert sein. Sie wird die Geier sehen. Sie schreiben es ja schon in den Himmel, weithin sichtbar für jedes Getier: ein toter Mann. Sie schreien es hinaus: Seht nur, was Speke getan hat. Er beugte sich gerade zu dem Spaten nieder, als er ganz unerwartet einen Geier aus einer anderen Richtung herangleiten sah, den nackten Kopf mit dem ledernen Knopf auf dem Schädel gierig vorgereckt.
    Die Stimme des Vogels war ein Grunzen, ein Krächzen wie von einem uralten Balken in einer uralten Zimmerdecke. Der große Vogel war bestimmt, die Toten aufzuessen, auch ohne Gesang. Aber welchen Gesang haben denn wir, dachte Speke, wir, die wir die Toten bestatten?
    Komm zum Ende, Speke. Wirf einen Blick auf den Leichnam, Speke. Hör auf, deine Zeit zu vergeuden, Speke.

    Wertloser Blödmann Speke. Pathetischer Killer. Los, hol dir einen Drink. Hol dir die Flasche. Betrink dich, und dann kannst du Asquith einen französischen Kuß geben.
    Es gibt derlei nicht.
    Warum nicht?
    Als Geist. Da gibt’s so was nicht.
    Er hatte etwas meisterhaft verdrängt. Aber jetzt konnte er es nicht mehr leugnen: Er war kurz davor, absolut jeden Bissen von sich zu geben, den er je gegessen hatte. Jeden einzelnen Löffel Erdbeerjoghurt. Jeden rosa Shrimp in allen nur erdenklichen Soßen. Alles war auf dem Weg zurück. Auch der letzte Krümel aus der Chipstüte.
    Er war derjenige gewesen, der nie seekrank gewesen war, nicht einmal auf der Fähre von Yucatan nach Cozumel, diesem schlingernden, stampfenden Gebilde aus Holz und Rost. Nein, er hatte alles bei sich behalten. Aber jetzt – das hier war anders.
    Ich muß eine Pause einlegen. Ich werde wiederkommen –
    nach einer kleinen Pause. Halbzeit für die erschöpften Athleten, eine kleine Verschnaufpause. Liebe Festversammelte, meine sehr verehrten Damen und Herren, die Bar ist zu Ihrer Erfrischung geöffnet. Die Tänzer benötigen eine kurze Erholungspause.
    Er lernte einen Gedanken kennen, der ihm nie zuvor gekommen war. Nicht an jenen langen verschwitzten Vormittagen in Mexiko. Nicht nach einer der wilden Parties hier auf diesem Gelände. Er dachte: Am besten wäre es, ich wäre tot.
    Die kraftvollen,

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