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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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gab es noch eine Barriere, wenn auch nur eine symbolische in Form eines in die Fahrbahn ragenden Astes und eines aus dem Boden ragenden Steines.
    Dann waren sie auf dem zweispurigen Asphaltband, und Sarah fühlte sich eine Weile verkleinert, eingesunken und leer.
    Sie waren zurück in der Welt. Der realen, leeren Welt mit ihren Verkehrsschildern und
    Geschwindigkeitsbeschränkungen.
    Bell fuhr schnell, aber sicher. Die Leere der geraden, geteerten Fahrbahn und das gleichförmige Summen der Reifen waren wie ein Gegenstück zu Bells Gesprächigkeit. Die Felder zu beiden Seiten waren ausgetrocknet und ausgebleicht.

    Während er fuhr, sprach Bell über sich selbst. Nur gelegentlich unterbrach er sich, um einen schwerfälligen Lastwagen oder einen Tieflader mit irgendwelchem Baugerät zu überholen.
    Die meisten Männer, die Sarah gekannt hatte, hatten mit Vorliebe über sich selbst geredet. Ihr machte es nichts aus. In diesem Falle war es fast schon verwirrend, zugeben zu müssen, wie sehr sie den Klang seiner Stimme genoß. Sie wollte alles nur Erdenkliche über ihn erfahren, und seine Stimme versicherte ihr wieder und wieder, daß die Entscheidung zu diesem Trip weg von Live Oak die einzig richtige Entscheidung in der gegebenen Situation gewesen war. Sie genoß die Art, wie er zögerte, wie sorgfältig er die Worte wählte. Er sprach wie ein Mann, der es gewohnt ist, seine Worte zu Papier zu bringen. Er war sorgfältig, er war besonnen. Er war glatt, vermutete sie, ein wenig verschwiegen.
    Bell würde einen exzellenten Spion abgeben.
    Warum nur dachte sie ausgerechnet jetzt an Ham? Sie wollte Hams Lachen hören. Sie war töricht, tröstete sie sich. Hams Stimme hörte sie jeden Tag. Sie war glücklich, mit diesem fröhlichen Mann zusammenzusein, ihrem neuen Liebhaber.
    Christopher Bell war alles, was sie brauchte.
    Ihre Mutter hätte all die üblichen Informationen über Christopher Bell haben wollen. Was ist er von Beruf? würde ihre Mutter fragen. Und Sarah würde ihr antworten, nur um ihre Neugier zu befriedigen. Verheiratet mit einem Polizeibeamten, hatte Mutter schon früh angefangen, wie einer zu denken. Ein jeder war verdächtig, jeder war ›zu befragen‹
    oder ›ein Gegenstand der Untersuchung‹. Mitunter wäre es schwierig gewesen, die richtige Antwort zu finden, weil ihre Mutter, obwohl sie nie jemandem direkt in die Augen sah, sich selten irrte. Sie wußte immer alles.

    Die Hände ihrer Mutter waren nie untätig gewesen, hatten Handtücher gefaltet, Tassen auf das Bord gestellt, geglättet und gestrafft. Selbst wenn sie die Post durchsah, waren ihre Hände beschäftigt gewesen, hatten die Kuverts geglättet und aufeinandergelegt, bis nichts mehr zu tun war.
    Und nun würde Sarah ihrer Mutter genau sagen, wer dieser Mann war und was: ein Kamerad. Ein Verbündeter. Ein Mann, der wußte, wie man die Dinge anzupacken hatte. Ihr Vater hätte ihn bewundert, denn er hatte gutes Schreiben schon immer bewundert und, seltsam genug für einen Polizisten, er hatte immer gelesen, bevorzugt Thoreau oder Mark Twain, deren Bücher fast alle auf seinem Bücherbord standen. Sarah erinnerte sich noch besonders deutlich an Mark Twains Beschreibung des Lake Tahoe.
    Ihre Mutter hätte jetzt gesagt: Es ist gut, in einem Mann einen Kameraden zu finden. Gemeint haben aber würde sie eher: Was fühlst du wirklich für ihn?
    Ist es wirklich möglich, daß man jemanden lieben kann, den man erst wenige Tage kennt? Oder war lieben etwas, das Sarah schon vor langem aufgegeben hatte?
    Liebe, hätte ihre Mutter gesagt und dazu skeptisch gelächelt, ist eine Möglichkeit. Doch achte auf das, was du denkst, Sarah.
    Die Sonne scheint so hell in den Haaren auf seinen Armen, während er fährt.
    Vielleicht hätte ihre Mutter recht. Was sie fühlte, das war Libido – Sex, Vernarrtheit.
    Sarah kannte alle Enttäuschungen des Herzens. Aber eine Verliebtheit wie diese war wie eine Erinnerung an die alte Sprache, die Mutter-Sprache, und einmal wieder zum Leben erwacht, formten sich in ihr die Worte wieder zu Begriffen, die Begriffe zu Sätzen, die Sätze zu Poesie.

    Es war wundervoll, wieder einmal in der Stadt zu sein.
    Als sie Hand in Hand mit Christopher über den Union Square wanderte und über ihnen die Tauben flatterten, vergaß sie alle unerfreulichen Erlebnisse der letzten Tage. Sie kannte nur noch Bells warme Hand und diesen sonnigen Tag mit den kleinen Wölkchen. Es war jetzt mehr als ein Jahr her, seit sie zum letztenmal San

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