Die Schwarze Keltin
sagen.«
Mark betrachtete ein wenig ungläubig Cadwaladrs regungsloses Gesicht und die finster glühenden Augen. »Ist das wahr?«
»Das ist es.« Die Stimme klang vielleicht etwas rauh, aber sonst kräftig und klar. Da es keinen anderen Ausweg gab, nahm Cadwaladr das Unausweichliche, wenn schon nicht bereitwillig, so doch wenigstens mit dem letzten Rest von Würde hin, den er noch aufbringen konnte. »Man verlangt von mir, für meine Freiheit zu zahlen. Gut denn, so wünsche ich zu zahlen.«
»Ist dies wirklich Euer eigener Wunsch?« erkundigte sich Mark zweifelnd.
»Das ist er. Über das hinaus, was du hier siehst, werde ich nicht bedroht. Aber ich bin kein freier Mann, bis nicht das Lösegeld gezahlt ist und die Schiffe seefertig beladen sein werden, und deshalb kann ich nicht selber hingehen und darüber wachen, daß mein Vieh zusammengetrieben und hergebracht wird, und auch das Geld nicht aufbringen, um die Summe auszugleichen. Ich wünsche, daß mein Bruder all dies für mich übernimmt, und das so schnell wie möglich. Durch dich werde ich ihm Vollmacht dazu senden und mein Siegel zum Zeichen des Beweises.«
»Wenn es das ist, was Ihr wünscht«, sagte Mark, »dann werde ich Eure Botschaft überbringen.«
»Es ist mein Wunsch. Wenn du ihm sagst, daß du es von meinen eigenen Lippen gehört hast, wird er dir glauben.« Diese seine Lippen waren in diesem Moment von der mühsamen Anstrengung, seine Verbitterung und Wut zurückzuhalten, zu dünnen Strichen auseinandergezogen, aber er war fest entschlossen. Rache nehmen konnte er später, dann mochte eine andere Zahlung als Vergeltung dienen, im Moment aber brauchte er seine Freiheit. Er nahm sein persönliches Siegel aus einer Tasche in seinem Ärmel und hielt es nicht Otir entgegen, der die Szene mit strahlendem Grinsen beobachtete, sondern Mark. »Bring dies meinem Bruder, sage ihm, daß du es aus meiner eigenen Hand empfangen hast, und bitte ihn, sich mit dem, was ich benötige, zu beeilen.«
»Das will ich getreulich tun«, sagte Mark.
»Dann bitte ihn, in meinem Namen nach Llanbadarn zu Rhodri Fychan zu senden, der mein Statthalter war und es auch wieder sein wird, sollte ich je zurückerhalten, was mein ist. Er wird zu finden wissen, was von meinem Schatz noch übrig ist und es auf meinen durch mein Siegel bezeugten Befehl hin aushändigen. Reicht die Summe nicht, muß der Rest in Vieh ausgeglichen werden. Rhodri kennt den Ort, wo mein Bestand in sicherer Obhut gehalten wird. Es gibt noch immer mehr als genug Herden, die für mich gehütet werden. Zweitausend Silbermark ist die Summe. Sag meinem Bruder, er möge sich beeilen.«
»Das werde ich«, sagte Mark schlicht und zog sich seinerseits in aller Eile zurück. Statt abzuwarten, daß er aus Otirs Gegenwart entlassen würde, verabschiedete er sich nach Art eines Botschafters. Eine knappe Verbeugung, ein kurzer Abschiedsgruß, dann war er auch schon unterwegs, und aus irgendeinem Grund hinterließ das Verschwinden seiner schmalen Gestalt eine seltsame Leere in dem Zelt und dessen direkter Umgebung.
Er ging zu Fuß; die Entfernung betrug kaum eine Meile.
Binnen einer halben Stunde würde er Owain Gwynedd die Nachricht überbringen und damit die Geschehnisse in Gang setzen, die Cadwaladr seine Freiheit, wenn nicht gar seine Ländereien zurückgeben und Gwynedd der lastenden Drohung eines Krieges und der bedrückenden Gegenwart einer feindlichen Armee entledigen würden.
Bevor er sich aufmachte, hielt er nur noch einmal inne, um Cadfael zu berichten, in welchem Auftrag man ihn ausgesandt hatte.
Sehr nachdenklich kam Cadfael auf die steinerne Feuerstelle zu, wo Heledd in der schlafenden Glut herumstocherte, um ihr abendliches Mahl zu bereiten. Er hatte den Kopf voll der Dinge, die er eben erfahren hatte, und doch entging ihm nicht, wie gut sie sich in das Vagabundenleben in einem Soldatenlager einfügte. Die Sonne hatte ihr keinen Abbruch getan. Ihre Haut hatte die Farbe von Goldbronze angenommen, überzogen von einem oliv getönten, milden Schimmer, der unendlich gut zu den dunklen Haaren und Augen und dem satten Rot ihres Mundes paßte. Nie in ihrem Leben war sie so frei gewesen wie jetzt in der Gefangenschaft, und der Abglanz davon umgab sie wie ein goldenes Gewand – da machte es gar nichts, daß ihr Ärmel zerrissen und der Saum ihres Kleides verdreckt und ausgefranst war.
»Es gibt Neuigkeiten, die uns allen zum Wohl gereichen könnten«, sagte Cadfael, während er wohlgefällig ihren
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