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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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geschickten Bewegungen mit den Augen folgte. »Nicht allein, daß Turcaill sicher von seinem mitternächtlichen Beutezug zurückgekehrt ist, anscheinend hat er auch Cadwaladr wieder mit sich gebracht.«
    »Ich weiß«, sagte Heledd und ließ ihre emsigen Hände einen Augenblick lang ruhen, um ins Feuer zu starren und zu lächeln.
    »Ich sah sie vor Morgengrauen eintreffen.«
    »Und Ihr habt kein Wort davon gesagt?«
    Aber nein, das würde sie nicht, noch nicht und nicht zu irgend jemandem. Damit würde sie mehr preisgeben, als sie bisher zu offenbaren bereit war. Wie konnte sie zugeben, daß sie noch vor der Sonne aufgestanden war, um nach der sicheren Rückkehr des kleinen Schiffes Ausschau zu halten? »Ich habe Euch heute noch kaum gesehen. Was immer sie auch vorgehabt haben mochten, es ist nichts Böses daraus entstanden, und nur das zählte. Aber was kommt denn nun?
    Wieso soll es so gut für uns alle sein?«
    »Nun, der Mann ist zur Besinnung gekommen und hat eingewilligt, diesen Wikingern zu zahlen, was er ihnen versprochen hat. Eben ist Mark ausgesandt worden, um Owain im Namen seines Bruders und zur Sicherheit mit dem Siegel seines Bruders ausgestattet damit zu beauftragen, sein Lösegeld zusammenzubringen und zu zahlen. Otir wird es nehmen und fortgehen und Gwynedd in Frieden hinter sich lassen.«
    Nun hatte sie sich sogar umgedreht, um seinen Worten die gebührende Aufmerksamkeit zu zollen. Ihre Augenbrauen waren hochgezogen, die Hände wie erstarrt. »Er hat aufgegeben? Schon? Er wird zahlen?«
    »Ich weiß es von Mark, und der ist bereits als Bote in Owains Lager unterwegs. Nichts sicherer als das.«
    »Und sie werden fortgehen!« murmelte sie kaum hörbar zwischen ihren reglosen Lippen. Sie zog die Beine an, schlang ihre Arme um die Knie und blieb vor sich hinstarrend so sitzen.
    Sie lächelte nicht und runzelte auch nicht die Stirn, sie wog nur kühl und entschieden diese veränderten Aussichten auf Heil oder Unheil gegeneinander ab. »Was glaubt Ihr, Cadfael, wie lange braucht es wohl, um Vieh über die unwegsamen Straßen von Ceredigion hier herauf zu treiben?«
    »Mindestens drei Tage«, sagte Cadfael und sah ihr dabei zu, wie sie diese Information tief in ihrem methodisch denkenden Hirn verstaute, um sie in ihre Berechnungen einzubeziehen.
    »Dann also höchstens drei Tage«, sagte sie, »denn Owain wird sich sputen, sie loszuwerden.«
    »Und dann seid Ihr froh, wieder frei zu sein«, sagte Cadfael in einem zaghaften Vorstoß in Regionen, wo die Wahrheit mindestens zwei Gesichter hatte und er nicht sicher sein konnte, welches davon ihm zugewandt war und welches von ihm fort blickte.
    »Ja«, sagte sie. »Ich werde froh sein!« Und damit schaute sie an ihm vorbei auf die graublaue, wogende Oberfläche der See und lächelte.
    Gwion hatte den Wachtposten, an dem sein Herr entführt worden war, ungehindert erreicht und wollte gerade über die Schwelle treten, als die Wache ihm mit vorgehaltener Lanze entgegentrat und ihn drohend anherrschte: »Seid Ihr nicht Gwion, Cadwaladrs Gefolgsmann?«
    Eher erstaunt als geängstigt gab Gwion sich zu erkennen.
    Sicher wurde dieses Tor nach dem Übergriff der letzten Nacht strenger bewacht und der Wachmann kannte Owains Urteil nicht und hatte auch nicht die Absicht, sich einen Tadel zuzuziehen, indem er irgend jemanden ungefragt hereinkommen oder hinausgehen ließ. »Der bin ich. Der Fürst stellte es mir frei, nach eigenem Gutdünken zu kommen und zu gehen. Frag Cuhelyn. Er wird es dir bestätigen.«
    »Da habe ich andere Neuigkeiten für Euch«, erwiderte die Wache, ohne sich zu rühren, »denn der Fürst hat erst vor kurzem nach Euch aussenden lassen und befohlen, Euch zu ihm zu bringen, solltet Ihr Euch noch auf unserem Gebiet befinden.«
    »Ich kenne ihn nicht als einen Mann, der solcherart seine Meinung äußert«, protestierte Gwion mißtrauisch. »Er gab mir deutlich zu verstehen, daß ich ihm gleichgültig sei und er sich nicht im mindesten darum schere, ob ich nun fortging oder blieb. Oder ob ich tot oder am Leben war, um es genau zu sagen.«
    »Und doch sieht es so aus, als hätte er noch Verwendung für Euch. Ein Leid wird er nicht für Euch im Sinn haben, wenn er nie damit gedroht hat. Geht und seht selbst. Er will Euch sprechen. Mehr weiß ich nicht.«
    Da war nichts zu machen. Den Kopf voller wirrer und ungemütlicher Vermutungen, drehte Gwion sich um und wandte sich der Unterkunft zu. Owain konnte noch nicht von etwas Wind bekommen haben, das bisher

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