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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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stammen und kaum Zweifel, wieso sie hier sind. Es ist ja bekannt gewesen, daß Cadwaladr zu den Wikingern geflohen ist. Warum soll er mit so einer Streitmacht zurückkehren, wenn nicht für eine Abrechnung?«
    »Die will ich ihm nicht verwehren«, sagte Owain gefaßt.
    »Wann werden sie an Land gehen?«
    »Sicher noch vor dem Morgen, mein Lord. Sie haben die Segel gesetzt, und der Wind bläst durchweg von Westen.«
    Einen tiefen Atemzug lang dachte Owain nach. Vielleicht ein Viertel der Pferde in seinen Ställen war am Tag zuvor lange, obgleich nicht hart geritten worden, und von seinen Bewaffneten hatten ebenso viele die Reise gemacht und gutgelaunt bis spät in die Nacht im Saal gefeiert. Und der Ritt, den sie jetzt vor sich hatten, würde dringend und eilig sein.
    »Wir haben nicht genug Zeit«, sagte er nachdenklich, »um Gwynedd auch nur zur Hälfte aufzuwecken, doch wir werden uns unserer Reserven versichern, und auf unserem Weg von hier nach Carnarvon jeden Mann einsammeln, den wir kriegen können. Ich brauche sechs Kuriere, einen, der uns jetzt vorausgeht, die anderen, um meine Befehle nach Arlechwedd und Arfon zu bringen. Ruf sie nach Carnarvon. Es kann sein, daß wir sie nicht brauchen, aber es ist nicht falsch, wenn wir sie in der Hinterhand haben.« Seine Schreiber nahmen seine Anweisungen entgegen und verschwanden mit lobenswerter Gelassenheit, um die versiegelten Sendschreiben vorzubereiten, die die Kuriere zu den Häuptlingen der zwei Vasallengebiete bringen würden, bevor die Nacht herum war.
    »Also, jeder Mann, der Waffen trägt«, sagte Owain und hob die Stimme, damit sie bis an die Mauern trug und widerhallte, »geht wieder ins Bett und ruht sich aus, so gut es geht. Sobald es hell wird, sammeln wir uns.«
    Cadfael, der am Rand der Menge zugehört hatte, fand das richtig. Die Kuriere sollten auf jeden Fall bei Nacht ausreiten, aber die Truppen bei Dunkelheit in Marschordnung über Land zu schicken, war verschwendete Zeit, die sich besser nutzen ließ, um Kräfte zu sammeln. Die Kämpfer im Hof zerstreuten sich, wenn auch zögernd; nur der Hauptmann von Owains Leibwache versicherte sich erst des strengen Gehorsams seiner Leute und kehrte dann an die Seite seines Fürsten zurück.
    »Die Frauen sollen sich zurückziehen«, sagte Owain über die Schulter. Oben, an dem geöffneten Eingang zum Saal hatten seine Frau und ihre Damen stumm abgewartet. Nur die jüngeren Dienerinnen flüsterten untereinander. Sie zögerten, als sie sich entfernten und sahen sich mehrfach um, eher neugierig und angeregt als alarmiert, doch sie entfernten sich.
    Die Fürstin hatte ihr eigenes Gefolge so fest im Griff wie Owain seine Krieger. Zurück blieben die Dienstleute, Verwalter und älteren Ratgeber und solche Männer, die in Zeughaus und Lager, zum Brauen und Backen gebraucht wurden. Kriegsleute hatten mehr als bloß Schwerter und Bögen zu versorgen, und Owains Garnison um mehrere hundert Mann zu verstärken hieß auch, ihr einen Zug mit Nachschub hinterherzuschicken.
    Cadfael bemerkte Cuhelyn in der kleiner gewordenen Gruppe, die jetzt noch um den Fürsten versammelt war. So, wie er aussah, war er geradewegs aus dem Bett, wenn nicht aus dem Schlaf gerissen worden, hatte er sich doch, der sich sonst elegant zu präsentieren wußte, nur hastig angezogen. Hywel, wach und seinem Vater stets zur Seite, war ebenfalls da. Gwion hielt sich aufmerksam und still am Rand, wie Cadfael ihn das erstemal gesehen hatte, so als wolle er sich von den Sorgen Owains und Gwynedds möglichst fernhalten, wie ehrenwert sie ihm auch erscheinen mochten. Auch die beiden Kanoniker Meirion und Morgant waren da, die hier einmal eine Krise erlebten, die nichts mit Heledd zu tun hatte und keinen von ihnen unmittelbar bedrohte. Hier waren sie Zuschauer und nicht Beteiligte. Ihre Aufgabe war es, die widerwillige Braut sicher nach Bangor und in die Arme ihres Bräutigams zu bringen, und die dänischen Schiffe lagen nicht vor Bangor und würden auch nicht dorthin kommen. Heledd war für die Nacht sicher bei den Frauen der Fürstin untergebracht worden und schnatterte jetzt zweifelsohne aufgeregt mit ihnen über das, was ihnen fast eine willkommene Ablenkung bedeuten mochte.
    »Das also«, sagte Owain, nachdem es vergleichsweise still geworden war, als warteten alle auf seine Entscheidung, »sind die schlimmen Folgen, an die Bledri ap Rhys gedacht hat. Er hat ungefähr gewußt, was mein Bruder vorhatte. Er hat mich rechtzeitig gewarnt. Gut, bevor es Tag

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