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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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wird, haben wir noch genug Arbeit vor uns. Warten wir ab. Falls er jetzt noch sicher in seinem Bett liegt, wird er dort auch bleiben.«
    Die ausgesuchten Kuriere an seine Vasallen erschienen in den Mänteln für den Nachtritt, und aus den Pferdeställen kamen für sie die Knechte mit den gesattelten Pferden. Der Stallmeister, der schon das Leitpferd im Trab herbeiführte, stieß in mühsam beherrschter Aufregung, noch bevor er das Pferd angehalten hatte, in einem Atemzug hervor:
    »In den Ställen fehlt uns ein Pferd, mein Lord, und Zaumzeug und Sattel dazu! Wir haben es nachgeprüft, weil wir Euch am Morgen das beste Tier bereithalten wollten. Ein guter junger Fuchs ohne jeden weißen Flecken, mit Satteldecke, Sattel, Zügel und allem, was dazugehört.«
    »Was ist denn mit dem Pferd, auf dem Bledri ap Rhys hergekommen ist? Sein eigenes Pferd, auf dem er nach Sankt Asaph geritten ist?« fragte Hywel in scharfem Ton. »Ein tiefes Grau, und an den Flanken leicht gescheckt? Ist der noch da?«
    »Den kenne ich, mein Lord. Kein Vergleich zu diesem Fuchs.
    Noch ganz erschöpft von gestern. Der ist noch da. Wer immer das Pferd gestohlen hat, wußte eine gute Wahl zu treffen!«
    »Und wählte sich das schnellste Tier!« sagte Hywel scharf.
    »Der ist bestimmt weg und unterwegs, um sich bei Abermenai mit Cadwaladr und den Wikingern aus Irland zu treffen. Wie zum Teufel ist er bloß zum Tor hinaus gekommen? Auch noch zu Pferd!«
    »Ein paar von euch, geht los und befragt die Wachen«, ordnete Owain an, ohne sich auch nur darum zu kümmern, wer von ihnen seinen Befehl ausführte. An jedem Tor seiner Burg standen Männer auf Wache, auf die er bauen konnte, was schon der Umstand zeigte, daß von ihnen keiner seinen Posten verlassen hatte, wie groß auch die Neugier sein mochte, die er bei dem Durcheinander verspürt haben mochte, das sich gerade außer seiner Hörweite abgespielt hatte. Nur hier am Haupttor, wo der Bote aus Bangor hereingeritten war, hatte sich ein Mann entfernt, und zwar der Führer der Leibwache. »Kein Mann läßt sich einsperren«, philosophierte Owain laut, »falls er nur genug Kraft hat und entschlossen genug ist, um herauszukommen. Jede Mauer, die überhaupt gebaut wird, ist auch zu ersteigen, wenn das Ziel hoch genug ist. Und dieser hier ist ganz und gar der Gefolgsmann meines Bruders!« Jetzt drehte er sich zu dem erschöpften Boten um. »Im Dunkeln würde sich ein kluger Mann an die Straßen halten. Ist dir auf deinem Ritt nach Osten ein Mann entgegengekommen?«
    »Nein, mein Lord, nicht einer. Schon seit ich den Cegin-Fluß durchquert habe, ist mir keiner mehr begegnet, und vorher nur unsere eigenen Leute, die es gar nicht eilig hatten.«
    »Der wird jetzt schon längst außer Reichweite sein, aber Einion soll sich wenigstens mit einem Steckbrief an die Verfolgung machen. Wer weiß? Ein Pferd kann plötzlich lahmen auf so einem harten Ritt durch die Nacht, und ein Mann kann sich in einer Gegend, die er nicht kennt, verirren. Viel leicht können wir ihn noch aufhalten«, sagte Owain und sprach den Mann an, den er zu den Wachen an den rückwärtigen Toren der Burganlage geschickt hatte. »Na?«
    »Die haben keinen Mann angerufen und keinen durchgelassen. Sie kennen ihn ja mittlerweile auch vom Sehen, selbst wenn er hier ein Fremder ist. Wie immer er entkommen ist, durch die Tore ist er nicht gelangt.«
    »Das hätte ich auch nie erwartet«, stimmte der Fürst düster zu. »Die Männer haben immer gründlich Wache gestanden.
    Gut, Hywel, dann schick jetzt die Kuriere los und komm mit mir nach drinnen in meine eigene Kammer. Cuhelyn, du kommst mit uns.« Als seine Boten auf die Pferde stiegen, sah er sich kurz um. »Gwion, das hier ist weder dein Versäumnis noch laß es deine Sorge sein. Geh zu Bett. Und behalte dein Ehrenwort gut im Gedächtnis. Oder nimm es ganz zurück«, fügte er trocken hinzu, »und bleib hinter Schloß und Riegel, solange wir fort sind.«
    »Ich habe mein Wort gegeben«, sagte Gwion hochfahrend, »und werde es auch halten.«
    »Und ich habe es angenommen«, sagte der Fürst etwas versöhnlicher, »und vertraue darauf. Nun geh schon, was gibt es hier für dich zu tun?«
    Was, in der Tat, dachte Cadfael nüchtern, außer uns allen die Freiheit zu neiden, die er sich selbst verweigert? Sofort kam ihm der Gedanke, daß Bledri ap Rhys, dieser hitzige Vertreter seines Herrn, der so schnell bereit gewesen war, ihn zu entschuldigen und in seinem Namen noch zu drohen, keinerlei Ehrenwort

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