Die Schwarze Keltin
aufbrausende und schnellentschlossene Prinz erstmal verschwunden, wer konnte dann noch sagen, wie er die Vorteile nutzen würde, die sich ihm bieten mochten?
Cadwaladr stand auf und streckte seinen ansehnlichen Körper mit gewandter, vergnügter Selbstsicherheit. Andere mochten Vorbehalte haben, doch er deutete den Vorschlag seines Bruders als Ermutigung. Die Drohung gegen den Frieden von Gwynedd war klug erkannt worden, und Owain war zum Nachgeben bereit, vielleicht nur zollbreit, doch genug, um ein Chaos zu vermeiden. Und jetzt war alles, was er, Cadwaladr, zu tun hatte, zu dem Treffen zu gehen, sich in den Augen der Anwesenden anständig zu benehmen, was er mit Anmut zu tun wußte, und im Gespräch unter vier Augen kein Stück von seinen Forderungen abzuweichen, und er würde alles wiedergewinnen, jedes Stück Land, das man ihm genommen hatte und jeden früheren Gefolgsmann. Wenn Owain schon bei seinem ersten Vorstoß eine so sanfte und vernünftige Sprache sprach, konnte es kein anderes Ende geben.
»Ich gehe zu meinem Bruder«, sagte er und lächelte finster, »und was ich mitbringe, soll für dich genauso von Gewinn sein wie für mich.«
Bruder Mark saß mit Cadfael in einer Grube in den Dünen, von wo aus sie im klaren, fast schattenlosen Licht des Nachmittags auf das Meer schauten. Vor ihnen dehnte sich der Sand. Der scharfe und hartnäckige Seewind hatte ihn zu Wogen gehämmert, die golden bis an den Rand des Wassers rollten. In einer sicheren Wassertiefe vor der Küste lagen sieben von Otirs Schiffen vor Anker, vier Frachtschiffe, breit und kräftig, geräumig genug, um Gwynedd, sollte es dazu kommen, reichlich Beute zu entreißen, und drei seiner größten Langschiffe. Die kleineren und schnelleren Schiffe lagen alle in der Mündung der Bucht, wo das Ankern für den Notfall sicher und es leicht war, an Land zu kommen. Hinter den Schiffen dehnte sich nach Westen hin weit und silbern das Wasser, in dem sich der offene blaßblaue Himmel spiegelte und hier und da golden die Sandbänke durchschimmerten.
»Ich habe gewußt«, sagte Mark, »daß ich dich hier finden würde. Ich wäre auch ohne diesen Anlaß hergekommen. Ich habe euch vorbeiziehen gesehen, dich und das Mädchen als Gefangene, als ich auf dem Rückweg zu unserem Treffpunkt gewesen bin. Das beste, das ich tun konnte, war, nach Carnarvon zu reiten und Owain davon zu berichten. Er hat genau über eure Lage nachgedacht. Doch was er sonst noch im Kopf hat mit diesem Treffen, um das er gebeten hat, weiß ich nicht. Es kommt mir so vor, als ob ihr von den Wikingern nicht so schlimm behandelt worden seid. Ich finde, ihr seid in guter Verfassung. Ehrlich gesagt habe ich mir um Heledd Sorgen gemacht.«
»Das ist nicht nötig gewesen«, sagte Cadfael. »Es war klar, daß wir unseren Wert für den Fürsten haben, und er hätte uns hier so oder so nicht einfach unserem Schicksal überlassen.
Die treiben keinen Schindluder mit ihren Geiseln. Sie haben ein Lösegeld versprochen bekommen, sie haben fest vor, es so billig wie möglich zu verdienen, und sie werden nichts tun, um ganz Gwynedd zornig und in Waffen gegen sich aufzubringen, es sei denn, das ganze Unternehmen mißlingt ihnen. Heledd ist kein Leid zugefügt worden.«
»Und hat sie dir erzählt, was in sie gefahren ist, so vor uns aus Aber wegzulaufen und wie sie es angestellt hat, die fürstliche Pfalz zu verlassen? Und das Pferd, auf dem sie geritten ist – denn ich habe gesehen, daß die Wikinger es mitgeführt haben, und es hat das gute Zaum- und Sattelzeug aus dem Stall des Fürsten getragen –, wie ist sie an das Pferd gekommen?«
»Sie hat es gefunden«, sagte Cadfael bloß, »gesattelt und gezäumt und angebunden im Wald vor den Mauern, als sie hinter dem Rücken der Wachen aus dem Tor entwischt ist. Sie sagt, sie wäre auch zu Fuß geflohen, wenn das nötig gewesen wäre, aber das Pferd habe dagestanden und auf sie gewartet.
Was hältst du davon? Ich bin sicher, daß sie die Wahrheit sagt.«
Mark dachte einige Minuten sehr ernsthaft über die Frage nach. »Bledri ap Rhys?« schlug er skeptisch vor. »Hat er tatsächlich vorgehabt zu fliehen und das Tier schon bereitgestellt, während die Tore bei Tag geöffnet waren? Und jemand anders hat die Abreise verhindert, nachdem er Verdacht geschöpft hatte, weil Bledri immer noch loyal zu Cadwaladr stand? Es hat aber kein Anzeichen gegeben, daß er überhaupt daran gedacht hat, die Burg zu verlassen. Mir ist es so vorgekommen, daß der Mann
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