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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Beste machen, was sie kriegen können.«
    »Wenn sie einmal dreißig Jahre oder älter ist«, sagte Cadfael, »mag sie sich damit begnügen. Mit achtzehn – das bezweifle ich!«
    »Wenn er zu den Waffen greift, um sie freizukämpfen, kann sie das mit achtzehn doch beeindrucken«, bemerkte Mark, aber er klang dabei nicht völlig überzeugt.
    Cadfael hatte den Kopf gedreht und schaute zurück auf die Spitze der Dünen, wo eine Gestalt zu erkennen war, ein Mann, der gerade auf dem Weg hinunter an den Strand war. So ausladend und großzügig, wie er ging, und an der Art, wie sich dabei seine breiten Schultern bewegten, wie zuversichtlich er sein in der Sonne hell aufscheinendes flachsblondes Haupt reckte, wäre einem sogar auf noch größere Entfernung sein Name in den Sinn gekommen.
    »Darauf würde ich keine Wette eingehen«, sagte Cadfael vorsichtig. »Selbst wenn es so wäre, käme Ieuan ein wenig zu spät, denn es gibt schon einen anderen, der zu den Waffen gegriffen hat und um sie kämpft. Die Sache ist allerdings noch nicht entschieden.«
    Bruder Mark konnte den jungen Turcaill erst sehen, als der schon an der Spitze der kleinen Landzunge angelangt war.
    Statt den ganzen Weg trocken zurückzulegen, watete er durch das seichte Wasser fröhlich auf Heledd zu. Sie wandte ihm immer noch den Rücken zu, aber sie hatte zweifellos die Ohren gespitzt.
    »Wer ist das?« fragte Mark, und seine Gestalt spannte sich bei diesem Anblick.
    »Ein gewisser Turcaill aus Otirs Familie, und wenn du gesehen hast, wie wir zu dem Drachenboot gebracht wurden, mußt du seine lange Gestalt vorbeigehen sehen haben. Der ist kaum zu übersehen. Er ist ja einen Kopf größer gewesen als wir anderen.«
    »Das ist der Mann, der sie gefangengenommen hat?« Mark schaute stirnrunzelnd auf Heledds winziges Eiland, wo sie immer noch so tat, als ob sie niemand bemerkt hatte, der gekommen war, ihre Einsamkeit zu stören.
    »Du sagst es. Er ist bewaffnet gekommen und hat sie fortgetragen.«
    »Was will er jetzt von ihr?« fragte sich Mark und ließ Heledd nicht aus den Augen.
    »Er tut ihr nichts. Er ist hier der Autorität seines Anführers unterworfen, doch auch wenn es nicht so wäre, würde er ihr kein Leid zufügen.« Der junge Mann war neben Heledds Felsen getreten, wobei die Gischt unter seinen Füßen aufspritzte, und fiel mit großer Anmut zu ihren Füßen in den Sand. Sie schenkte ihm keine Beachtung, es sei denn, es konnte als Beachtung gelten, daß sie sich ein wenig von ihm wegdrehte. Was auch immer sie untereinander sagen mochten, ließ sich auf diese Entfernung nicht belauschen, und merkwürdigerweise war Cadfael sich plötzlich sicher, daß dies nicht das erste Mal war, daß Heledd dort gesessen hatte und auch nicht das erste Mal, daß Turcaill seine langen Beine neben ihr bequem in den Sand gestreckt hatte.
    »Die beiden führen ihren ganz eigenen Kleinkrieg«, sagte er friedlich. »Sie haben beide Spaß daran. Er bringt sie gern soweit, daß sie Feuer spuckt und ihr bereitet es Vergnügen, ihn auszuschimpfen.«
    Ein Kinderspiel, dachte er, eine lebhafte Auseinandersetzung, mit der sie beide auf angenehme Art die Zeit verbringen, um so angenehmer, weil es keiner von beiden ernst zu meinen scheint. Genauso wenig, wie wir es ernst zu nehmen brauchen. Später kam ihm der Gedanke, daß er gegen seine eigene Regel verstoßen hatte und sich einer Sache sicher glaubte, die noch nicht entschieden war.

9. Kapitel
    In dem verlassenen Bauernhof, in dem Owain sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, eine Meile von Otirs Lager entfernt, brachte Cadwaladr alle seine Vorwürfe vor, mit einiger Vorsicht, weil er nicht nur in Gegenwart seines Bruders sprach, sondern auch vor Hywel, gegen den er vielleicht die tiefsten und bittersten Gefühle hegte. Und ein halbes Dutzend von Owains Hauptleuten war auch da, Männer, die er nicht vor den Kopf stoßen wollte, die wohl noch Sympathie für ihn hegen mochten. Doch je länger seine Rede dauerte, desto weniger konnte er seine Empörung verhehlen, und gerade die Zurückhaltung und Geduld, mit der sie ihm zuhörten, verschlimmerte seinen schwelenden Groll. Am Ende brannte er vor Zorn über das Unrecht, das ihm widerfahren war, und war bereit, offen mit Krieg für den Fall zu drohen, daß er sein Land nicht zurückerhielt. Bisher hatten seine Worte gleichwohl diese Drohung immer anklingen lassen.
    Owain saß ein paar Minuten stumm und betrachtete seinen Bruder mit einer Miene, deren Ausdruck Cadwaladr nicht

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