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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Hügel an, der frei von spärlichen Bäumen war, und schauten über das Umland.
    Als Landeplatz hatte Otir nicht den Sandstrand im Norden ausgewählt, wo sich entlang der Meerenge eine weite, unübersichtliche und bei Flut unsichere Dünenlandschaft erstreckte, die vor dem Auslaufen einen langen Weg durch Gestrüpp und lockeren Sand nötig machte, sondern er hatte die Schiffe weiter südlich ankern lassen, im Schutz der vom Festland vorspringenden, höher liegenden Halbinsel, wo sich das Lager der Wikinger besser verteidigen ließ und im Notfall einen schnelleren Rückweg ans Wasser bot. Dabei hatte es die Eindringlinge nicht abgeschreckt, daß sie hier viel direkter vor der starken Feste Carnarvon lagen, wo Owain seine Streitkräfte gesammelt hatte. Das Lager, das Otir hatte anlegen lassen, war zum Strand hin gut durch Wachposten geschützt und von Carnarvon durch eine weite Bucht getrennt. Die Verbindung zum Festland war so beschaffen, daß sie im Fall eines Angriffs eine vorzügliche Verteidigung ermöglichte. Cadfael fiel wieder ein, daß es mehrere kleine Flüsse gab, die in diese Bucht mündeten. Wenn die Bucht bei Ebbe trocken fiel, würden sie sich allerdings nur als kümmerliche Silberschleifen durch das Buchtenwatt ziehen, eine Einöde aus Sand und Schlick, in die sich kein Heer hineintrauen würde. Owain würde mit seinen Truppen einen weiten Bogen nach Süden schlagen müssen, um den Wikingern auf sicherem Gelände gegenüberzutreten.
    Bei einer Entfernung von etwa sechs bis sieben Meilen zwischen Owains Streitkräften und dem bereits gesicherten dänischen Lager fühlte Cadwaladr sich ohne Zweifel fast unverwundbar.
    Allerdings waren die sechs oder sieben Meilen über Nacht wohl auf eine einzige Meile zusammengeschrumpft. Denn als Cadfael durch eine Reihe von Büschen heraustrat und einen klaren Blick weit über das Lager hinaus nach Süden gewann, wo rechts von ihm das Meer lag und im Morgenlicht glitzerte, links dagegen das Buchtenwatt mit seinem Schlamm und seinen Rinnsalen, konnte er in der Ferne das unverwechselbare Glänzen von Waffen und die Farben bunter Zelte ausmachen, in einer langen Linie, die über Nacht in der ausgedehnten Landschaft aus Dünen und Buschwerk errichtet worden war. Im Licht des frühen Tages wirkte das Hin und Her der Waliser so, als ob der Wind über ein Kornfeld streicht.
    Zielbewußt liefen sie auf und ab und waren in aller Ruhe damit beschäftigt, ihre Stellungen zu befestigen. Außer Reichweite von Lanze oder Bogen hatte Owain sein Heer im Schutz der Dunkelheit herangeführt, um die Spitze der Halbinsel abzuschnüren und die Wikinger hier einzuschließen. Es gab keine Zeit zu verlieren. Die beiden Parteien standen sich Stirn an Stirn wie zwei Widder gegenüber, die gegenseitig Maß nahmen. Eine der beiden Seiten mußte jetzt ohne Zögern die Herausforderung annehmen.
    Es war Owain, der die Verhandlungen eröffnete, noch bevor der Morgen herum war, während die Häuptlinge der Dänen noch über das Erscheinen des walisischen Heeres so nah an ihren Befestigungen debattierten und rätselten, was Owain vorhaben könnte, jetzt, wo er da war. Es war unwahrscheinlich, daß sie sich um ihre eigene Sicherheit sorgten, denn sie konnten notfalls schnell ans Meer und zu ihren Schiffen, denen die Waliser nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatten.
    Cadfael, der sich unbeobachtet aus dem Haufen bewaffneter Männer zurückgezogen hatte, die jetzt auf dem Hügel versammelt waren, wußte, daß sich die Wikinger auch darüber Gedanken machten, wieviel Mann Owain in Carnarvon zurückgelassen hatte, und ob es lohnen würde, zur Entlastung über die Bucht auf die Stadt vorzustoßen, wenn der Fürst die Dänen hier direkt anzugreifen versuchte. Sie waren noch nicht davon überzeugt, daß er so ein gefährliches Vorhaben wagen würde. Sie standen da, warteten ab und schauten auf die gegnerischen Linien in der Ferne. Sollte Owain doch zuerst sprechen. Wenn er bereits vorhatte, seinen Bruder wieder gnädig in die Arme zu schließen, wie er das schon mehrere Male zuvor getan hatte, warum sollten sie dann etwas tun, das einen so wünschenswerten Ausgang noch verhindern könnte?
    Es war um die Mitte des Vormittags. Eine blasse Sonne stand hoch am Himmel, als aus einer Bodenwelle in der sandigen Ebene zwischen den beiden Heeren zwei Reiter in Sicht kamen. Die Männer tauchten manchmal in einer Senke unter, ritten dann wieder über die nächste Steigung, geradewegs auf die dänischen Linien zu. In

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