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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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der gesamten unübersichtlichen Dünenlandschaft fand sich kaum ein halbes Dutzend Behausungen, da es dort wenig brauchbares Weideland und kein gutes Ackerland gab, und diese Siedlungen waren zweifellos in der Nacht geräumt worden. Die beiden einsamen Reiter waren die einzigen Menschen in diesem Niemandsland zwischen den Heeren, und wie es schien, waren sie mit Eröffnungsverhandlungen beauftragt, um einen sinnlosen und kostspieligen Zusammenstoß zu verhindern. Otirs Gesichtsausdruck, mit dem er ihr Näherkommen erwartete, war aufmerksam, aber ruhig.
    Cadwaladrs Körperhaltung und Miene dagegen waren angespannt, aber siegesgewiß. Deutlich wurde das an der überheblichen Pose, in die er sich hier auf walisischem Boden geworfen hatte, den Kopf hochmütig erhoben und die Augen zusammengekniffen, um die Gesandten des Fürsten zu erkennen.
    Der zweite Reiter hielt noch außer Reichweite von Lanze oder Pfeil an und wartete im Schutz einiger Bäume. Der andere ritt weiter bis in Rufweite und hielt sein Pferd dort an, um die Gruppe auf dem Hügel über ihm aufmerksam ins Auge zu fassen.
    »Ihr Herren«, war sein Ruf deutlich zu vernehmen, »Owain Gwynedd schickt seinen Boten, um mit euch zu verhandeln. Ein Mann des Friedens, unbewaffnet und vom Fürsten beglaubigt.
    Wollt ihr ihn empfangen?«
    »Laß ihn kommen«, sagte Otir. »Er soll ehrenwert empfangen werden.«
    Der Herold zog sich in eine respektvolle Entfernung zurück.
    Der zweite Reiter spornte sein Pferd an und ritt ins Lager der Wikinger. Im Näherkommen wurde klar, daß es ein kleiner Mann war, schmal und jung, der mit mehr Entschlossenheit denn Eleganz ritt, als ob er sich eher mit Bauernpferden als mit den edlen Rössern von Fürsten und Botschaftern auskannte.
    Als er nahe genug herangekommen war, zog Cadfael, der von der Anhöhe in den Dünen so eindringlich wie alle anderen nach dem Reiter geschaut hatte, tief die Luft ein und ließ sie mit einem großen Seufzer wieder fahren. Der Reiter trug das derbe schwarze Habit der Benediktiner und die beherrschten und eindringlichen jungen Gesichtszüge von Bruder Mark. Fürwahr, dieser Junge war ein Mann des Friedens, ein Vermittler zwischen Bischöfen und jetzt auch zwischen Fürsten. Es gab überhaupt keinen Zweifel, daß er diesen Auftrag für sich selbst erbeten hatte, daß er Owain empfohlen hatte, ihn, Mark, einzusetzen, dem kaum verdächtige Motive unterstellt werden konnten, der weder nach Gewinn trachten noch Rache üben wollte, der nichts außer dem eigenen Leben und der eigenen Freiheit zu gewinnen oder zu verlieren hatte, ein Mann, der in dieser Welt keinem Fürsten nach dem Munde reden mußte, sei er nun Waliser, Däne oder Ire. Ein Mann, dessen Demut eine beruhigende Schranke zwischen den stolzen Exzessen anderer Männer darstellen konnte.
    Bruder Mark erreichte den Rand des Lagers, und die Wachen machten ihm Platz, um ihn durchzulassen. Es war der junge Turcaill, doppelt so groß wie Marks bescheidene Gestalt, der gastfreundlich nach vorne ging, um Marks Zügel zu nehmen, als Mark absaß und begann, rasch die Anhöhe zu ersteigen, auf der Otir und Cadwaladr warteten, um ihn zu begrüßen.
    In Otirs Zelt, wo sich die Unterführer und alle anderen Krieger, die wenigstens bis zum Eingang gelangt waren, um den Häuptling drängten, überbrachte Bruder Mark die Botschaft, die zum Teil von ihm selbst, zum Teil von Owain Gwynedd kam. Mark sprach laut, um auch die Zuhörer zu erreichen, die sich draußen vor dem Zelt drängten. Er spürte, daß es unter diesen Freibeutern Sitte war, jedem Mann das Recht zu gewähren, beim Rat der Anführer zugegen zu sein.
    Auch Cadfael hatte sich entschlossen, so nahe wie möglich dabeizusein, um zu hören, was vor sich ging, und niemand hatte gegen seine Anwesenheit etwas einzuwenden. Er war als Geisel hier. Auf seine Weise betraf ihn das Geschehen genauso, wie sie davon auf ihre Weise betroffen waren. Jeder Mann, der an diesem Unternehmen beteiligt war, übte sein freies Recht aus, hier seine Stellung zu wahren.
    »Ihr Herren«, sagte Bruder Mark, der etwas Zeit brauchte, um die rechten Worte zu finden und ihnen den angemessenen Nachdruck zu verleihen, »ich habe darum gebeten, diese Botschaft zu überbringen, weil ich nicht auf irgendwelche Weise in diese Auseinandersetzung verwickelt bin, die euch nach Wales führt. Ich trage keine Waffen und habe nichts zu gewinnen, doch ihr und ich und jeder Mann hier haben viel, allzuviel zu verlieren, falls dieser Streit in

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