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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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deuten konnte. Schließlich rührte er sich ohne Eile und sagte ruhig: »Du scheinst dir falsche Vorstellungen darüber zu machen, wie dein Fall liegt, und du hast bequemerweise übersehen, daß hier ein Mensch zu Tode gekommen ist, dessen Familie nun entschädigt werden muß. Du hast diese Wikinger aus Dublin mitgebracht, um mich zu zwingen. Aber nicht einmal mein eigener Bruder kann mich so einfach zwingen. Nun laß mich dir die Wirklichkeit zeigen. Du scheinst deine Lage zu verkennen. Es geht jetzt nicht mehr darum, daß du mir sagst: Gib mir mein ganzes Land zurück, oder ich lasse diese Barbaren auf Gwynedd los. Jetzt hör mir mal gut zu: Du hast diese Streitmacht mitgebracht, und du wirst sie jetzt auch wieder loswerden, und danach bekommst du vielleicht – ich sage vielleicht! – zurück, was dir einmal gehört hat.«
    Das war sicher nicht, was Cadwaladr sich erhofft hatte, doch war er sich bei den Verbündeten, die er hatte, seiner Sache so sicher, daß er sich den besten möglichen Reim darauf machte.
    Owain hatte mehr und besseres mit ihm vor, als er bereit war, jetzt zu sagen. Er hatte die Missetaten seines jüngeren Bruders schon oft zuvor nachgiebig beurteilt und würde das auch diesmal wieder tun. Auf seine Art gab Owain ihm doch zu verstehen, daß er mit ihm ein Bündnis schließen wollte, um den fremden Eindringlingen zu trotzen und sie gemeinsam mit Cadwaladr zu vertreiben. Anders konnte es gar nicht sein.
    »Falls du dazu bereit bist und mich wieder aufnimmst und vereint mit mir...«, setzte er an, sanft und höflich für seine hochmütige Art, doch Owain schnitt ihm gnadenlos das Wort ab.
    »So eine Absicht habe ich nicht erklärt. Ich sage es dir noch einmal: Werde sie los und erst dann werde ich erwägen, dich wieder in deine Rechte in Ceredigion einzusetzen. Habe ich denn gesagt, daß ich dir überhaupt etwas versprochen habe?
    Es liegt doch an dir selbst und nicht nur an den Wikingern, ob du in Wales jemals wieder Land besitzen wirst. Ich verspreche dir nichts, keine Hilfe dabei, die Dänen wieder übers Meer zurückzuschicken, keine Bezahlung irgendwelcher Art, keinen Waffenstillstand, es sei denn, ich entscheide, mit ihnen Waffenstillstand zu schließen. Sie sind dein Problem, nicht meins. Ich mag meinen eigenen Streit mit ihnen haben, weil sie es wagten, in mein Reich einzudringen. Doch dafür ist jetzt nicht die Zeit. Dein Ärger mit ihnen, wenn du ihre Hilfe jetzt zurückweist, ist dein Problem.«
    Cadwaladr war vor Zorn rot angelaufen, und seine Augen brannten in ungläubiger Wut. »Was verlangst du da von mir?
    Wie erwartest du, daß ich mit so einer Streitmacht umgehen soll? Ohne Hilfe? Was willst du denn, daß ich tue?«
    »Nichts einfacher als das«, sagte Owain ungerührt. »Halte dich an die Abmachung, die du mit ihnen getroffen hast. Zahl ihnen die Belohnung, die du ihnen versprochen hast oder stehe für die Folgen gerade.«
    »Und das ist alles, was du mir zu sagen hast?«
    »Das ist alles, was ich zu sagen habe. Du hast jetzt Zeit, dir zu überlegen, was noch zwischen uns zu besprechen ist, sobald du erst Vernunft gezeigt hast. Bleib hier bei uns über Nacht«, sagte Owain, »oder gehe zurück, wenn du es willst.
    Aber von mir wirst du nicht mehr erhalten, solange noch ein unerwünschter Wikinger auf walisischer Erde steht.«
    Es war so offensichtlich, daß er damit entlassen war, und Owain hatte so unzweifelhaft als Fürst und nicht als sein Bruder gesprochen, daß sich Cadwaladr folgsam erhob und bestürzt und stumm aus Owains Gegenwart entfernte. Doch es lag nicht in seiner Natur, die Möglichkeit zu akzeptieren, daß alle seine Bemühungen zu nichts geführt hatten. Innerhalb des überschaubar und klug angelegten Lagers seines Bruders wurde er als Gast und als Verwandter behandelt und anerkannt, und war er als Gast auch sakrosankt und gebot Höflichkeit, ging man mit ihm als einem Verwandten doch herzlich und vertraut um. Solcher Brauch bestätigte nur seinen angeborenen Optimismus und stärkte sein überhebliches Selbstvertrauen. Was er von Owain zu hören bekommen hatte, mußte in Wirklichkeit ganz anders gemeint sein. Unter Owains Hauptleuten gab es eine Reihe, die sich eine gewisse Zuneigung für diesen widerspenstigen Prinzen bewahrt hatten, wie sehr die Zuneigung auch immer in der Vergangenheit auf die Probe gestellt worden war, und wie gerade heraus sie auch immer die Exzesse verdammt hatten, zu denen ihn sein hochfahrendes Temperament trieb. Wieviel größer,

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