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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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zurück.
    Was immer er mit sich bringt, mir kommt es doch so vor, als sei sein Kamm ausreichend geschwollen. Wenn er sich nicht zu schämen braucht, kann er genausogut ins Lager kommen und seine Nachricht abliefern.«
    Statt dessen ließ der ferne Reiter über die Dünen nur einen lauten Ruf erschallen, der den Menschen auf der Palisade galt.
    »Holt Otir! Ich habe eine Botschaft für ihn aus Gwynedd.«
    »Was kann das sein?« fragte Heledd verwirrt.
    »Selbstverständlich hat er Nachricht aus Gwynedd. Warum ist er denn sonst in die Verhandlungen gegangen? Warum brüllt er wie ein Stier, über hundert Schritt Entfernung?«
    Otir erschien mit einem Dutzend seiner Hauptleute, darunter Turcaill, auf der Palisade und schickte einen Antwortschrei zurück: »Ich bin es, Otir. Komm herein mit deiner Nachricht und sei willkommen!« Wenn Otir jetzt nicht einigen Groll und Zweifel verspüren mochte, überlegte Cadfael, dann mußte er der einzige sein, der glaubte, dieses Unternehmen noch im Griff zu haben. Wenn er aber Befürchtungen hegte, dann verbarg er diese und entschied sich dafür, abzuwarten, wie die Botschaft lautete.
    »Hier ist die Nachricht, die ich aus Gwynedd bringe«, rief Cadwaladr, und sein Ton war absichtsvoll hoch und klar, um von jedem Mann in den dänischen Reihen gehört zu werden.
    »Fahrt zurück nach Dublin, mit eurer ganzen Streitmacht und all euren Schiffen! Denn Owain und Cadwaladr haben Frieden geschlossen, Cadwaladr erhält sein Land zurück und hat für euch keine Verwendung mehr. Ihr seid entlassen und könnt gehen!«
    In diesem Augenblick schon wendete er sein Pferd, spornte es an und ritt im Galopp durch die Dünen zurück ins walisische Lager. Ein wütender Aufschrei verfolgte ihn, und zwei oder drei Pfeile, auf Verdacht aufgespannt, fielen hinter ihm harmlos in den Sand. Weitere Verfolgung war unmöglich, er war schneller als jedes Pferd, das die Wikinger bereithielten, und schon war er in großer Eile auf dem Rückweg zu seinem Bruder, um dort zu melden, was er gewagt hatte, hier laut herauszuschreien.
    Sie sahen ihn verschwinden und wieder hervorkommen, eintauchen und aufsteigen mit den Wellen der Dünen, bis er ein bloßer Fleck war in weiter Entfernung.
    »Ist das möglich?« staunte Bruder Mark, bestürzt und ungläubig. »Hat er einen solchen Plan so einfach ausführen können? Würde Owain das gutheißen?«
    Der Aufschrei von Zorn und Unglauben, der durch die dänischen Freibeuter gefahren war, sank mit unheilvoller Plötzlichkeit zu einem beherrschten und viel bedrohlicheren Stimmengewirr herab, nachdem sie Cadwaladrs Schachzug begriffen und sich darauf eingestellt hatten. Otir versammelte seine Häuptlinge um sich und ging in festen Schritten die Dünen hinauf zu seinem Zelt, um zu beraten, was jetzt geschehen sollte. Er verschwendete seine Zeit nicht mit Drohungen oder Beschimpfungen. Nichts in seinem breiten, gebräunten Gesicht gab preis, was hinter der Stirn vor sich ging. Otir betrachtete die Dinge, wie sie waren, nicht wie er sie wünschen würde. Er war kein Mann, der gezögert hätte, sich der Wirklichkeit zu stellen.
    »Eines ist sicher«, sagte Cadfael, der Otir nachsah, als er vorbeiging, eine massive Erscheinung, beherrscht, aber gefährlich, »da geht ein Mann, der seine Abmachungen einhält, ob sie für ihn gut oder schlecht ausgehen, und das auch von denen verlangt, mit denen er sie abgeschlossen hat. Ob Owain ihm zur Seite steht oder nicht, Cadwaladr sollte jetzt auf jeden seiner Schritte achtgeben, denn Otir wird ihn zahlen lassen, mit Hab und Gut oder in Blut.«
    Keine solche Vorahnung beunruhigte Cadwaladr auf seinem Ritt zurück ins Lager seines Bruders. Als er an der äußeren Wache angerufen wurde, zog er die Zügel an, lange genug, um der Wache heiter zu versichern: »Laß mich vorbei, denn ich bin Waliser genau wie du, und das ist, wohin ich gehöre. Wir haben jetzt eine gemeinsame Sache. Ich werde mich vor dem Fürsten für das verantworten, was ich getan habe.«
    Sie führten ihn vor den Fürsten und ließen ihn dabei nicht aus den Augen, unsicher, was hinter seiner Rückkehr steckte, und entschlossen, daß er sich vor Owain erklären sollte, bevor er mit irgend jemand sonst gesprochen hatte. Im Lager gab es genügend von seinen alten Gefolgsleuten, und er hatte sich unter ihnen eine Art von Hingabe erhalten, lange nachdem sich erwiesen hatte, daß er keine verdiente. Wenn er die Wikinger hergebracht hatte, um Gwynedd zu bedrohen, mochte er sich jetzt mit

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