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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Männer, die sich ein derartiges Verhalten hätten bieten lassen, um dann etwa zahm den Rückzug anzutreten. Doch was sie auch besprochen und als Möglichkeit, zurückzuschlagen, erwogen hatten, hing plötzlich in der Luft, als Turcaill mit strahlendem Grinsen in ihre Ratsversammlung trat, um ihnen eine erstaunliche Botschaft auszurichten: »Ihr Herren, hier auf der Schwelle steht Owain Gwynedd in seiner eigenen königlichen Person und bittet mit euch zu sprechen.«
    Otir besaß ein Gespür für ungewohnte Wendungen. Er wußte seine Verblüffung über diesen Ankömmling zu verbergen, erhob sich und ging zur geöffneten Zelttür, um den Gast eigenhändig an seine Tafel zu führen, um die Otirs Hauptleute versammelt waren:
    »Mein Lord und Fürst, was immer Ihr uns mitzuteilen habt, Ihr selbst seid willkommen. Eure Abstammung und Euer Ruf sind uns bekannt, Eure Vorfahren auf der Seite Eurer Großmutter sind eng mit unseren verwandt. Wenn wir auch Gegner sind und bisher auf verschiedenen Seiten gekämpft haben und das vielleicht auch wieder tun müssen, soll das kein Hindernis sein, uns in gerechten und offenen Verhandlungen zu treffen.«
    »Ich erwarte nichts weniger«, sagte Owain. »Ich habe auch keinen Grund, Euch zu lieben, schließlich steht Ihr mir auf meinem Boden gegenüber und zu keinem guten Zweck. Ich bin nicht gekommen, um mit Euch Höflichkeiten auszutauschen und auch nicht, um mich über Euch zu beklagen, sondern um richtigzustellen, was zwischen uns falsch verstanden worden sein mag.«
    »Gibt es so ein Mißverständnis?« fragte Otir trocken und gutgelaunt. »Ich habe gedacht, unsere Lage wäre klar genug, denn hier bin ich und hier steht Ihr und sagt frei heraus, daß ich kein Recht habe, hier zu sein.«
    »Das ist eine Frage«, sagte Owain, »die wir nicht in diesem Augenblick zu lösen vermögen. Was bei Euch ein Mißverständnis hervorgerufen haben kann, ist der Besuch, den mein Bruder Euch heute morgen abgestattet hat.«
    »Ach das!« sagte Otir und lächelte. »Dann ist er also wieder in Eurem Lager?«
    »Er ist wieder da. Er ist bei uns, und ich bin hier, um Euch zu sagen – ich könnte sogar sagen, Euch zu warnen –, daß er nicht für mich gesprochen hat. Ich habe von seiner Absicht nichts gewußt. Ich hatte angenommen, er sei so zu Euch zurückgekehrt, wie er bei Euch weggeritten war, als Euer Verbündeter, mir immer noch feindlich gesonnen, immer noch ein Mann von Ehre und an sein Wort gebunden. Es ist nicht mit meinem Willen oder meiner Erlaubnis geschehen, daß er sich von dem heiligen Wert seines Wortes verabschiedet hat. Ich habe mit ihm keinen Frieden geschlossen und werde mit ihm auch keinen Frieden gegen Euch schließen. Das Land, das ich ihm genommen habe, hat er nicht zurückerhalten und das aus gutem Grund. Er muß sich, so gut er kann, an die Abmachung halten, die er mit Euch getroffen hat.«
    Die Wikinger blickten Owain fest ins Auge, um sich dann rings der Tafel untereinander anzuschauen. Sie warteten ab, bis ihnen aufging, was er von ihnen wollte.
    »Mir ist der Zweck Eures Besuchs noch nicht ganz klar«, sagte Otir höflich, »wieviel Vergnügen mir die Gesellschaft von Owain Gwynedd auch gibt.«
    »Das ist ganz einfach«, sagte Owain. »Ich bin hier, um die drei Geiseln zu holen, die Ihr in Eurem Lager festhaltet. Eine davon ist der junge Diakon Mark, der freiwillig hiergeblieben war, um für die Rückkehr meines Bruders einzustehen. Dieser wird nicht zurückkehren und hat den Jungen dagelassen, um sich dafür zu verantworten. Die anderen beiden, Heledd, Tochter eines Geistlichen des Domkapitels zu Sankt Asaph, und der Benediktinermönch Bruder Cadfael von der Abtei Shrewsbury, sind von diesem jungen Krieger, der mich zu Euch gebracht hat, eingefangen worden, als er weiter oben entlang der Meerenge Proviant geraubt hat. Ich bin gekommen, um selbst dafür zu sorgen, daß keiner der Geiseln ein Leid geschieht, nachdem Cadwaladr sich nicht mehr an seine Abmachung hält. Die Geiseln gehen ihn nichts an. Alle drei stehen unter meinem Schutz. Ich bin hergekommen, um ein gerechtes Lösegeld für sie zu bieten, ungeachtet dessen, was zwischen unseren Leuten noch geschehen mag. Ich werde meine eigenen Verantwortlichkeiten in Ehren ableisten.
    Cadwaladrs Verpflichtungen gehen mich nichts an. Holt Euch von ihm, was er Euch schuldet, aber holt es Euch nicht von diesen drei Unschuldigen.«
    Otir sagte nicht frei heraus: »Das will ich so!« Doch er lächelte ein gespanntes und

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