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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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überlegte Cadwaladr, als er an Owains Tafel saß und die Nacht in Owains Zelt verbrachte, mußte die Liebe sein, die erst sein Bruder für ihn empfand. Wieder und wieder hatte er diese Liebe enttäuscht und sich dafür Strafen eingehandelt, hatte sogar Owains Gnade verspielt, doch stets nur für eine Weile. Immer hatte Owain am Ende nachgegeben und ihn erneut in brüderlicher Zuneigung aufgenommen. Das würde er auch wieder tun. Warum sollte es diesmal anders sein?
    Als er sich am Morgen von seinem Lager erhob, war er überzeugt, seinen Bruder genauso wie früher lenken zu können. Ganz gleich, wie ungeheuerlich die Missetat auch sein mochte, die Blutsbande zwischen ihnen konnten nicht abgewaschen werden. Wegen dieser Blutsbande würde sich Owain besser verhalten, als er angekündigt hatte, sobald die Würfel erst gefallen waren. Er würde Cadwaladr beistehen, auch wenn es jetzt noch nicht so schien.
    Alles, was Cadwaladr tun mußte, war, den Würfel zu werfen, der Owains Hand zwingen würde. Er hatte keinen Zweifel, wie die Sache ausgehen würde. War er erst einmal tief genug darin verstrickt, würde sein Bruder ihn nicht im Stich lassen. Wenn Cadwaladr nicht so ein Heißsporn gewesen wäre, hätte er diese Überlegungen wohl mit kühlerem Kopf angestellt. Doch er war sich seiner Sache schon vollkommen sicher.
    Es gab einige in dem Lager, die seine Männer gewesen waren, ehe Hywel ihn aus Ceredigion vertrieben hatte. Er rechnete ihre Anzahl durch und hatte das Gefühl, eine Phalanx stehe hinter ihm. Er würde nicht ohne Fürsprecher sein. Aber er würde an dieser Wegscheide keinen von ihnen brauchen. Um die Mitte des Vormittags ließ er sein Pferd satteln und ritt aus Owains Lager, ohne sich formgerecht zu verabschieden, so als wolle er zu den Dänen zurückkehren, um mit ihnen zu verhandeln, ohne dabei das Gesicht oder sehr viel Vieh oder Gold zu verlieren. Viele sahen ihn mit einem Gefühl von zögernder Sympathie ziehen. Owain selbst dachte vermutlich genauso beim Anblick des einsamen Reiters, wie er durch das weite Gelände den Rückzug antrat und erst in einer Senke verschwand, um dann am gegenüberliegenden Hang wieder zu erscheinen, jetzt schon zu einer kleinen, namenlosen Figur geschrumpft, sich selbst überlassen in der windigen, sandigen Landschaft. Es war etwas Neues, daß Cadwaladr eine Anschuldigung akzeptierte, seine Bürde schulterte und klaglos aufbrach, um das Beste daraus zu machen. Wenn er sich auch weiterhin auf so unerwartete Weise anständig verhielt, war er es sogar jetzt noch wert, daß sein langmütiger Bruder ihn rettete.
    Als Cadwaladr im Lager der Wikinger erschien, erregte das bei den Wachen, die Otir zur Landseite hin aufgestellt hatte, keine Überraschung. Ihm war die Freiheit zu gehen und wiederzukehren versprochen worden. Der Hauptmann der Wache, Torsten, der im Ruf stand, einen jungen Baum auf fünfzig Schritte spalten zu können, ließ Otir benachrichtigen, daß sein Verbündeter allein und unbehindert zurückkehrte, wie es ihm versprochen worden war. Niemand hatte mit einem anderen Ausgang gerechnet; sie warteten, um zu hören, was für ein Empfang ihm bereitet worden war und welche Verhandlungsbedingungen er vom Fürsten von Gwynedd zurückbrachte.
    Seit dem Morgen hatte Cadfael schon von einer Anhöhe innerhalb des Lagers aus ein wachsames Auge auf die Landseite geworfen. Bei der Meldung, daß Cadwaladr in den Dünen gesehen worden war, kam neugierig Heledd dazu und mit ihr Bruder Mark.
    »Wenn sein Kamm geschwollen ist«, sagte Cadfael klug, »falls er uns nahe genug kommt, daß wir das feststellen können, dann hat Owain ihm auf bestimmte Weise nachgegeben. Oder zumindest glaubt Cadwaladr, daß er Owain nur noch ein wenig zu überzeugen braucht, damit er ihm nachgibt. Wenn es eine Todsünde gibt, an der Cadwaladr nie leiden wird, ist es sicherlich die Mutlosigkeit.«
    Cadwaladr ritt ohne Eile, bis er in einigem Abstand zum Lager auf einer spärlich mit Bäumen bewachsenen Anhöhe ankam. Cadwaladr konnte die Reichweite von Pfeil und Lanze so gut beurteilen wie die meisten anderen Männer und hielt dementsprechend an und blieb einige Minuten auf seinem Pferd sitzen, ohne ein Wort zu sagen. Diese Verzögerung ließ einen ersten Anflug leichter Überraschung durch die Reihen von Otirs Kriegern laufen.
    »Was fehlt ihm?« fragte Mark an Cadfaels Seite. »Er hat seine Freiheit zu kommen und zu gehen. Owain hat doch nicht versucht, ihn festzuhalten, und die Dänen wollen ihn

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