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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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guten Ruf, ein Mann mit respektablem Landbesitz, der bei dem Fürsten wohlgelitten war. Sie hätte es viel schlechter treffen können.
    »Es gibt keinen Grund auf der Welt«, sagte Mark, »warum Ihr so ein Leben nicht einmal schätzen solltet. Dieser Ieuan, den Ihr nie gesehen habt, steht schon bereit, Euch zu empfangen und zu lieben, und er ist es wert, daß Ihr ihn annehmt.«
    »Das glaube ich Euch«, sagte sie, beinahe unterwürfig für ihre Verhältnisse. Doch ihr Blick war fest in die weite Ferne, auf das Meer gerichtet, wo das Licht von Luft und Wasser zu einem schimmernden Nebel verschmolz, unauflöslich und mysteriös strahlend, der alles verbarg, was jenseits davon lag. Und Cadfael fragte sich plötzlich, ob er sich die Überzeugungskraft in Bruder Marks Stimme und die fraulich-anmutige Resignation von Heledd nur einbildete.

10. Kapitel
    Turcaill ging von der Versammlung in Otirs Zelt an die geschützte Bucht hinunter, wo in Strandnähe sein leichtes, flach gebautes Drachenboot ankerte und sich im ruhigen Wasser spiegelte. Dieser Ankerplatz an der Einmündung zur Meerenge war von der Bucht im Süden durch eine lange, mit Gestrüpp bewachsene Landzunge getrennt, hinter der die Sandlandschaft lag, durch die sich die beiden Flüsse und ihre Zuläufe windungsreich ins Meer ergossen. Turcaill blieb stehen, um die ganze Weite von Land und Meer zu überblicken, die Bucht, die sich mehr als zwei Meilen lang nach Süden zog, mit ihren blaßgoldenen Sandbänken und silbrig-gewundenen Wasserläufen, dahinter die grüne Küste des Landes Arfon mit den fernen, sanft gerundeten Bergen. Die Flut war im Steigen begriffen, doch würde es noch zwei Stunden oder länger dauern, bevor sie ihren höchsten Stand erreichte und alles außer einem engen Gürtel von Salzmarsch bedeckte, der die Küste der Bucht säumte. Um Mitternacht würde das Wasser wieder abfließen, doch immer noch hoch genug sein, um das kleine Schiff mit seinem geringen Tiefgang nahe an den Strand zu bringen. Jenseits der Salzmarsch würde sich, falls Turcaill Glück hatte, Gestrüpp finden, das ein paar geübten Männern die nötige Deckung bieten konnte, um sich landeinwärts zu bewegen. Sie würden auch nicht weit zu gehen haben. Owains Lager lag an der schmalsten Stelle der Halbinsel, die hier etwa eine Meile breit sein mochte, aber Owain hatte wahrscheinlich Wachen an jeder der beiden Küsten aufgestellt. Entlang der Bucht würden die Wachen vielleicht weniger zahlreich und weniger wachsam sein, da ein Angriff aus dieser Richtung unwahrscheinlich war. Otirs größere Schiffe würden nicht versuchen, sich durch die Sandbänke zu fädeln. Die Waliser würden ihre Wachsamkeit auf das Meer im Westen konzentrieren.
    Turcaill pfiff vor sich hin, ganz leise und zufrieden, als er die zunehmende Dämmerung am Himmel musterte. Zwei Stunden noch, bis sie starten konnten. Mit den Abendwolken hatte sich der Himmel leicht bezogen, aber dieser graue Schleier bedeutete keinen Regen, sondern nur eine vielversprechende Tarnung gegen eine zu helle Nacht. Von seinem Ankerplatz würde er einen Umweg um die Landzunge an der Flußmündung herum machen müssen, um dann freie Fahrt zu haben, aber das würde der Reise nur etwa eine Viertelstunde hinzufügen. Gut vor Mitternacht, entschied er zuversichtlich, können wir an Bord gehen.
    Er pfiff immer noch fröhlich vor sich hin, als er sich umdrehte, um mitten ins Lager zurückzukehren und sein Vorhaben im einzelnen vorzubereiten. Da sah er sich mit einemmal Heledd gegen über, die in weiten, schwungvollen Schritten die Dünen herunterkam, während ihr dunkles Haar in der Brise, die mit dem Abend und der zunehmenden Wolkendecke aufgekommen war, um ihre Schultern wehte. Jedes Treffen zwischen ihnen war auf bestimmte Art eine Konfrontation, die auf beiden Seiten das Herz schneller schlagen ließ, merkwürdig angenehm.
    »Was machst du denn hier?« fragte er und hörte auf zu pfeifen. »Hast du gedacht, du kannst über das Watt entkommen?« Wie immer zog er sie auf.
    »Ich bin dir nachgegangen«, sagte sie einfach. »Geradewegs von Otirs Zelt und hinter dir her, den ganzen Weg, und habe gesehen, wie du den Himmel und die Flut und dein Schiff da mit dem Schlangenhaupt angeschaut hast. Ich bin neugierig.«
    »Das ist das erste Mal, daß du dich für mich oder etwas, das ich tue, interessierst«, sagte er fröhlich. »Wieso auf einmal?«
    »Weil ich plötzlich sehe, wie du mit gesenktem Kopf nach etwas auf der Jagd bist, und ich muß

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