Die Schwarze Keltin
genießerisches Lächeln, das ebenso deutlich für ihn sprach.
»Was Ihr sagt, klingt gut«, sagte er, »und wir beide können uns ohne Zweifel auf ein gerechtes Lösegeld einigen. Doch Ihr müßt entschuldigen, wenn ich meine Schätze im Augenblick noch zurückhalte. Wenn ich erst alles überdacht habe, dann sollt Ihr wissen, ob und zu welchem Preis ich bereit bin, Euch Eure Gäste wieder zu verkaufen.«
»Dann gebt mir wenigstens«, sagte Owain, »Euer Wort, daß ihnen kein Leid geschieht, bis ich sie holen komme – ob durch Erwerb oder durch Fang.«
»Ich verderbe nicht, was ich einmal verkaufen möchte«, stimmte Otir zu. »Wenn ich mir hole, was mir zusteht, dann hole ich es mir von meinem Schuldner. Das kann ich Euch versprechen.«
»Und ich nehme Euer Wort dafür«, sagte Owain. »Schickt einen Boten zu mir, wann immer Ihr eine Entscheidung getroffen habt.«
»Und zwischen uns beiden ist nichts mehr zu sagen?«
»Bisher nicht«, sagte Owain. »All Eure Wahlmöglichkeiten habt Ihr zurückgehalten. Also halte ich meine zurück.«
Cadfael verließ die Stelle, an der er bewegungslos und still gestanden hatte, im Windschatten hinter dem Zelt, und ging hinaus durch die stummen Reihen der Wikinger, als sie zur Seite traten, um dem Fürsten von Gwynedd freien Abzug zu seinem wartenden Pferd zu geben. Owain stieg auf und ritt davon, jetzt ohne Eile und sich seines Feindes sicherer, als er sich jemals seines Bruders seit dessen Kindheit gewesen war.
Als sein blonder, in der Sonne barhäuptiger Schopf zweimal zwischen den Dünen verschwunden und wieder aufgetaucht war und zu einem kleinen blaßgoldenen Heck in der Ferne geworden war, kehrte Cadfael um und ging in die Dünen, um Heledd und Mark zu suchen. Sie würden zusammen sein. Mark hatte es etwas zaghaft auf sich genommen, auf die Privatsphäre der jungen Frau ein wachsames Auge zu haben.
Wenn sie ihn nicht wollte, mochte sie ihn abschütteln. Falls sie ihn jemals brauchte, würde er in Rufweite sein. Cadfael hatte es seltsam anrührend gefunden, wie Heledd diese scheue, aber entschlossene Aufwartung ertragen hatte, denn sie behandelte Mark, wie es eine ältere Schwester tun mochte, indem sie Rücksicht auf seine Würde nahm und vorsichtig darauf achtete, niemals die gefährlichen Waffen gegen ihn einzusetzen, die sie für den Umgang mit anderen Männern bereithielt und die sie manchmal zu ihrem eigenen Vergnügen anwendete oder auch, um ihrem Vater eins auszuwischen. Denn fraglos war diese Heledd, in ihrem am Ärmel eingerissenen Kleid, das zerknittert war, und ihrem nicht mehr zu Zöpfen geflochtenen Haar, das lose über die Schultern hing, als dunkle Mähne, in der die Sonne blaue Glanzlichter setzte, mit bloßen Füßen, auf denen sie durch den warmen Sand und das kühle Wasser am Strand lief, viel mehr als je zuvor eine reine Schönheit, die das Leben vieler junger Wikinger völlig hätte durcheinander bringen können, hätte sie dazu Lust gehabt. Sie bewegte sich im Lager möglichst unauffällig und versuchte, ihre strahlende Laune etwas zu verbergen. Sie vermied den Kontakt mit den Wikingern, abgesehen von dem Jungen, der dazu eingeteilt worden war, sie zu versorgen, und außer Turcaill, an dessen Neckereien sie sich gewöhnt hatte und dessen Spitzen sie sich vergnügt gefallen ließ, um sie ihm gleich wieder zu vergelten.
Heledd war in diesen Tagen der Gefangenschaft so aufgeblüht, daß ein sommerlicher Glanz auf ihrem Gesicht lag, der mehr war als nur der Widerschein der Sonne. Es schien so, daß jetzt, da sie eine Gefangene war, wie leicht die Gefangenschaft innerhalb des Lagers auch sein mochte, und sie ihre eigene Hilflosigkeit akzeptiert hatte, jetzt da sie über keine Möglichkeit mehr verfügte, zu handeln oder zu entscheiden, es schien, als ob sie damit auch ihre ganze Unruhe abgelegt hätte und zufrieden wäre, in den Tag hinein zu leben und nicht in die Zukunft zu schauen. Zufriedener, als sie es gewesen war, dachte Cadfael, seit Bischof Gilbert nach Llanelwy gekommen war und begonnen hatte, seine Kleriker zu reformieren, während ihre Mutter auf dem Totenbett gelegen hatte. Sie mochte sogar das Gefühl äußerster Bitterkeit empfunden haben, als sie sich fragen mußte, ob ihr Vater den Tod nicht herbeigesehnt hatte, der ihm seine Lebensstellung sichern würde. Jetzt gab es keine Sorgen mehr, die ihren Schatten auf sie geworfen hätten. Sie konnte nichts an ihrer Lage ändern. Die Ruhe war eine Erfahrung und ein Erlebnis, das sie zu
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