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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Statt dessen ging dieses kleine Boot still auf die Jagd in Richtung Meerenge. In dieser Richtung konnte ihr Ziel nur der lange Flußlauf des Menai sein. Es sei denn, sie hatten vor, die überwucherte Landzunge zu umrunden und mit der Flut nach Süden in die Bucht einzulaufen! Dem Anschein nach war das unwahrscheinlich, obwohl dort so ein kleines Boot noch für ein paar Stunden genug Wasser unter dem Kiel finden konnte, ehe die Ebbe wieder ihren niedrigsten Punkt erreicht haben würde.
    Ein größeres Schiff, überlegte Cadfael nachdenklich, würde da niemals hineinfahren. War das der Grund, aus dem dieses Boot ausgewählt und allein losgeschickt worden war? Aber zu welchem Zweck, mitten in der Nacht?
    »Dann sind sie also weg«, sagte hinter ihm Heledd, sehr leise und ernst.
    Sie war geräuschlos hinter ihn getreten, barfuß in dem Sand, der vom Sonnenschein des Tages noch warm war. Sie sah wie er auf den Strand hinunter, und ihr Blick folgte der schwach leuchtenden Spur, die das Langschiff durch das Wasser zog, als es sich schnell nach Osten entfernte. Cadfael drehte sich nach ihr um, die gefaßt und ruhig stand, und die schwarze Mähne kam ihm wie eine Wolke vor.
    »›Dann sind sie also weg‹! Habt Ihr vorher von der Sache Wind bekommen? Ihr seid nicht gerade überrascht!«
    »Nein«, sagte sie, »überrascht bin ich nicht. Nicht, daß ich etwa Bescheid wüßte, was sie vorhaben, aber den ganzen Tag hat sich etwas zusammengebraut, seit Cadwaladr sie dermaßen herausgefordert hat. Was sie sich für ihn ausgedacht haben, weiß ich nicht, und was das gut und gern für uns andere bedeuten kann, will ich nicht einmal raten, doch sicher nichts Gutes.«
    »Das ist Turcaills Schiff«, sagte Cadfael. Es war schon so tief in der Dunkelheit verschwunden, daß sie ihm nur noch in Gedanken folgen konnten. Und doch würde es das Ende der überwucherten Landzunge noch nicht erreicht haben.
    »So wird es sein«, sagte sie. »Wenn die dort etwas anstellen wollen, muß er dabei sein. Es gibt überhaupt nichts, das Otir von ihm verlangen könnte, wie verrückt es auch sein mag, in das er sich nicht kopfüber hineinstürzen würde, fröhlich und ohne einen Gedanken an die Folgen.«
    »Und Ihr habt an die möglichen Folgen gedacht«, zog Cadfael vernünftig den Schluß, »und sie gefallen Euch nicht.«
    »Nein«, sagte sie heftig, »sie gefallen mir nicht! Es könnte zu einem blutigen Kampf kommen, wenn er durch einen bösen Zufall einen von Owains Männern tötet. Mehr braucht es nicht, um so einen Brand zu entzünden.«
    »Weshalb glaubt Ihr denn, daß er irgendwo in die Nähe von Owains Männern kommt, um so ein Wagnis einzugehen?«
    »Wie soll ich wissen, was dieser Verrückte vor hat?« fragte sie ungeduldig. »Ich mache mir nur Sorgen, was er uns anderen damit einbrockt.«
    »Ich würde ihn nicht so einfach als Verrückten abtun«, sagte Cadfael sanft. »Ich halte ihn für einen Mann, der mit dem Verstand so geschickt umzugehen weiß wie mit den Händen.
    Was immer er auch vorhat, wartet mit Eurem Urteil, bis er zurück ist, denn ich bin sicher, daß er Erfolg haben wird.« Er achtete darauf, nicht hinzuzufügen: »Also hört auf, Euch um ihn Sorgen zu machen!« Sie würde bestreiten, daß sie überhaupt an ihn dachte, wenn auch nicht mehr mit derselben Heftigkeit, mit der sie es früher getan haben würde. Am besten war es wohl, sie damit allein zu lassen. So sehr sie auch hoffen mochte, andere zu täuschen, Heledd war nicht die Frau, die sich selber etwas vormachte.
    Und dort im Süden, in Owains Lager, hielt sich der Mann auf, den sie noch nie gesehen hatte, Ieuan ab Ifor, kaum älter als dreißig Jahre, was so alt noch nicht war, angesehen bei seinem Fürsten, Besitzer reicher Ländereien und ein gutaussehender Mann, der jede wertvolle Eigenschaft zu besitzen schien bis auf die eine, ohne die er für sie keine Bedeutung haben konnte. Sie hatte sich diesen Mann nicht ausgesucht.
    »Morgen sehen wir weiter«, beendete Heledd nicht sehr höflich, aber praktisch die Unterredung. »Am besten legen wir uns schlafen, damit wir dafür bereit sind.«
    Sie hatten die Spitze der Landzunge umrundet und waren ein gutes Stück weit nördlich in die Meerenge gefahren, bevor sie nach Süden abdrehten. Nachdem sie weit in die Bucht eingedrungen waren, glitten sie am Strand entlang, um die ersten vorgeschobenen Wachen von Owains Lager auszumachen. Turcaill hieß Leif, den Jungen, auf dem winzigen Vorderdeck zu knien und aus

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