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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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genießen lernte.
    Cadfael fand Heledd und Mark auf einer Anhöhe in den Dünen, wo sie zwischen ein paar spärlichen Bäumen standen.
    Sie hatten Owains Ankunft verfolgt und waren hier herauf gestiegen, um zuzuschauen, wie er wieder fortritt. Heledd starrte noch mit großen Augen und stumm nach dem letzten Anblick des blonden Schopfes des Fürsten, der sich jetzt in der Entfernung verlor. Mark hielt immer einen gewissen Abstand ein, um sie nicht zu berühren. Sie mochte ihn schwesterlich behandeln, doch Cadfael fragte sich gelegentlich, ob Mark selbst sich in Gefahr fühlte und deshalb zwischen ihnen ständig Raum ließ. Wer konnte sicherstellen, daß seine eigenen Gefühle ewig brüderlich bleiben würden? Schon die Sorge, die er für sie empfand, so in der Schwebe zwischen einer unsicheren Vergangenheit und einer noch fragwürdigeren Zukunft, war nicht ungefährlich.
    »Owain will nichts davon wissen«, stellte Cadfael fest.
    »Cadwaladr hat gelogen, und Owain hat die Sache wieder klargestellt. Sein Bruder muß sich selbst darum kümmern, wie er seinen Hals rettet.«
    »Woher weißt du das?« fragte Mark sanft.
    »Ich habe dafür gesorgt, daß ich in der Nähe war. Denkst du, ein guter Waliser würde seine Interessen vernachlässigen, wo es um die Pläne seiner Anführer geht?«
    »Ich habe gedacht, ein guter Waliser gibt niemals zu, daß jemand im Rang über ihm steht«, sagte Mark und lächelte. »Du hast dein Ohr an das Leder des Zeltes gehalten?«
    »Auch zu deinem Vorteil. Owain hat Otir angeboten, uns alle drei loszukaufen. Und Otir, wenn er auch nicht sofort darauf eingegangen ist, hat doch versprochen, daß wir völlig ungeschoren bleiben und uns hier weiter frei bewegen dürfen, bis er eine Entscheidung gefällt hat. Wir haben nichts Schlimmeres zu fürchten.«
    »Ich habe mich überhaupt nicht gefürchtet«, sagte Heledd und schaute nachdenklich nach Süden. »Was geschieht dann, wenn Owain seinen Bruder seinem Schicksal überlassen hat?«
    »Also, wir lehnen uns zurück und warten hier, wo wir sind, bis entweder Otir entscheidet, das Lösegeld für uns anzunehmen, oder Cadwaladr irgendeine verrückte Summe in Bargeld und Vieh zusammenkratzt, die er den Wikingern versprochen hat.«
    »Und falls Otir nicht abwarten kann und sich entscheidet, seinen Lohn Gwynedd mit Gewalt zu entreißen?« fragte Mark.
    »Das wird er nicht tun, es sei denn, ein Dummkopf beginnt mit dem Töten und zwingt ihn dazu. ›Was mir zusteht‹, hat er gesagt, ›hole ich mir von dem, der es mir schuldete.‹ Das meint er auch so, nicht aus bloßem Eigeninteresse, sondern aus einem sehr tiefen Groll gegen Cadwaladr, der ihn betrogen hat.
    Er wird nicht gegen Owain und sei ne ganze Streitmacht in den Kampf ziehen, wenn er das irgendwie verhindern kann und dabei noch seinen Lohn erhält.
    Und er kann so gut rechnen«, sagte Cadfael, »wie jeder andere, und nach allem, was ich sehen kann, besser als die meisten. Nicht nur Owain und sein Bruder treffen hier die Entscheidungen. Es kann gut sein, daß Otir noch ein oder zwei Asse im Ärmel hat.«
    »Ich will kein Töten«, sagte Heledd so kategorisch, als sei sie befugt, allen Männern, die gegenwärtig Waffen trugen, Befehle zu geben. »Nicht für uns und nicht für sie. Ich würde lieber hier Gefangene bleiben als irgendeinen Mann zu Tode gebracht zu haben. Und doch«, fuhr sie voll Trauer fort, »weiß ich, so verwirrt, wie die Lage jetzt ist, kann es nicht weitergehen, es muß irgendwie enden.«
    Wenn kein unvorhergesehenes Unglück geschah, würde es eine Lösung geben, überlegte Cadfael. Entweder nahm Otir von Owain das Lösegeld für seine Gefangenen entgegen oder er wurde, wie auch immer er das für angemessen hielt, mit Cadwaladr einig. Das würde Otir am wichtigsten sein, und er würde es zuerst in Angriff nehmen. Er hatte seinem vormaligen Verbündeten gegenüber jetzt keine Verpflichtung mehr. Dieser Vertrag war ein für allemal gebrochen worden. Cadwaladr mochte in die Verbannung gehen, hatte er erst seine Schulden bezahlt, oder vor seinem Bruder auf die Knie gehen und ihn anflehen, ihm sein Land zurückzugeben. Otir schuldete ihm nichts. Und da er alle seine Männer zu bezahlen hatte, würde er den zusätzlichen Gewinn von Owains Lösegeld nicht verschmähen. Heledd würde freigelassen, zurück in Owains Obhut. Und in Owains Aufgebot stand jetzt ein Mann, der darauf wartete, sie bei ihrer Rückkehr zu beanspruchen. Ein guter Mann, wie Mark sagte, ansehnlich und mit einem

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