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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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zusammengekniffenen Augen aufmerksam die Küste zu mustern. Er war fünfzehn Jahre alt und sprach das Walisisch von Gwynedd, denn seine Mutter stammte von dieser nordwestlichen Küste. Sie war im Alter von zwölf Jahren bei einem Wikinger-Überfall entführt und später mit einem Dänen im Königreich Dublin verheiratet worden.
    Doch ihre Muttersprache hatte sie nie vergessen und sie stets mit ihrem Sohn gesprochen, seit der Zeit, wo er überhaupt sprechen gelernt hatte. Leif war die Tage zuvor in den Keltendörfern und Siedlungen der Fischer unterwegs gewesen.
    Der Junge, der wie alle anderen im Sommer halbnackt herumlief, war für einen Kelten gehalten worden. Er wußte, wie er mit den Leuten reden mußte, und hatte nützliche Auskünfte geerntet.
    »Cadwaladr ist stets mit denen in Verbindung geblieben, die weiter zu ihm halten«, hatte Leif fröhlich berichtet, »und es gibt unter den Kriegern seines Bruders ein paar, die mit ihm gehen würden, wenn er auf eigene Faust etwas unternehmen wollte.
    Und ich habe sie sagen hören, daß er aus Owains Lager eine Nachricht nach Süden an seine eigenen Leute in Ceredigion geschickt hat. Doch keiner weiß, ob Cadwaladr seine Leute damit aufgefordert hat, zu kommen und ihm bewaffnet beizustehen, oder ob sie sein Geld und Vieh einsammeln sollen, wenn er gezwungen ist, zu zahlen, was er uns schuldet.
    Aber wenn ein Bote kommt und nach ihm fragt, wird er keinen Nachteil darin sehen, eher hofft er auf Gewinn.«
    Es gab noch mehr zu berichten, nachdem Leif sich so aufmerksam umgehört hatte. »Owain will ihn nicht in seiner Nähe haben. Cadwaladr hat sich jetzt mit einigen seiner alten Gefolgsleute umgeben und im Süden des Lagers einen Stützpunkt geschaffen, in der Ecke, die der Bucht am nächsten liegt. Wenn aus seinen alten Ländereien Nachrichten für ihn kommen, kann er da den Boten hereinlassen, ohne daß Owain davon erfahren muß. Denn er spielt eine Karte gegen die andere aus, wie es für ihn gerade zum Vorteil ist«, sagte Leif gescheit.
    Keiner hätte das bestritten. Jeder, der Cadwaladr kannte, wußte, daß es die Wahrheit war. Die Wikinger waren sich nur langsam darüber klargeworden, doch jetzt wußten sie es. Und Leif konnte der Bote sein, so gut wie jeder andere. In Wales gilt ein Junge mit vierzehn als Mann und wird auch so behandelt.
    Das Schiff näherte sich vorsichtig der Küste. Auf der rechten Seite zogen schemenhaft Dünen, Gestrüpp und verstreute Büsche im Dunkeln vorbei. Das walisische Lager war weder zu sehen noch genau zu hören und ließ sich doch durch indirekte Anzeichen menschlicher Anwesenheit wahrnehmen, durch den Rauch der Feuer, den Harzgeruch von frisch gespaltenem Holz entlang der Palisade und die vermischten murmelnden Geräusche nächtlicher Aktivitäten. Der Steuermann brachte das Schiff noch näher ans Ufer, wobei er vorsichtig auf das überflutete Marschgras achten mußte, das sich unter der friedlichen Oberfläche des Niedrigwassers hinzog. Als sie am größten Teil des Lagers vorbeigefahren waren, gelangten sie im Süden an der Stelle an, von der es hieß, daß Cadwaladr hier seinen Stützpunkt innerhalb des Lagers errichtet und seine alten Gefolgsleute um sich gesammelt hatte, die eher ihm als seinem Bruder die Treue hielten. Hier konnten ganz unterschiedliche Boten Verbindung zu ihm aufnehmen, und es war nicht gesagt, daß ihn hier nur gute Nachrichten darüber erreichen mußten, daß man sich seiner üppigen Großzügigkeit gern erinnerte und er selbst noch als Herr und Prinz geachtet wurde, dem alte Treue gebührte. Hier war es möglich, ihn nicht nur an seine Privilegien, sondern auch daran zu erinnern, wofür er Verantwortung übernommen und welche Schulden er noch nicht bezahlt hatte.
    Die Küstenlinie schien vor ihnen zurückzuweichen, nach Westen abzukippen und dann wieder mit ihnen aufzuschließen, als sie vorüberglitten. In der warmen Luft schienen die Geräusche, die keinen richtigen Lärm, sondern nur ganz einfach die Gegenwart anderer Menschen vermittelten, die nicht zu sehen, nicht genau zu hören, aber wachsam und möglicherweise feindselig waren, in die leere Stille der Nacht zurückzufallen.
    »Wir sind da«, flüsterte Turcaill dem Steuermann leise ins Ohr. »Bring uns an Land.«
    Die Ruder tauchten sanft ein. Das leichte, kleine Schiff glitt sanft über die Grasbüschel im Wasser und berührte federleicht den Strand. Leif schwenkte die Beine über die Seite und ließ sich in das Niedrigwasser gleiten. Er spürte

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