Die schwarze Schatulle
Wenn Probleme, ihr kommt zum Auto.«
Es war, als würde er uns alleine in eine gefährliche Situation schicken, aber alles Schlimme war Benji außerhalb passiert, nicht im Haus.
Der Hund lag neben der Mauer wie ein harmloser Pudel. Ich sagte zu Uri und Joli, sie sollten auf mich warten, und lief um das Haus herum. Aber ich fand nichts Außergewöhnliches. Als ich zur Vorderseite zurückkam, sah ich, dass die Haustür offen war: Joli und Uri standen im Haus. »Wieso …«, stieß ich erschrocken aus. Ich dachte, sie wären vielleicht erwischt worden, und wenn sie von sich aus hineingegangen waren, dann war das nichts anderes als ein Einbruch.
»Ich habe auf die Klinke gedrückt«, sagte Joli, »und da ist die Tür aufgegangen. Schließen sie die Tür nachts nicht zu?«
»Wenn Benji allein zu Hause ist, schließt er nicht ab«, sagte ich. »Auch wenn er nur mal kurz weggeht, schließt er nur das Tor ab.«
»Wie kann er den Riegel innen zuschieben, wenn er hinausgegangen ist«, wollte Joli wissen.
»Der Riegel war gar nicht zu«, sagte Uri. »Es hat nur so ausgesehen.«
Mir fiel ein, dass ich nicht versucht hatte, das Tor zu öffnen, bevor Uri hinaufgeklettert war.
»Du meinst, er geht einfach weg, ohne zuzuschließen«, fragte Joli erstaunt.
Ich dachte einen Moment nach, dann sagte ich, das sei vielleicht möglich. Er könnte es vergessen haben oder er verließ sich auf den Hund, der jeden anbellen würde. »Oder«, sagte ich dann, »er hatte Angst und war in Panik.«
»Kann es sein, dass er im Haus ist«, fragte Joli. Sie kam heraus und wir betrachteten noch einmal alle geschlossenen Rollläden in allen Stockwerken. Tief hing eine Wolke über dem Dach und verbarg alles, als wäre sie ein zusätzlicher Rollladen.
Ich fing an zu rufen: »Benji! Benji! Benji!« Ich schrie, so laut ich konnte, aber es kam keine Antwort.
»Da ist niemand«, sagte ich. Wieder gingen wir hinein. Ich ging die Treppe hinauf zu Benjis Zimmer. Natürlich war das ungesetzlich, aber ich fand es richtig, dass ich in sein Zimmer ging, schließlich tat ich es zu seinem Besten. Auch er selbst, wenn er wüsste, dass ich ihn wirklich nicht betrogen hatte, wäre einverstanden, er würde sich sogar freuen. Schließlich waren wir Freunde gewesen, bevor die Sache angefangen hatte, oder? Natürlich waren wir es. Ich war sein bester Freund. Joli und Uri folgten mir buchstäblich auf den Fersen, ohne etwas zu sagen.
In Benjis Zimmer kannte ich jedes Detail. Auch an die Lampe neben seinem Bett erinnerte ich mich. Sie war geformt wie Pu der Bär. Ich machte sie statt des Deckenlichts an, damit wir von draußen nicht gesehen würden. Auf den ersten Blick sah alles ganz normal aus der Fernseher, die Comics, eine Tüte Erdnussflips auf dem Bett und drum herum Krümel, auch die Kleidungsstücke, die auf dem Teppich verstreut waren. Der Computer auf dem Tisch war an. Auf dem Bildschirm war nur der virtuelle Fisch zu sehen, sein Bildschirmschoner, der gemütlich herumschwamm, als wäre nichts los. Benji nannte ihn Pered, und jedes Mal, wenn er daran dachte, sich um ihn zu kümmern, das heißt ihn zu füttern, bekam er Punkte. »Wenn du gut für ihn sorgst, schenkt er dir am Schluss vielleicht drei Wünsche«, hatte ich einmal gesagt, aber Benji glaubte schon nicht mehr an solche Dinge. Pered war wenigstens besser als ein Tamagochi. Manchmal hatte ich mit Benji Computerspiele gespielt, manchmal hatte ich ihm mit dem Computer alle möglichen komischen Bilder gemalt. Ein Computer hat einen großen Vorteil, man wird nicht schmutzig, aber ich mag es, Farben anzufassen. Das ist kein Schmutz. Wie kann man Farben überhaupt als Schmutz bezeichnen? Benji mochte Drachen und Dinosaurier besonders gern, ich veränderte sie immer so, wie sie ihm gefielen, und er dachte sich alle möglichen lustigen Geschichten zu ihnen aus. Ein Dinosaurier zum Beispiel schwamm bis nach Amerika und trieb sich dann in Los Angeles herum und hatte amerikanische Autos. Und er hatte zwei große Brüder, die auf ihn aufpassten, ebenfalls Dinosaurier.
Auf Benjis Tisch lagen ein paar englische Comics und Süßigkeiten, außerdem alle möglichen Korken und Verschlüsse aus Benjis Sammlung, auch die beiden gläsernen, die ich ihm von meiner Schwester Carmela mitgebracht hatte.
Joli schaute unter den Tisch. Sie zog den Papierkorb vor und betrachtete den großen aufgemalten Snoopy, bevor sie ein paar zerknüllte Papiere herausnahm. Wir standen neben dem Tisch und Joli glättete die Papiere. Es
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