Die schwarze Schwesternschaft - 8
rgerlich, als Lexie sich weigerte, sich der Penta Cori’yo anzuschließen?
Das war etwas anderes , dachte Magda, doch sie konnte nicht definieren, wieso. Sie war es nicht gew ö hnt, sich gegen Camilla zu verteidigen, jetzt nicht mehr.
Magst du Marisela nicht?
Doch, gewiss. Es f ä llt mir nur nicht ein, sie zur Bewahrerin meines Gewissens zu machen, und nat ü rlich verzeiht sie mir das nicht. Aber als sie mir vorschlug, ich solle zu ihnen kommen, erz ä hlte sie mir etwas ü ber die urspr ü nglichen Ziele der Schwesternschaft. Zum gr ö ßten Teil l ä sst es sich nach unserm Eid denken, die ü bliche Geschichte, dass alle Frauen Schwestern seien, Men dia pre’ zhiuro, Schwester und Mutter und Tochter aller Frauen – aber einiges geht dar ü ber hinaus. Solche, die nicht als Comyn geboren sind und die man deshalb nicht zur Ausbildung in die offiziellen T ü rme aufnimmt, sollen im Laran unterrichtet werden. Marisela versuchte sogar, mich einzusch ü chtern – drohte mir mit allen m ö glichen schrecklichen Folgen, wenn ich ihre Art von Medizin f ü r meine Leiden nicht schlucken w ü rde.
Das h ö rt sich gar nicht nach Marisela an , meinte Magda.
Oh, glaub mir, sie benutzte nicht diese Worte. Sie sagte nicht etwa: Tu, was ich dir befehle, oder es wird dir dies oder jenes passieren. Nein, es war eher so, als habe sie Angst um mich. Lass mich dir helfen, du armes Ding, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schrecklich es sonst f ü r dich werden wird. Du weißt schon, was ich meine. Magda nahm auch den unausgesprochenen Teil wahr: Und du weißt, wie zuwider mir so etwas ist, gerade als h ä tte Camilla es laut gesagt. Camilla vertraute ihr und wusste, dass sie keinen Vorteil daraus ziehen w ü rde, sonst h ä tte sie es nicht zugelassen.
Unter anderem wollte Marisela mir einreden, eine unausgebildete Telepathin sei eine Gefahr f ü r sich selbst und alle Menschen ihrer Umgebung. Camillas ver ä chtlicher Blick zeigte, was sie davon hielt. Aber das ist die reine Wahrheit, dachte Magda, sich an ihre eigene Ausbildung erinnernd. Und Jaelle war fast zu Grunde gegangen bei dem Versuch, ihr eigenes Laran zu blockieren. Wenn Camilla das getan hatte, ohne Schaden zu nehmen, musste sie eine so eiserne Kontrolle, eine so perfekte Selbstbeherrschung besitzen . Camilla hatte eine eiserne Kontrolle und eine perfekte Selbstbeherrschung, andernfalls h ä tte sie das, was ihr widerfahren war, nie uberlebt. Und wenn sie die Kraft hatte, das alles zu ü berleben – nicht unverletzt, aber immerhin zu ü berleben –, dann fehlte es ihr auch nicht an Kontrolle und Disziplin daf ü r. Aber es ü berraschte Magda nicht, dass Marisela es nicht glaubte.
Zu der Zeit, als ich . ver ä ndert worden war und mich erholte , berichtete Camilla fast unh ö rbar, machte Leonie mir auch so ein Angebot. Sie sagte fast das Gleiche – ich sei in die Kaste mit Laran hineingeboren, und deshalb k ö nne ich ohne diesen Unterricht nicht uberleben. Ich verehre Leonie – sie war freundlich zu mir, als ich diese Freundlichkeit dringend brauchte. Sie rettete mehr als mein Leben, sie rettete meinen Verstand. Trotzdem h ä tte ich mich wohler bei den R ä ubern gef ü hlt, die mich missbrauchten. Wenigstens taten sie, wenn sie mich vergewaltigten, nicht so, als sei es zu meinem Besten.
Magda sprach kein Wort. Erst zweimal in den Jahren, die sie sich kannten, hatte Camilla auf das Trauma ihrer M ä dchenzeit angespielt, das sie zu dem gemacht hatte, was sie war. Magda konnte sich einigermaßen vorstellen, was es Camilla kostete, selbst ihr auch nur so viel anzuvertrauen. Pl ö tzlich riss Camilla die trocknende Jacke und Unterweste von dem Gestell und faltete sie mit heftigen Bewegungen zusammen.
Wie Jaelle wurde ich aufgefordert, der Schwesternschaft beizutreten. Und wie Jaelle weigerte ich mich. Ich habe keine Vorliebe f ü r Geheimb ü nde und Schwesternschaften, und ich behalte mir das Recht vor, das, was ich weiß, weiterzuerz ä hlen, wie ich will und wem ich will. Ich vermute, das meiste von ihren ü berzeugungen ist Aberglauben und Unsinn. Sie sch ü rzte die Lippen und blickte grimmig drein.
Wie erkl ä rst du dann, was ich erlebt habe, Camilla? Draußen in den Kilghardbergen, in dieser H ö hle. Ich weiß, was geschah, weil es mir geschehen ist. Wir saßen fest. Jaelle lag im Sterben. Wir w ä ren beide in dieser Bergh ö hle gestorben – und da rief ich um Hilfe. Und ich – erhielt eine Antwort. Eine Antwort, sage ich dir!
Du hast Laran ,
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