Die schwarze Schwesternschaft - 8
jemals einzuschlafen. Sie stand auf und goss kochendes Wasser in ihren Becher, dann neigte sie die T ü lle ü ber den Camillas. Camilla sch ü ttelte den Kopf.
Wenn ich noch mehr trinke, schlafe ich ü berhaupt nicht! Und du ebenso wenig.
Warum sollte ich schlafen? Ich hatte gehofft, bei Tagesanbruch aufbrechen zu k ö nnen, und jetzt geht das nicht mehr. Cholayna hat mich gebeten zu bleiben, bis die Sache gekl ä rt ist.
Und nat ü rlich musst du tun, was Cholayna befiehlt?
Sie ist meine Freundin. Ich w ü rde bleiben, wenn du mich darum b ä test; warum soll ich es nicht f ü r sie tun? Nur w ä re ich so gern wieder bei meinem Kind.
Ein paar Tage werden das Band nicht schw ä chen, Bredhiya. Camillas ernstes Gesicht verzog sich zum L ä cheln. Ich w ü rde sie so gern sehen – deine Tochter.
Bis Armida ist es nicht so weit, und wenn du auch st ä ndig dar ü ber redest, du seist alt, Camilla, weiß ich doch ganz genau, dass du gleich morgen zu den Trockenst ä dten oder nach Dalereuth oder zum Wall um die Welt reiten k ö nntest, wenn du einen Grund h ä ttest! Warum kommst du nicht mit mir und siehst dir meine kleine Shaya an?
Camilla l ä chelte. Ich? Unter all diesen Leronym?
Sie sind meine Freunde und meine Familie, Camilla. Sie w ü rden dich schon allein aus dem Grund, dass du meine Freundin bist, willkommen heißen.
Dann vielleicht eines Tages. Nicht diesmal. Shaya – so haben wir Jaelle als Kind genannt. Sie ist also Jaelles Namensschwester? Wie sieht sie aus? Ist sie dir ä hnlich, deine Tochter?
Ihr Haar lockt sich wie meins, ist aber nicht so dunkel. Ihre Augen sind wie meine, werden jedoch mit zunehmendem Alter dunkler werden, wie Ferrika meint. F ü r mich hat sie viel von meinem Vater, ganz bestimmt seine H ä nde. Merkw ü rdig, nicht wahr? Wir sagen uns von unsern V ä tern los, wenn wir den Eid schw ö ren, aber ganz gelingt uns das nicht. In den Gesichtern unserer Kinder tauchen sie wieder auf.
Vielleicht ist es ganz gut, dass ich keine Tochter habe. Ich h ä tte gar keinen Wert darauf gelegt, in ihr das Gesicht des Mannes zu sehen, der sich von mir eher lossagte als ich mich von ihm! Dein Vater scheint jedoch ein bemerkenswerter Mann gewesen zu sein, und da hast du keinen Grund, dich der ä hnlichkeit wegen zu gr ä men. Doch was ist mit ihrem Vater? Ich habe nat ü rlich angenommen, es sei der gleiche Lord Damon Ridenow, der Jaelles Kind gezeugt hat – Comyn-Lords werden ermutigt, ü berall S ö hne und T ö chter zu zeugen, wie es mein leiblicher Vater getan hat. Es ist seltsam. Meine Mutter hatte ein Kind von einem Mann, der hoch ü ber ihr stand, und wurde sp ä ter mit einem Mann verheiratet, der weit unter ihr stand, und doch waren beide zu stolz, um das Risiko einzugehen, dass ich schwanger sein k ö nnte von einem der Schurken, die – nun, genug davon. Wie ich sagte: Ich hielt es f ü r selbstverst ä ndlich, dass Lord Damon der Vater deines Kindes ebenso wie der Jaelles sei. Magda lachte. Oh, Damon ist nicht so. Glaub mir, so ist er nicht. Jaelle w ä hlte ihn als Vater ihres Kindes; es war ihre Wahl. Damon ist mir sehr teuer. Mein Liebhaber ist er nicht.
Dann ist es dieser Terraner? Dein Andrew Carr, Lord Ann’dra? Er geh ö rt zu deinen Leuten. Ich k ö nnte es verstehen – nun, soweit ich das Begehren nach einem Mann ü berhaupt verstehen kann.
Wenigstens verdammst du es nicht, wie so viele Frauen der Gilde, als Verrat an dem Eid.
Camilla lachte vor sich hin. Nein. Ich habe jahrelang als Mann unter M ä nnern gelebt, und ich weiß, dass die M ä nner den Frauen sehr gleichen – vielleicht nur darin nicht, dass es ihnen nicht so freisteht zu sein, was sie sind. Ein Jammer, dass es keine Gildenh ä user f ü r M ä nner gibt. Jaelle hat mir ein bisschen von Damon erz ä hlt. Aber ist es nun Andrew?
Ich liebe Andrew , gestand Magda, fast ebenso, wie ich Lady Callista liebe. Als ich mich entschlossen hatte, ein Kind zu bekommen, besprachen wir es zu dritt.
Magda wusste, dass sie Camilla nicht erkl ä ren konnte, wie eng sie innerhalb des Turms miteinander verbunden waren. Es glich in nichts einer anderen Zugeh ö rigkeit, die sie je kennen gelernt hatte. In vieler Beziehung stand Camilla ihr n ä her als jedes andere menschliche Wesen; sie h ä tte gern auch dies mit ihr geteilt. Aber wie konnte sie es Camilla begreiflich machen? Camilla, die sich dazu entschlossen hatte, ihr Laran zu blockieren und f ü r immer als eine der Kopfblinden zu leben! Es tat weh, als sie sp ü rte,
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