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Die Schwarze Schwesternschaft

Titel: Die Schwarze Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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einfach Macht.«
       »Ist das schlecht?«, fragte Jaelle. »Du erzählst den jungen Mädchen bei den Schulungssitzungen immer, Frauen hätten das Recht, Macht zu verlangen… «
       »Macht über sich selbst, meine Liebe! Diese Art von Macht steht im Einklang mit der Schwesternschaft. Wir haben nur ein Ziel: Irgendwann einmal soll jeder, der das Licht der Welt erblickt, werden dürfen, was er oder sie erreichen kann. Wir gehen nicht von der irrigen Annahme aus, wenn die Menschen dies oder jenes tun würden, werde die Welt dadurch vollkommen. Vollkommenheit ist für den Einzelnen, und wir schreiben niemandem seinen Lebensweg vor. Erkennt die Schwesternschaft allerdings langfristige gefährliche Entwicklungen, fördert sie - wie soll ich es ausdrücken? - Tendenzen, die diese Muster aufbrechen und den Menschen eine Chance geben, sich anders zu entscheiden.« Sie lächelte Camilla freundlich zu. »Ich weiß es nicht, aber vielleicht war es wichtig, dass dir nicht gestattet wurde, die mächtige Bewahrerin zu werden, zu der deine Geburt dich so offensichtlich bestimmte.«
       »Ich? Eine Bewahrerin?« Camilla schnaubte entrüstet. »Selbst wenn ich in meines Vaters Haus zur Frau herangewachsen wäre - ich meine meinen wirklichen Vater, und nach alldem wäre ich schwachsinnig, wenn ich mir nicht denken könnte, wer er ist… «
       »Richtig. Nun stelle dir einmal vor, du hättest die Stellung der Zauberin Leonie… «
       »Da möchte ich doch lieber… «, begann Camilla, holte tief Atem und erklärte überrascht, als sei ihr der Gedanke erst in diesem Augenblick gekommen: »Da möchte ich doch lieber mein ganzes Leben als Schwertgefährtin eines Räubers verbringen!«
      »Genau«, nickte Marisela. »Wärest du jedoch in der Seide und den Vorrechten des königlichen Hauses Hastur erzogen worden, würdest du nicht so empfinden. Du wärst Leonie bereitwillig nach Arilinn gefolgt. Ah, Camilla, liebe Camilla, glaube nicht, dass dies als dein Schicksal schon vor deiner Geburt in Stein gehauen worden ist. Aber wenn ein Gott oder ein wohlmeinender Heiliger die Hand ausgestreckt hätte, um dich vor deinem Unglück zu bewahren, wo wärest du dann wohl heute?«
       Natürlich, dachte Magda. Die Gesamtheit ihres Lebens hatte Camilla zu dem gemacht, was sie war.
       Camilla fragte: »Hast du es gewusst? Schon früher?«
       »Bis zum heutigen Tag wusste ich von dir nur, was du mir aus freien Stücken erzählt hast, Camilla, und was ich einmal in deinem Geist und deinem Herzen las, als du - es ausstrahltest. Glaub mir, ich bin nie in deine privaten Gedanken eingedrungen. Was du gewesen bist, ist für mich nicht von Interesse.«
       Jaelle fuhr auf sie los. »Vermutlich wirst du jetzt behaupten, die Schwesternschaft habe Magda und mir das Leben aus einem bestimmten Grund gerettet… «
       »Sie vertraut mir ihre Gründe nicht an! Shaya, Kind, ich bin nur eine, die ihr dient, eine von vielen Boten. Es steht mir frei zu raten, mehr nicht. Vielleicht verfolgten sie ein in der Zukunft liegendes Ziel, vielleicht sollte die Tochter des Hauses Aillard ein Kind gebären, damit ihr Laran der Welt nicht für immer verloren ginge. Sie mögen auch den Wunsch gehabt haben, eine psychische Gabe der Terraner im Verbotenen Turm zu stärken, und haben Magda deshalb dorthin gebracht, nachdem sie sich zu einem Kind entschieden hatte, damit ihre kleine Shaya unter solchen erzogen werde, die im Stande sind, ihr Laran auszubilden. Ebenso kann eine von ihnen dem einfachen Wunsch nachgegeben haben, ein Leben zu retten, wie es mir manchmal in Fällen geht, wo mir klar ist, dass ich es besser unterließe. Wer weiß? Sie sind nur Menschen und begehen Fehler, obwohl sie weiter blicken als wir. Niemand ist vollkommen. Auf dem Weg zur Vollkommenheit vielleicht. Nicht vollkommen.«
       »Und doch haben sie Lexie nach all der Mühe, die sie sich machten, um ihr das Leben zu retten, in die Hände - Acquilaras fallen lassen? Tut mir Leid, Marisela, das kann ich einfach nicht glauben.«
       »Ich habe dich nicht darum gebeten, irgendetwas zu glauben.« Marisela, plötzlich gleichgültig, stand auf. »Nur noch das eine: Rakhaila möchte, dass wir weiterziehen, und meine Beine sind verkrampft vom Sitzen. Kann ich dir helfen, den Kessel einzupacken?«
       Beim Weiterwandern hatte Magda viel Stoff zum Nachdenken. Wenn das, was sie über das Laran von Menschen terranischen Blutes sagt, stimmt, dann wundert es mich, dass ich nicht irgendwie dazu

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