Die Schwarze Schwesternschaft
auch so zurecht.
»Jetzt weiß ich«, erklärte Camilla und zog das Kleidungsstück zusammen, das verblasst und zerknittert war, aber sauber nach Seife roch, »warum Kindra diesen Ort immer das Nevarsin-Gildenhaus nannte.«
»Ja, es wird besser geführt als viele Häuser in den Domänen«, pflichtete Magda ihr bei. Das Mädchen, das sie ins Bad fuhren wollte, wandte sich nach kurzem Zögern an Jaelle.
»Seid Ihr die Anführerin dieser Gruppe, Mestra?«
»Das bin ich.«
»Die große Frau mit dem weißen Haar. Ist sie… hat sie… ist die Hautkrankheit, an der sie leidet, irgendwie ansteckend? Wenn ja, Mestra, muss Eure Freundin allein baden und darf nicht in das gemeinsame Becken kommen.« Sie sprach ein bisschen verlegen, aber fest, und Jaelle antwortete in der gleichen Weise.
»Auf meine Ehre, sie hat keine ansteckende Krankheit. Ihre Haut ist so seit ihrer Geburt. Sie kommt aus einem fernen Land, wo alle Männer und Frauen diese Farbe haben.«
»Ist das die Möglichkeit!«, platzte das Mädchen vor Staunen heraus. Cholayna, neugierig darauf, was geschehen würde, war näher getreten und sagte: »Das stimmt, mein Kind. Aber wenn eure Kundinnen im Badehaus es nicht mögen oder Angst haben, sie könnten sich etwas einfangen, bin ich bereit, allein zu baden, solange ich nur überhaupt baden kann.«
»O nein, Mestra, das ist nicht nötig, unsere Meisterin kennt Jaelle seit langem, ihr Wort gilt«, antwortete die Kleine zwar nicht sehr diplomatisch, aber freundlich. »Es ist nur so, dass hier noch nie jemand einen Menschen wie Euch gesehen hat, deshalb wussten wir ja nicht… deshalb mussten wir wegen der anderen Kundinnen fragen, versteht ihr? Es war nicht als Beleidigung gemeint, ganz und gar nicht.«
»So habe ich es auch nicht aufgefasst«, gab Cholayna würdevoll zurück (Magda wunderte sich, wie sie das, nackt in einem Badetuch, fertig brachte). Während sie zu den ihnen angewiesenen Badekabinen weitergingen, sagte Cholayna leise zu Magda: »Ich habe nie darüber nachgedacht, wie merkwürdig es in einem Teil der Welt sein würde, wo alle Leute sich so ziemlich gleichen. Aber schließlich gibt es andere Planeten wie diesen, wenn auch nicht viele. Eine so helle Haut wie die Camillas wäre zum Beispiel auf Alpha fast ebenso ungewöhnlich wie meine hier. Was ist das für ein Material?« Sie befühlte das Badetuch. »Baumwolle kann es in diesem Klima doch eigentlich nicht geben, oder zieht man sie südlich von Dalereuth?«
»Das sind Fasern des Federschotenbaums, sie wachsen überall in den Bergen. Gewebte Schotenwolle ist teuer. Meistens wird sie wie bei der Filz- oder Papierherstellung behandelt, denn die Fasern sind kurz. Auf diese Weise gewebt, nimmt sie die Farben jedoch so herrlich an, dass viele Leute es der Mühe und Kosten für wert halten. Früher waren die Schotenweber eine eigene Gilde, die ihre Geheimnisse wahrten, indem sie in ihren eigenen Dörfern wohnten und niemals Außenseiter heirateten.«
Die Badewärterinnen traten ein. Das Kind musste ihnen von Cholayna erzählt haben, denn es traf sie beim Einseifen und Abschrubben kein einziger ungebührlich gaffender Blick. Sogar Camilla vergaß ihre Hemmungen, als niemand den Narben, die ihren Körper bedeckten, die geringste Aufmerksamkeit zollte. Sie lachte wie ein junges Mädchen, während die Wärterinnen sie unter einer heißen Dusche abspülten, bevor sie sie ins warme Becken schickten. Magda ließ sich dankbar hineinsinken. Für Vanessa war das Wasser anfangs zu heiß. Sie trat hinein und schrie laut auf.
»Du quietschst wie ein Schwein, das geschlachtet werden soll, Vanessa! Du wirst dich schon daran gewöhnen«, meinte Jaelle und vertraute sich ebenfalls dem dampfenden Wasser an. Es roch schwach nach Schwefel und tat dem vom Reiten steifen und wunden Körper gut. Die Frauen lehnten sich wohlig seufzend auf dem Steinsims im Wasser zurück.
»Das ist zu schön, um wahr zu sein«, sagte Cholayna. »Das letzte Mal, als wir dies herrliche Gefühl genossen, hatte man uns betäubt und vergiftet!«
»Nach diesem Bad werde ich mich fühlen, als könnte ich mit einer ganzen Räuberbande allein fertig werden«, lachte Magda.
Jaelle erklärte ernst: »Wir sind hier so sicher wie in unserem eigenen Gildenhaus und viel sicherer, als wir in einem der öffentlichen Badehäuser gewesen wären, die manchmal von Kupplern und solchen Leuten betrieben werden.«
»In Nevarsin?
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