Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
Hand ganz leicht auf die Papierseiten –, »genau auf so etwas hatte ich gehofft. Wie haben Sie das gefunden?«
Sie erzählte ihm von Colonel Alex Kade und seinem Kreuzzug.
»Das Verdienst gehört ganz allein ihm«, sagt sie. »Er hat die Fotos beschnitten, um mich nicht zu sehr zu schockieren. Er meinte, er würde uns auch die kompletten Bilder schicken, wenn wir sie brauchten.«
Die Marshals wollten Clymene nur finden, um sie ins Gefängnis zurückzubringen. Kingsley wollte mehr als das. Er wollte verstehen, was sie zu dem gemacht hatte, was sie heute war. Dafür benötigte er detaillierte Informationen über ihren Werdegang.
»Auf dieser Seite steht ja auch seine E-Mail-Adresse«, sagte er. »Ich werde ihn bitten, mir die Fotos in mein Büro zu mailen. Eigentlich tut sie mir sogar leid. Wie alt war sie damals, vierzehn, fünfzehn? Kein Kind sollte so etwas durchmachen müssen.«
»Mir tut das kleine Mädchen auf den Bildern leid. Als Erwachsener hast du eine Wahl«, sagte Diane.
»Wirklich? Hatte sie wirklich eine Wahl, wenn ihr Vater – wenn das denn stimmt – sie einem Verrückten verkauft hat, der sie als Sexsklavin für sich arbeiten ließ?« Er seufzte. »Wer hat eigentlich wirklich eine Wahl?«
Diane widersprach ihm zwar nicht, teilte allerdings auch nicht seine Meinung – zumindest nicht vollkommen.
»Ich wünschte, wir hätten ihren Namen«, sagte er.
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Haben Sie sich jemals Clymenes Zelle angeschaut?«, fragte Diane.
»Ja.«
»Wie war sie dekoriert?«, fragte sie.
»Ganz einfach. An der Wand hingen Bilder von Blumen in Vasen. Ich glaube, sie hat sie aus Zeitungen herausgerissen.«
»Waren es Iris, Rosen und Lilien?«, fragte Diane weiter.
Kingsley schaute sie überrascht an. »Ja … das stimmt. Nur diese Blumen.«
»Das sind die Namen der drei Schwestern«, sagte Diane. »Clymenes richtiger Name ist Iris. Ihre Schwestern heißen Rose und Lily.«
»Das ergibt Sinn – Drillinge, drei Blumenarten. Leichter als Namen, die sich reimen«, sagte er. »Aber wie zum Teufel sind Sie darauf gekommen?«
»Beim Mittagessen habe ich gesehen, wie die Kellnerin Wildblumen auf die Tische stellte, und da machte sich etwas in meinem Unterbewusstsein bemerkbar, etwas, das ich irgendwo gesehen hatte. Schauen Sie sich doch noch einmal die Bilder an, die Colonel Kade geschickt hat. Auf jedem Bild steht im Hintergrund eine helle Vase mit einer Iris darin. Als ich damals Reverend Rivers besuchte, erzählte er mir, dass die meisten Blumenarrangements in der Gefängniskapelle von Clymene stammten. Sie bestanden alle aus drei Blumen: Iris, Rosen und Lilien.«
»Jetzt brauchen wir also nur noch ihren Nachnamen«, sagte er und grinste. »Sehen Sie, wie schnell Sie auch das gelöst haben. Es war richtig von mir, Sie zu bestechen.«
Diane lächelte leicht gequält. Das Telefon auf ihrem Schreibtisch läutete, und sie hob den Hörer ab.
»Fallon«, meldete sie sich.
»Dr. Fallon, ich bin Trenton Bernard, ein Vermögensanwalt in Seattle. Ich rufe Sie wegen Ihrer E-Mail an. Darin steht, Sie seien die Direktorin des Kriminallabors in Rosewood, Georgia. Ist das richtig?«
»Ja, Mr. Bernard. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich jemanden das Gespräch mithören lasse? Neben mir sitzt Ross Kingsley, ein FBI-Profiler. Wir arbeiten beide an diesem Fall.«
»Ich nehme an, das geht in Ordnung. Die ganze Angelegenheit ist ja höchst seltsam«, sagte er.
Kingsley merkte sofort auf, als sein Name genannt wurde. Er beugte sich vor, als Diane den Telefonlautsprecher einschaltete.
»Hallo, Mr. Bernard«, sagte Kingsley. »Vielen Dank, dass Sie mit uns sprechen.«
»Kennen Sie die Frau auf dem Foto?«, fragte Diane.
»Ich kenne jemanden, der ihr sehr ähnlich sieht«, antwortete er.
»Wie haben Sie sie kennengelernt?«, fragte Diane.
»Sie war mit einem meiner Klienten verheiratet. Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass sie dieselbe Frau ist, die Sie in Ihrer E-Mail beschrieben haben. Die Frau, die ich kenne, ist einer der nettesten Menschen, denen ich je begegnet bin. Meine Sekretärin hat mich jedoch davon überzeugt, dass ich Sie anrufen sollte, weil die Frau auf dem Bild meiner Bekannten gar so sehr ähnelt«, sagte er.
»Können Sie uns Näheres von ihr erzählen?«, fragte Diane.
»Ihr Name ist Estelle Redding. Sie und mein Klient Glenn Redding waren insgesamt etwa drei Jahre verheiratet. Glenn ist inzwischen verstorben«, sagte er.
Kingsley schaute Diane
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