Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
so um die fünfunddreißig Jahre alt ist. Das ist meine Ausgangsbasis.«
Diane setzte sich auf und trank einen Schluck Wein. Sie hatte zum Abendessen eine ihrer berühmten Drei-Käsesorten-und-Fleisch-Lasagne gemacht, und Frank hatte eine Flasche Wein geöffnet. Sie nahm genüsslich noch einen Schluck.
»Im Jahr 1987 war Clymene möglicherweise mit einem Mann namens Simon Greene, alias Jürgen Heinrich, irgendwo in Europa. Er hat mit ihr Pornofilme gedreht. Kade konnte keine früheren Fotos von ihr finden, aber das hat nicht viel zu bedeuten.«
»Also ist 1987 das erste Datum, an dem du sie festmachen kannst. Wie alt war sie da etwa?«, sagte Frank.
»Fünfzehn. Wir vermuten, dass ihr Vater sie zu dieser Zeit verkauft hat. Vielleicht hat er das aber auch schon viel früher getan. Er betrachtete sie wohl als verzichtbar. Immerhin hatte er ja noch zwei Weitere wie sie«, sagte Diane.
»Tut sie dir leid?«, fragte Frank.
»Es tut mir leid, dass man ihr diese schrecklichen Dinge angetan hat und ihr die Chance nahm, ein normales Leben zu führen«, sagte sie. »Mir tut diese kleine Fünfzehnjährige leid. Die Mörderin, die aus ihr geworden ist, tut mir nicht leid, nein.«
»Warum gehen wir deine Zeitleiste nicht einmal gemeinsam durch«, schlug Frank vor, während er ihre Schultern massierte.
»Okay, 1991 wurde Greene ermordet, lebendig verbrannt. Wir glauben, es war Clymene, aber wir haben dafür keinen Beweis«, begann Diane. »Sie wäre zu dieser Zeit neunzehn gewesen, alt genug, sich selbst zu verteidigen und ab jetzt ihr eigenes Ding zu machen.«
»Man könnte argumentieren, dass sie sich nur verteidigt hat. Es war vielleicht die einzige Möglichkeit, ihrem Peiniger zu entkommen«, sagte Frank. »Wenn das Star wäre, würde ich auch von ihr erwarten, dass sie sich wehrt …«
»Ich weiß«, sagte Diane. »Und ich würde dir auch zustimmen, wenn das Töten damals aufgehört hätte.«
»Gut, das war 1991. Was kam dann?«
»Das nächste Mal begegnen wir ihr wieder sechs Jahre später im Jahr 1997. Sie heißt jetzt Kathy Delancy Bacon und ist verheiratet mit Grant Bacon aus Richmond, Virginia. Er stirbt bei einem Bootsunfall.«
»Der reiche Ehemann Nummer eins«, sagte Frank.
»Vier Jahre später, 2001, ist sie Estelle Redding, die Ehefrau von Glenn Redding aus Seattle, Washington. Er stirbt an einer akuten Staphylokokkeninfektion und hinterlässt ihr zweihundert Millionen Dollar. 2004 heißt sie Clymene Smith Carthwright, verheiratet mit Robert Carthwright aus Atlanta. Er stirbt, als ein Auto, das er gerade repariert, vom Wagenheber fällt und ihn erdrückt. 2006 ist sie dann Clymene O’Riley, Ehefrau von Archer O’Riley hier in Rosewood, der an Tetanus stirbt. Das ist ihre Geschichte, soweit wir sie kennen«, sagte Diane.
»Die Ereignisse auf deiner Zeittafel haben überall in den Vereinigten Staaten und in Europa stattgefunden. Du hast mir erzählt, dass das von Jin erstellte epigenetische Profil darauf hindeutet, dass Clymene von ihren Schwestern getrennt wurde und eine Reihe von Jahren umherzog, während die beiden anderen Schwestern näher beieinander gelebt haben müssen. Das würde den Schluss untermauern, dass die Frau in deiner Zeittafel wirklich Clymene und nicht eine ihrer Schwestern war«, sagte Frank.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um Clymenes Zeittafel handelt, aber ich möchte im Moment andere Möglichkeiten noch nicht ausschließen. Clymene hat uns bisher schon einige Male überrascht.«
»Noch etwas Wein?«, fragte Frank.
Diane schüttelte den Kopf und kuschelte sich wieder in Franks Arme. »Das ist wirklich richtig heimelig«, sagte sie.
»Du weißt, dass du das weit regelmäßiger haben könntest«, sagte er.
»Was meinst du damit?«, fragte sie.
»Du weißt genau, was ich meine. Du brauchst ein Heim. Zieh hier ein. Das ist ein großes Haus. Du kannst hier dein eigenes Reich haben, wenn dir das angenehmer ist. Du könntest die ganze obere Etage übernehmen.«
Diane schwieg einige Sekunden. Bei Frank einzuziehen, hatte irgendwie etwas Verpflichtendes. Andererseits genoss sie es, Frank so nahe zu sein. Sie würde gerne abends in ein solches Heim zurückkehren.
»Du sagst ja gar nichts«, unterbrach er die Stille. »Du musst doch irgendwo wohnen, solange du ein Haus suchst. Dann kannst du dir bei dieser Suche auch richtig Zeit nehmen. Probiere es einfach mal aus, länger hierzubleiben. Vielleicht gefällt es dir sogar. Außerdem brauche ich jemanden, der so gute
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