Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
nur getreten, gebissen und gekratzt.« Sie verschloss die Eiskrempackung und stellte sie zurück in den Kühlschrank.
»Du glaubst also, dass er ein Kind hat, das in die erste Klasse geht, und versuchst jetzt, ihn mit Hilfe dieses Kindes aufzuspüren«, sagte Frank.
»Das ist mein Plan. Vielleicht erkenne ich den Namen eines Kindes in dieser Klasse wieder.«
»Dein Vorstandsmitglied hat gesagt, dass die Liste von einer Lehrerin in Adamsville stammt«, sagte Frank. »Das liegt im gleichen County wie das Gefängnis.«
»Das stimmt«, sagte Diane. Sie wusch ihren Löffel und legte ihn in die Küchenschublade zurück.
»Du könntest nachschauen, ob in die Klasse dieser Lehrerin ein Kind mit dem Nachnamen Tully geht«, sagte er.
Diane starrte ihn mit großen Augen an. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Bis heute Abend hatte ich Grace Noel völlig verdrängt. Eric Tully hat eine Tochter in ähnlichem Alter. Glaubst du, dass Clymene irgendwie …« Diane machte eine Pause, wobei sie Frank weiterhin anstarrte.
»Du hast selbst gesagt, dass dir das Ganze von Anfang an wie ein Spiel erschien, als ob wir es hier mit einem Filmdrehbuch zu tun hätten. Dein Eindruck hat dich, glaube ich, nicht getrogen. Alles war darauf angelegt, dich in eine bestimmte Ecke zu drängen, so dass Clymene aus dem Gefängnis entkommen konnte – und sich obendrein noch ein wenig an dir rächen konnte.«
»Glaubst du, dass Clymene Tully manipuliert?«, fragte Diane.
»Das ist nur eine Vermutung«, sagte Frank. »Das stimmt vielleicht alles gar nicht.«
»Aber es ergibt Sinn«, sagte Diane. »Glaubst du, dass sie auch hinter der Sache mit den Artefakten steckt?«
»Ich weiß es nicht. Dazu brauchte man wohl mehrere Personen. Ich wette, dass Clymene nur ihren Schwestern vertraut – und vielleicht noch diesem einen Mann, wer immer er ist. Ich glaube nicht, dass sie Dritten so sehr vertrauen würde, vor allem bei etwas, womit man ihr vielleicht auf die Spur kommen könnte.«
»Ich muss unbedingt Garnett anrufen«, sagte Diane.
Sie ging ins Wohnzimmer und wählte Garnetts Handynummer. Als es zu klingeln begann, bemerkte sie die Zeit. Er war wahrscheinlich gerade daheim beim Essen. Sie legte auf.
»Ich rufe sein Büro an und hinterlasse eine Nachricht«, sagte sie.
Als sie gerade nach dem Telefon greifen wollte, klingelte es.
»Los, geh ran«, sagte Frank. »Du lebst jetzt hier.«
Diane hob den Hörer ab und meldete sich.
»Hey, sind Sie das, Diane?« Es war Garnett.
»Ja, es tut mir leid. Ich hatte zu spät bemerkt, dass es Ihre Essenszeit ist«, sagte sie.
»Das ist schon in Ordnung. Was gibt es Neues?«, sagte er.
Sie erzählte ihm von der Beweislinie, die darauf hinwies, dass Eric Tully sie überfallen haben könnte. »Ich weiß, dass es da noch eine Menge Unklarheiten gibt, aber ich dachte, man sollte das trotzdem einmal nachprüfen.«
»Da stimme ich Ihnen zu. Ich schicke gleich jemanden los, der ihn aufs Präsidium bringt«, sagte er. »Vielleicht lassen sich das Blut und die Haare tatsächlich ihm zuordnen, dann können wir ihn verhaften.«
»Ich bin morgen nicht in der Stadt«, sagte Diane. »Kingsley und ich fliegen nach North Carolina, um mit einer Verwandten von Clymene zu sprechen.«
»Haben Sie doch eine gefunden? Ich nehme an, Sie haben das auch den Marshals mitgeteilt«, sagte er.
»Kingsley hat das gemacht. Sie fliegen ebenfalls hin, aber erst, nachdem sie die Aussage einer Zeugin überprüft haben, die Clymene in Kalifornien gesehen haben will.«
»In Kalifornien? Das ist auch nicht gerade um die Ecke«, sagte er. »Was steckt denn da wieder dahinter?«
»Ich weiß es nicht. Der Informationsfluss zwischen mir und den Marshals läuft nur in eine Richtung«, sagte Diane.
»Wem sagen Sie das«, seufzte er. »Wohnen Sie gerade bei Frank?«
»Ja, bis ich etwas anderes gefunden habe. Vielleicht kaufe ich mir ein Haus, ich weiß es noch nicht«, sagte sie.
»Guten Flug«, wünschte er ihr zum Abschied.
Nachdem sie aufgelegt hatte, erzählte sie Frank, dass die Polizei Eric Tully verhören werde.
»Ich hoffe, dass er mich jetzt nicht mehr behelligen wird«, sagte sie. »Ich kann nur mit einer gewissen Zahl von Bällen jonglieren, sonst lasse ich sie alle auf einmal fallen.«
Kapitel 45
E s war zwar kein langer Flug, aber Diane hasste das Fliegen. Intellektuell verstand sie sehr wohl, was Flugzeuge in der Luft hielt, aber tief im Herzen glaubte sie einfach nicht an den Bernoulli-Effekt oder den
Weitere Kostenlose Bücher