Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
angefangen habe, sie zu schlagen und zu bedrohen. Sie fragte sie, was sie jetzt tun solle. Lorimer verschaffte ihr mit Hilfe ihrer Organisation eine neue Identität mit einer neuen Geburtsurkunde, Sozialversicherungsnummer und was sonst noch alles dazugehört.«
»Das war sehr clever von Clymene«, sagte Diane.
»In der Tat. Clymene verschwand einfach, und nur der Sohn hätte gerne gewusst, wo sie war.«
»Warum?«, fragte Diane.
»Das ist der Clou der Geschichte. Sie scheint vor ihrem Abgang noch die Überseekonten seines Vaters abgeräumt zu haben – etwa einhundert Millionen Dollar.«
»Einhundert Millionen«, rief Diane aus. »Das ist ein Haufen Geld. Damit war der Ehevertrag reine Makulatur.«
»Zumindest, was Clymene betraf«, sagte er. »Das Nachlassgericht hatte auf den Kaimaninseln keine Zuständigkeit, und sie kannte offensichtlich die Kontonummern und Zugangscodes.«
»Glauben Sie, Clymene wusste schon, dass er gewalttätig war, bevor sie ihn geheiratet hat?«, fragte Diane.
»Clymene hat eine exzellente Menschenkenntnis. Natürlich wusste sie das, und sie machte das Spiel eine gewisse Zeit mit«, sagte Kingsley. »Die Ehe mit Grant Bacon war nicht umsonst die kürzeste ihrer Ehen. Bevor sie verschwand, übergab sie Emma Lorimer eine riesige Summe für deren Hilfsorganisation für misshandelte Frauen. Lorimer erzählte mir, sie habe es zuerst ablehnen wollen, aber Clymene habe darauf bestanden. Sie meinte, sie könne von jetzt an für sich selbst sorgen und wolle etwas zurückgeben.«
»War es ihr ernst damit, oder war das ein weiterer Teil ihres Spiels?«, fragte Diane.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht ein wenig von beidem«, entgegnete Kingsley.
Diane schaute die Seite mit den Notizen über Glenn Redding aus Seattle, Washington, durch. Hier gab es kaum etwas, was sie noch nicht wusste. Auch bei dessen Tod vermutete niemand irgendwelche Unregelmäßigkeiten, geschweige denn ein Verbrechen. Unten auf der Seite hatte Kingsley zusammengerechnet, wie viel sie von Redding geerbt hatte. Es waren tatsächlich zweihundert Millionen Dollar.
»Sie gab der Tochter zehn Millionen und richtete ihr ein Treuhandkonto über weitere fünfundzwanzig Millionen ein, die ihr im Falle eines Universitätsabschlusses ausbezahlt werden sollten«, sagte Kingsley.
»Hat die Tochter einen solchen Abschluss gemacht?«, fragte Diane.
»Ja, an der University of Washington in Kommunikationswissenschaft. Sie hat ihr Geld bekommen. Sie verstehen jetzt sicher, warum dieser Anwalt, Trenton Bernard, keinen Verdacht gegen Mrs. Redding schöpfte. Es sah so aus, als ob sie nur den Willen ihres verstorbenen Mannes erfüllte.«
»Clymene ist wirklich gut«, sagte Diane.
»Ich habe zusammengezählt, wie viel Geld sie von ihren Ehemännern erhalten hat – dreihundertfünfundachtzig Millionen Dollar«, sagte Kingsley. »Das sind etwa neunzehn Millionen Dollar jährlich, von ihrem fünfzehnten Lebensjahr an gerechnet.«
»Mir war nicht klar, dass es so viel war. Clymene ist eine reiche Frau«, sagte Diane. »Ihre Schwestern helfen ihr bestimmt, es irgendwo zu verstecken. Ich weiß, dass die Polizei von Rosewood keinerlei Hinweise auf irgendwelchen Geldbesitz gefunden hat.«
»Sie hat auch auf einem anderen Gebiet äußerst umsichtig gehandelt«, sagte er. »Sie hat alle ihre Steuern bezahlt.«
»Was?«, rief Diane aus und schaute Kingsley überrascht an. »Sie hat Steuern auf verborgenes Geld gezahlt?«
»Nach jedem Todesfall blieb sie so lange in der Gegend, bis sie alle Steuern bezahlt hatte. Erst dann verschwand sie. Sie muss aus Al Capones Fehler gelernt haben. Soweit ich es beurteilen kann, bekommen wir weder sie noch eines ihrer Pseudonyme wegen Steuerhinterziehung dran«, sagte Kingsley.
»Was ist mit den einhundert Millionen aus den Überseekonten, die sie geleert hat?«, fragte Diane.
»Auf ihrer nächsten Steuererklärung gab sie an, sie habe einhundert Millionen bei einem Inlandsgeschäft verdient. Sie hat auch dafür die Steuern entrichtet«, sagte Kingsley.
»Sie steckt voller Überraschungen!«
Das Flugzeug landete auf dem Regionalflughafen des Craven County. Sie mieteten sich ein Auto, und Diane saß am Steuer. Kingsley hatte recht gehabt. Sie saß lieber in einer Maschine, die sie kontrollieren konnte. Während er sich aus dem Internet extra eine Karte der Gegend heruntergeladen hatte, fand sie den Weg mit Hilfe des im Mietwagen installierten Navigationssystems.
Carley lebte etwa fünfzehn Kilometer
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