Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
außerhalb von New Bern. Diane war noch nie hier gewesen, wusste aber einiges über diese Gegend. New Bern war eine hübsche Stadt mit einer Geschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückging. Vor der Küste lagen Hunderte gesunkener Schiffe, von denen einige sogar vom Ufer aus sichtbar waren. Die Outer Banks von North Carolina waren ehemals der Schlupfwinkel des berühmten Seeräubers Blackbeard gewesen. Sie hätte sich gerne manches angeschaut, aber dafür war jetzt keine Zeit. Aber alles in allem hätte sie lieber nach Blackbeards Schatz gesucht.
»Was haben Sie Carley erzählt?«, fragte sie schließlich. Kingsley hatte diese angerufen, während Diane den Mietwagen, einen Mitsubishi Outlander, besorgt hatte.
»Dass wir vom FBI und der Polizei von Rosewood, Georgia, kommen und sie gerne besucht hätten. Ich dachte, es würde sie nur verwirren, dass jemand vom FBI mit der Direktorin eines Naturkundemuseums zusammenarbeitet.«
Diane lachte. »Haben Sie ihr auch gesagt, worum es geht?«
»Nur andeutungsweise. Ich habe ihr ganz allgemein erzählt, es gehe um eine Frau, die aus dem Gefängnis geflohen sei, und dass wir auf sie gestoßen seien, weil sie ihre DNA ins Internet gestellt habe. Das war alles. Ich wollte sie nicht gleich mit der Nachricht schockieren, dass sie eine manische Killerin auf ihrem Familienstammbaum haben könnte. Biegen Sie hier links ab«, sagte er dann plötzlich. »Es müsste gleich hinter dieser Anhöhe liegen.«
Diane schaute auf ihr Navi. Es stimmte mit Kingsleys Karte überein.
Sie hatte ein stilvolles, altmodisches Haus erwartet. Tatsächlich war es eine kleine Siedlung mit neuen, kastenartigen Häusern, die nur entfernt ihren viktorianischen Vorbildern glichen. Sie waren hübsch, standen aber sehr eng beieinander. Auch die Anpflanzungen in der Umgebung waren noch recht neu. Die Bäume waren noch klein, die Blumen hatten noch keine Blüten, und die ersten Grashalme durchdrangen gerade mal die Strohabdeckung. Das Haus, in dem Carley Volker lebte, war grau mit weißen Fenster- und Türeinfassungen. Sie stellten ihren Wagen auf der Zufahrt ab.
Carley kam ihnen sofort aus dem Haus entgegen. Sie war viel jünger, als Diane erwartet hatte, etwa Anfang zwanzig, schlank, mit goldblondem Haar und blauen Augen. Sie trug Jeans und ein aprikosenfarbenes T-Shirt. Sie grinste sie breit an.
»Kommen Sie herein. Es ist so ein schöner Tag. Mama serviert den Tee hinten auf der Veranda.«
»Vielen Dank«, sagte Diane. Sie zeigte ihren Ausweis. »Ich bin Diane Fallon, und das hier ist Agent Ross Kingsley.«
»Hallo, Miss Volker«, sagte Kingsley und hielt ihr ebenfalls seinen Ausweis vors Gesicht.
Sie betrachtete beide flüchtig, ohne mit dem Grinsen aufzuhören. Carley war eindeutig zu vertrauensselig.
Sie führte sie zur rückwärtigen Veranda, wo ihre Mutter gerade Eistee und Plätzchen auf den Tisch stellte.
»Sehen Sie das Fenster da oben?« Carley deutete auf ein Erkerfenster im ersten Stock. »Das ist mein Zimmer. Von da hat man eine großartige Aussicht auf das Marschland und den Küstenkanal. Wir sind gerade erst hier eingezogen«, fügte sie noch hinzu.
Diane merkte, dass Kingsley dasselbe dachte wie sie. Carley gab zu viele Informationen über sich selbst preis. Sie betrachtete die grünen Marschgräser, die sich in der Küstenbrise wiegten, und die Wasservögel im Landeanflug. Es war ein schönes, beruhigendes Bild.
»Hallo, ich bin Carleys Mutter, Ellen Volker. Carley ist begeistert, dass jemand ihren Interneteintrag gesehen hat.«
Ellen Volker war eine ältere Ausgabe ihrer Tochter, nicht mehr ganz so schlank und mit den ersten grauen Strähnen im Haar. Sie schien sich ebenso über ihr Kommen zu freuen wie ihre Tochter.
»Hat Ihre Tochter Ihnen erklärt, warum wir hier sind?«, fragte Diane.
»Irgendetwas von einer Frau, die aus dem Gefängnis entkommen ist. Ich bin nicht sicher, ob ich das alles verstanden habe. Bitte nehmen Sie Platz, und greifen Sie zu.« Sie deutete auf den Tee und die Plätzchen.
»Mama macht die besten Plätzchen«, sagte Carley und zog sich ebenfalls einen Stuhl heran. »Also, Sie haben mich durch mein DNA-Profil gefunden, das ich ins Internet gestellt habe. Heißt das, dass es hier um jemanden geht, mit dem ich verwandt bin? Ich versuche gerade, meinen Familienstammbaum zu erforschen. Außerdem mache ich bei ›Deep Ancestry‹, diesem weltweiten Genomprojekt, mit. Haben Sie schon einmal davon gehört?«
Kingsley schüttelte den Kopf. »Darüber
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