Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
Bewohner gehören ihre Mitglieder zu den angesehensten Leuten auf den Outer Banks. Sie wissen nur nicht, wer da mitten unter ihnen gelebt hat.
Einmal verlor mein Mann seine Arbeit – er war Buchhalter. Da bot ihm Alain einen Buchhalterjob in seinem Büro an. Meine Schwester rieb mir danach ständig diese Großzügigkeit unter die Nase, wobei sie dieses Wort immer besonders betont aussprach, damit ich nur ja nicht vergaß, wie sehr ich jetzt in ihrer Schuld stand.«
Die Großmutter nippte an ihrem Tee und griff nach einem Schokoladenplätzchen, das sie ganz aufaß, bevor sie weiterredete.
»Dann wurde meine Schwester schwanger. Sie hatte es nicht leicht. Sie bekam Drillinge.« Sarah musste lächeln. »Das waren die goldigsten kleinen Wesen, die ich je gesehen habe, und sie ähnelten sich wie ein Ei dem anderen. Sie musste ihnen farbige Bänder um das Handgelenk binden, damit man sie auseinanderhalten konnte. Ich nahm ihr damals einige Arbeit ab. Das war die einzige Zeit, wo wir gut miteinander auskamen. Alain machte sich dagegen nicht allzu viel aus ihnen. Manchmal tätschelte er ihnen das Köpfchen und lächelte, wenn ihm jemand wegen ihnen Komplimente machte, aber echte Liebe habe ich bei ihm nie gesehen. Nicht wie eure Daddys euch geliebt haben.«
»Waren ihre Namen Iris, Lily und Rose?«, fragte Diane.
Sarah nickte. »Ja, das stimmt. Iris, Rose und Lily Delaflote.«
Die Sonne verschwand hinter einer Wolke, und es wurde kühl. Diane bemerkte einige Moskitos, die wohl aus dem Marschland kamen.
»Eines Tages bekam mein Mann eines der Handelsgeschäfte mit und fand heraus, mit welcher Ware Alain Delaflote handelte«, sagte Sarah. »Dieses Wissen änderte unser Leben.«
Kapitel 47
S arah sah ihre Enkelin einige Sekunden an. Schließlich streckte sie die Hand aus und tätschelte Carleys glatten, sonnengebräunten Arm.
»Davor wollte ich dich beschützen«, sagte sie schließlich. »Ich wollte nicht, dass dich jemand entführt und in die Sklaverei verkauft.«
Das hatte Carley offensichtlich nicht erwartet. Sie ließ ein helles Lachen hören. »Aber Oma, heutzutage gibt es doch keine Sklaverei mehr. Dies ist das 21. Jahrhundert«, sagte sie.
Sarah Wallace runzelte die Stirn. »Frag einfach die beiden da drüben, ob es heute noch Sklaven gibt«, sagte sie.
Carley schaute mit einem nachsichtigen Lächeln zu Diane und Kingsley hinüber. Die liebenswerte Arroganz der Jugend, dachte Diane, während sie einmal tief Atem holte.
»Heute gibt es auf der Welt etwa zwölf Komma drei Millionen Sklaven, die zum Teil Zwangsarbeit leisten oder gegen ihren Willen als Soldaten kämpfen müssen. Die meisten werden allerdings zu sexuellen Diensten aller Art gezwungen«, sagte Diane.
Sie machte eine kleine Pause, während der Carley und ihre Mutter Ellen sie fassungslos anstarrten. Die Großmutter nippte ganz ruhig an ihrem Tee.
»Ich war früher Menschenrechtsermittlerin«, fügte Diane hinzu.
Diane beobachtete, wie Carleys Lächeln diesem ungläubigen Gesichtsausdruck wich, den sie schon oft bei Leuten gesehen hatte, denen sie solche Statistiken vortrug. Diane hasste es, Carley einen Teil ihres unschuldigen Idealismus nehmen zu müssen.
»Stimmt das?«, flüsterte sie. »Gibt es wirklich noch Sklaven auf dieser Welt? Aber doch bestimmt nicht in den Vereinigten Staaten?«
Und schon verschwindet ein weiterer Teil ihres Idealismus, dachte Diane.
»Heute gibt es in den Vereinigten Staaten etwa zehntausend versklavte Menschen. Etwa neunundvierzig Prozent sind meist weibliche Sexsklaven, der Rest Zwangsarbeiter.«
»Damit hat Alain gehandelt«, sagte die Großmutter und stellte ihr Eisteeglas mit einem dumpfen Knall auf der Tischplatte ab. »Seine Gemeinde auf den Outer Banks hielt ihn für einen sozial engagierten Menschen. Sie verliehen ihm sogar Auszeichnungen für seine sozialen Verdienste.« Sie schnaubte voller Verachtung.
»Soziale Verdienste, dass ich nicht lache. Der Mann verkaufte weibliche Teenager. Er richtete immer wieder für Mädchen aus Waisenhäusern und Erziehungsheimen extravagante Partys aus. Es waren immer Teenager, nichts anderes. Offiziell begründete er das damit, dass diese schwerer zu vermitteln seien als jüngere Kinder und deshalb besondere Hilfe benötigten. Manchmal nahmen an diesen Partys auch Eltern teil, die angeblich nach Kindern suchten, die sie adoptieren könnten. Tatsächlich waren diese potenziellen Eltern Mädchenhändler. Sie wählten diejenigen aus, die ihnen gefielen, bestellten
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