Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
aufzuspüren und zu überführen sind, da ihre Verhaltensmuster nicht so offensichtlich sind.«
»Clymene wird von ihrer Profitgier angetrieben«, sagte Diane. »Passt sie damit wirklich in die Kategorie der Serienmörder, selbst wenn sie mehrere Menschen umgebracht haben sollte?«
Kingsley nickte. »Ich glaube schon, wenngleich es eine Diskussion darüber gibt.«
Plötzlich frischte der Wind auf, und es wurde empfindlich kühl. Dianes Papierserviette wurde vom Tisch geweht. Sie sprang auf und fing sie, bevor sie zwischen den Zierpflanzen vor der Terrasse verschwinden konnte.
»Lassen Sie uns reingehen«, sagte sie.
Kingsley schaute auf die Uhr. »Eigentlich könnten wir fast schon zu Abend essen.«
»Gute Idee«, sagte Diane. Sie hoffte, dass sich so spät am Tag niemand mehr nach den ägyptischen Artefakten erkundigen würde.
Sie nickte der Kellnerin zu, die ihnen folgte, als Diane zu einer etwas abseits gelegenen Nische im hinteren Teil des Restaurants ging. Kingsley bestellte sich ein Prime Rib-Steak und Diane marinierten Lachs. Nachdem sie die Bestellung aufgenommen hatte, brachte die Kellnerin beiden Eistee.
Kingsley nahm einen Schluck, setzte das Glas ab und spitzte dann die Lippen, als ob er sich daran zu erinnern versuchte, worüber er gerade gesprochen hatte.
»Ja, Clymene mordet aus Profitgier, das glaube ich auch. Aber sie zeichnet auch eine ganz spezielle Vorgehensweise aus. Einige Serienmörder morden, um ihre eigenen Tötungsphantasien zu befriedigen. Der typische berechnende Serienmörder bleibt bei einer einzigen Methode wie etwa Gift, mit der er sich am besten auskennt und die er deshalb für einfach und sicher hält. Clymene dagegen wählte ihre Vorgehensweise je nach den Umständen. Die Art, wie ihre Männer zu Tode kamen, hatte immer etwas mit deren typischen Tätigkeiten zu tun.«
Kingsley stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte die Fingerspitzen aneinander. »Wenn Clymene tatsächlich hinter dem Tod von Robert Carthwright steckt, dann hat sie dessen aufgebockten Oldtimer, unter dem er gerade lag, um ihn zu reparieren, auf ihn fallen lassen, so dass er erdrückt wurde. Das ist weder eine einfache noch eine sichere Methode.«
»Was ist mit dem Mord an Archer O’Riley, den einzigen Mord, den wir ihr nachweisen können?«, fragte Diane. »Dachte sie, seine Familie und Freunde würden glauben, dass er sich bei einer Grabung im Ausland mit Tetanus infiziert hatte?«
»Warum nicht? Amerikaner halten es für durchaus glaubhaft, dass jemand an einer bakteriellen Infektion stirbt, die er sich in einem fremden Land eingefangen hat, vor allem wenn das Opfer zuvor in alter, kontaminierter Erde gegraben hat.«
»Da haben Sie wohl recht«, stimmte Diane zu. »Auch sein Sohn hat ja keinen Verdacht geschöpft.«
»Es war Clymenes Pech, dass Archer O’Riley mit Vanessa Van Ross befreundet war. Ich bezweifle, dass die Polizei dem Verdacht einer Kellnerin Vanessa Jones oder selbst einer Bankpräsidentin Vanessa Smith Beachtung geschenkt hätte. Aber die Van Ross’ gehören zu den Gründerfamilien von Rosewood, und ihr Name wiegt hier schwer. Es gelang ihr, O’Rileys Sohn davon zu überzeugen, dass mit dem Tod seines Vaters etwas nicht stimmte. Beide konnten dann auch die Polizei zu weiteren Nachforschungen bewegen. Ich muss Ihnen ja nicht erzählen, dass nur im Fernsehen alle unzeitigen Todesfälle eine kriminaltechnische Untersuchung auslösen. Dass Sie dazugerufen wurden, war völlig ungewöhnlich. Und dann hatte Clymene auch noch das Pech, dass Sie diesen belastenden Wattebausch fanden. Ich bin mir sicher, dass sie dachte, sie habe alles, was sie belasten könnte, entsorgt.«
»Das ist sicher alles richtig, aber was hat das jetzt mit mir zu tun?«, fragte Diane.
Die Kellnerin brachte ihr Essen, und einige Minuten sprach keiner von ihnen ein Wort. Nach einiger Zeit legte Kingsley sein Besteck nieder.
»Bis jetzt beruht der Großteil von Clymenes Profil nur auf ein paar mehr oder weniger begründeten Vermutungen von mir. Ich kann mich ja auch nur auf einen einzigen bewiesenen Mord stützen, nämlich den an Archer O’Riley. Wenn ich Clymene wirklich begreifen will, muss ich wissen, wer sie ist und wer sie war, bevor sie Robert Carthwright heiratete. Ich brauche mehr Hintergrundwissen und weit mehr Informationen – wahrscheinlich auch mehr Opfer. Ich möchte, dass Sie ihre echte Identität für mich herausfinden.«
»Nein«, sagte Diane sofort.
»Sehen Sie, ich hatte Ihnen ja gesagt,
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