Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
Sie würden zuerst einmal ablehnen. Bin ich nicht gut?« Kingsley grinste sie an.
»Ich habe dazu überhaupt keine Zeit. Bedenken Sie, zwei Vollzeitjobs und eine Reihe von Hobbys, denen ich gerne wenigstens von Zeit zu Zeit mal nachgehen würde.« Ganz zu schweigen von einem Freund, den ich wirklich liebe und den ich gelegentlich einmal sehen möchte, dachte sie.
»Ja, ich erinnere mich, dass Sie Höhlen erforschen«, sagte Kingsley. »Das gefällt Ihnen, nicht wahr?«
»Ja, das tut es wirklich. Es gibt kaum etwas anderes, was mich so entspannt«, sagte Diane.
»Nun ja … wenn Sie das so sehen.« Kingsley lächelte und schaute – wie im Übrigen viele ihrer Bekannten –, als ob er es nicht fassen könne, dass jemand so etwas für beruhigend hielt. »Und wenn ich mich recht erinnere, sind Sie mit einem Detective aus Atlanta, einem Ermittler für Betrugs- und Computerdelikte, befreundet.«
»Stimmt. Wenn ich ihn denn mal sehe«, sagte Diane. »Das möchte ich auch nicht ganz aufgeben. Außerdem hatten Sie recht. Ihr Angebot, dem Staatsanwalt an meiner Stelle über meinen Besuch im Gefängnis zu berichten, wiegt den Gefallen, um den Sie mich gebeten haben, bei weitem nicht auf. Ihnen stehen doch auch die gesamten FBI-Ressourcen zur Verfügung. Warum brauchen Sie mich da überhaupt noch?«
»Das Ganze ist ein abgeschlossener Fall«, sagte er. »Sie sitzt lebenslang im Gefängnis. Sie werden keine weiteren knappen Ressourcen einsetzen, nur um irgendwelche Theorien oder Hypothesen zu überprüfen. Wenn es da draußen noch andere Opfer von Clymene geben sollte, hätte ich das gerne gewusst. Dagegen würden sich das FBI und der Staatsanwalt erst wieder für sie interessieren, wenn Indizien auftauchen sollten, die auf weitere Morde hindeuten.«
Er schüttelte den Kopf und gestikulierte, als ob er nach etwas Ungreifbarem greifen wollte. »Gewöhnlich überführen wir Serienmörder, indem wir uns ihre Opfer genau anschauen und die Muster in der Ausführung ihrer Morde aufdecken. Einige Serienmörder schlüpfen uns durch die Finger, weil sie sich die Gefährdetsten und für uns am wenigsten Fassbaren wie jugendliche Ausreißer, Prostituierte oder illegale Ausländer als Opfer aussuchen. In solchen Fällen ist es manchmal nur schwer möglich, Verbindungen zwischen den einzelnen Taten herzustellen. Aber selbst dann haben wir am Schluss erstaunlich oft Erfolg.« Er spießte mit seiner Gabel ein Stück Steak auf.
»Ich glaube allerdings, dass es da draußen noch mehr Menschen wie Clymene gibt, die so klug und umsichtig vorgehen, dass wir sie niemals mit einem Mord in Verbindung bringen«, fuhr er fort. »In einigen Fällen merken wir wahrscheinlich gar nicht, dass es überhaupt ein Mord war. Mein Ziel ist es, eine Methode zu entwickeln, diese verdeckten Serienmorde zu erkennen. Dazu muss ich alles zusammentragen, was wir über überführte Mörder dieser Art wissen. Ich muss Clymenes Hintergrund kennen und vor allem herausfinden, ob es da noch weitere Ehemänner gegeben hat.« Er machte eine kurze Pause, um von dem aufgespießten Fleischstück abzubeißen.
Diane schüttelte den Kopf. Sie schien nicht ganz überzeugt. »Selbst wenn wir herausfinden, wer sie ist, haben wir sicher noch nicht alle ihre Identitäten aufgedeckt. Sie könnte ja nach jedem ihrer Morde eine neue Persönlichkeit angenommen haben, bevor sie sich einem neuen Opfer zuwandte.«
Er nickte. »Ja, diese Möglichkeit besteht durchaus. Aber je mehr wir uns der echten Clymene nähern, desto mehr werden wir auch über ihre anderen Identitäten herausfinden.« Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Eisteeglas. »Ich weiß, dass Sie eine Menge um die Ohren haben, aber es hätte durchaus auch einige Vorteile, wenn ich Ihnen in irgendeiner Form verpflichtet wäre«, sagte Kingsley.
»Und welche wären das?«, fragte Diane.
Er lächelte und schnitt sich ein weiteres Stück Fleisch ab. »Wenn ich diese Zeitungsartikel und die Reaktionen Ihrer Mitarbeiter richtig verstanden habe, werden Sie bald Besuch vom FBI bekommen. Direkten Einfluss habe ich darauf zwar nicht, aber ich kenne den Beamten hier in unserer Gegend und könnte die Sache für Sie etwas leichter machen.« Er spießte das Fleischstück auf und schob es sich in den Mund.
»Das hört sich gut an. Aber ein Freund würde das in jedem Fall für mich tun«, sagte Diane und grinste ihn an.
»Richtig, und ich mache das natürlich auch. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie mir im Gegenzug
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