Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
Messerstiche hinwiesen. Gleichzeitig haben wir aber nur ein vollständig gesäubertes Messer gefunden.
Und was war mit diesem ganzen Blut? Wir fanden keine arteriellen Spritzspuren oder andere Hinweise auf stark sprudelndes Blut. Das ist nicht ungewöhnlich. Das Opfer kann einfach nur so daliegen und langsam verbluten. Was hat aber unser Täter in dieser Zeit getan? Hat er sich in Dr. Fallons Wohnzimmer gesetzt und gewartet? Und als dann bereits zwei Liter Blut auf dem Boden schwammen, wollte er plötzlich nicht mehr länger warten und schleppte den Leichnam nach draußen? Warum haben wir dann nicht mehr Blut auf dem Weg zu Dr. Fallons Auto gefunden? Selbst als Clymenes Herz aufgehört hatte zu schlagen, wäre immer noch weit mehr Blut aus ihren Wunden geflossen. Tatsächlich gab es nur eine relativ schwache Schleifspur.«
Sie beugten sich jetzt alle aufmerksam nach vorne. Diane wusste noch nicht, worauf er hinauswollte, aber seine Tatortanalyse war äußerst interessant.
»Was mir allerdings wirklich Kopfzerbrechen bereitete, war die Tatsache, dass man dieses Messer mit Kerosin gereinigt hatte – was übrigens eine bessere Methode ist, etwas von Blut zu säubern, als irgendwelche Bleichmittel. Warum hat man es gereinigt und es dann in den Kofferraum gelegt, der vor Blut nur so troff? Das ergab keinen Sinn. Dann fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Sie hatten gar nicht versucht, zu verbergen, was auf dem Messer war, sondern was nicht auf dem Messer war.« Jin hörte kurz zu reden auf, um die dramatische Wirkung zu verstärken.
»Hautzellen. Es war ein Sägemesser. Man hätte darauf eine Menge Hautzellen finden müssen, wenn es die Mordwaffe gewesen wäre. Wir haben keine einzige gefunden.«
»Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Garnett, »aber was bedeutet das Ganze?«
»Ich komme gleich darauf«, sagte Jin. »Alle diese Fragen brachten mich dazu, am Tatort neue Proben zu nehmen und deren epigenetisches Profil zu bestimmen. Und siehe da …«
Jin blätterte den Flipchartblock um. Auf der neuen Seite befand sich eine Zeichnung, die für Diane wie der Umriss der Blutspuren auf ihrem Wohnzimmerboden aussah. Allerdings hatte Jin innerhalb dieses Umrisses ein zweites, kleineres Muster eingezeichnet.
»Das Blut auf Dr. Fallons Boden stammte von zwei Individuen mit derselben DNA. Das Blut strömte aus zwei Behältern, was zu diesen beiden sich überlagernden Mustern führte.« Er fuhr die beiden Umrisse mit dem Finger nach. »Aber der echte Clou kommt noch. Ich habe Ihnen ja gesagt, dass Sie sich wundern werden. Beide Blutsorten stimmten mit Clymenes DNA überein. Aber keine der beiden entsprach ihrem epigenetischen Profil. Sie war es also auf keinen Fall.«
Kapitel 33
A lle acht starrten Jin gespannt an, als er das weiße Tuch hochhob. Darunter befand sich ein dritter Weihnachtsbaum, der mit Zuckerstangen geschmückt war. Einige Sekunden lang herrschte absolutes Schweigen. Schließlich meldete sich Kingsley zu Wort, nachdem er die drei Bäumchen mit offenem Mund betrachtet hatte.
»Wollen Sie sagen, sie sei ein Drilling?«
Jins Grinsen wurde noch breiter. »Sie könnte durchaus auch ein Fünfling sein. Wir wissen nur, dass es drei Leute gibt, deren Blut dieselbe DNA aufweist.«
»Was noch wichtiger ist, glauben Sie, dass sie noch lebt?«, sagte Merrick.
Er und Drew tauschten Blicke aus und fixierten dann die drei Bäume, als ob sich in ihnen Clymene verbergen würde.
»Sie könnte heute Morgen von einem Lastwagen überfahren worden sein, aber sie starb zumindest nicht in Dr. Fallons Wohnung«, sagte Jin. »Niemand ist dort gestorben, soweit die Spuren zeigen. Nur zwei ziemlich anämische Personen haben danach diesen Schauplatz verlassen.«
»Sie lebt also noch«, sagte Diane. »Und sie hat sich einen ziemlichen Vorsprung verschafft.«
»Man würde überhaupt nicht mehr nach ihr suchen, wenn es Jin nicht gäbe«, sagte David. »Gut gemacht, Kumpel. Entschuldige, dass ich kurz gedacht habe, dich hätte es jetzt endgültig erwischt.«
Die beiden Marshals sahen nicht sehr glücklich aus. »Können Sie uns irgendetwas sagen, das es uns leichter machen würde, sie aufzuspüren?«, fragte Merrick.
»Nichts Bestimmtes«, sagte Jin. »Aber ich kann Ihnen doch noch etwas Interessantes erzählen.« Er stellte das dritte Bäumchen neben die beiden anderen. »Das hier ist Clymene«, sagte er und deutete auf den Baum mit den Zuckerstangen. »Die beiden anderen, der eine mit den roten und der
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