Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
drehte, konnte sie sehen, dass Philip sich in seinem Zorn auf die Lippe gebissen hatte.
Surreal hatte längst erraten, dass Philips Verbindung zum Hof der Angellines mehr mit der Tochter als mit der Mutter zu tun hatte. Ging es ihm etwa nicht darum, wenn er das Zimmer völlig verdunkelte, um sich einreden zu können, er würde sich in aller Ruhe dem Liebesspiel mit Leland hingeben? Gab es hastige Vereinigungen der beiden, wenn Robert Benedict nicht da war, die jedoch so sehr von der Angst entdeckt zu werden überschatten waren, dass jegliche genießerische Freude auf der Strecke blieb? Nun war Sadi dort und Leland konnte ihre körperlichen Bedürfnisse mit Roberts wohlwollendem Einverständnis von einem anderen Mann befriedigen lassen.
Der Gedanke daran, wie es sich anfühlte, vom Sadisten befriedigt zu werden, jagte Surreal einen Schauder über den Rücken.
»Ist dir kalt?«, wollte Philip wissen, wobei seine Stimme ein wenig sanfter als zuvor klang.
Surreal ließ es zu, dass er die Bettdecke um sie beide wickelte. Da sie jetzt wusste, wo Sadi sich befand, würde es nicht schwierig sein, ihn zu erreichen – sofern sie das wollte. Doch da war jene rothaarige Hexe an Cassandras Altar, die nach Daemon gefragt hatte; und Surreal stand noch immer in seiner Schuld.
Sie stützte sich auf einen Ellbogen, obwohl Philip versuchte, sie mit der Hand zurückzuhalten. Dann strich sie sich das Haar aus dem Gesicht und ließ es sich wie einen langen, schwarzen Vorhang über den Rücken fallen. »Philip, wie kommst du darauf, dass Sadi Lady Benedict dient?«
»Sie lässt ihn öffentlich in ihr Zimmer rufen, sodass die ganze Familie und der Großteil des Personals wissen, dass er bei ihr ist«, fauchte Philip wütend. Der Zorn ließ seine grauen Augen matt und kalt wirken. »Und beim Frühstück erzählt sie in einem fort, wie wunderbar er sie unterhalten hat.«
»Sie behauptet tatsächlich, dass er sie gut unterhalten habe?« Surreal ließ sich lachend in die Kissen zurückfallen. Verflucht! Leland war gerissener, als sie gedacht hatte.
Philip warf sich auf sie und hielt sie gegen das Bett gedrückt. »Das findest du wohl amüsant, wie?«, fuhr er sie an. »Du denkst, das sei lustig?«
»Ach, Süßer«, meinte Surreal und verbiss sich das Lachen. »Soviel ich weiß, kann Sadi außerhalb des Bettes sehr unterhaltsam sein, aber im Bett ist er das in der Regel keineswegs. «
Philips Griff wurde ein wenig lockerer. Verwirrt runzelte er die Stirn.
»Sie ist nicht die Erste, weißt du?«, erklärte Surreal mit einem Lächeln.
»Inwiefern die Erste?«
»Die erste Frau, die derart lautstark verkündet, sich von einem Lustsklaven bedienen zu lassen.« Sie unterdrückte ein Lachen, da er die Sache noch immer nicht begriffen zu haben schien.
»Warum …«
»Damit die Leute es erwarten und die Dienstmädchen nicht über das zerwühlte Bettzeug klatschen – selbst dann nicht, wenn sie anfängt, den Lustsklaven heimlich zu entlassen, um ein paar schöne Stunden mit ihrem Liebhaber verbringen zu können, ohne dass irgendjemand Verdacht schöpft.« Surreal blickte ihm direkt in die Augen. »Und Lady Benedict hat doch wohl einen Liebhaber, nicht wahr?«
Einen Moment lang starrte Philip sie an, dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, bis die aufgesprungene Lippe ihn schmerzhaft zusammenzucken ließ.
Verspielt stieß Surreal ihn von sich, schlüpfte aus dem Bett und ging gelassen ins Badezimmer. Nachdem sie das Licht angemacht hatte, betrachtete sie ihr Spiegelbild. An ihren Armen und Schultern waren blaue Flecken und an ihrem Hals sah sie den Abdruck seiner Zähne. Der flammende Schmerz zwischen ihren Schenkeln ließ sie zusammenfahren. Deje würde ein paar Tage auf ihre Dienste verzichten müssen.
Als sie ins Schlafzimmer zurückkehrte, hatte Philip das
Bett gerichtet und lag bequem darauf, den Kopf auf die Hände gestützt. Das graue Juwel glühte in einem sanften Licht, während er die Decke hob, um Surreal wieder ins Bett zu lassen. Er untersuchte die Blutergüsse an ihrem Körper und strich behutsam mit den Fingern darüber.
»Ich habe dir wehgetan. Das tut mir Leid.«
»Berufsrisiko«, erwiderte sie in dem Bewusstsein, dass ihn diese Bemerkung treffen würde.
Philip legte ihren Kopf an seine Schulter und zog die Bettdecke erneut über sie. Sie wusste, dass er versuchte, wieder Normalität in ihre Beziehung einkehren zu lassen und sich für die Schmerzen zu entschuldigen, die er ihr verursacht hatte. Sie
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